Ende der Weltklimakonferenz Entschädigung beschlossen, Fragen bleiben
Das Abschlussprotokoll der Weltklimakonferenz in Ägypten enttäuscht viele. Zwar soll Staaten, die stark unter der Klimaerwärmung leiden, finanziell geholfen werden, ein Ausstieg aus fossilen Brennstoffen ist dennoch nicht vorgesehen.
Es wird schon hell draußen. Kurz nach dem Morgengebet einigen sich die Länder auf der Weltklimakonferenz auf einen Abschlusstext. Das Highlight: Ein Fonds für die Schäden und Verluste, die durch die Folgen des Klimawandels entstanden sind.
"Ich höre keine Einwände. Dann ist es so beschlossen." Als der vielfach kritisierte Präsident der Weltklimakonferenz, Ägyptens Außenminister Samih Schukri, den Hammer fallen lässt, gibt es viel Applaus. Vor allem von den verwundbarsten Ländern des globalen Südens. Sie hatten seit rund 30 Jahren einen solchen Geldtopf eingefordert.
Eine große Errungenschaft auch durch Deutschland findet Christoph Bals von der Umweltschutzorganisation Germanwatch: "Das war wirklich ein Riesenschritt." Es sei eine starke diplomatische Leistung, so Bals, dass Länder wie die USA, die das 15 Jahre lang massiv blockiert hätten, dass Japan, die EU und auch Frankreich, die immer die Bremser gewesen seien, mitgegangen sind.
Detailfragen sollen nächstes Jahr geklärt werden
Nun müsse der Topf mit Geld gefüllt werden, so Bals. Das soll denen helfen, die unter den Folgen des Klimawandels - zum Beispiel durch Tropenstürme oder Hitzewellen - besonders stark leiden. Wer in den Topf einzahlen soll? Dazu könnte bald möglicherweise China gehören. Das Land mit dem größten Treibhausgasausstoß pro Jahr, das offiziell noch zu den Schwellenländern zählt. Letztlich soll ein Komitee Detailfragen wie diese im kommenden Jahr klären.
Dieser Durchbruch kann aber nicht darüber hinwegtäuschten, dass Wesentliches im Abschlusspapier fehlt. Vor allem der Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas. Für Harjeed Singh vom Umweltschutz-Dachverband Climate Action Network eine riesige Enttäuschung. Bestimmte Länder hätten den Ausstieg verhindert: "Natürlich die OPEC-Länder, für die Öl und Gas weiterhin die Haupteinnahmequelle bleiben", so Singh, für die sei das eine rote Linie gewesen. "Gleichzeitig haben wir die EU und die USA gesehen, die zwar einen Ausstieg erwähnt, aber nicht gekämpft haben." Für Singh waren das nur "Lippenbekenntnisse": "Sie haben Statements gegeben, aber nie wirklich hart gekämpft."
Baerbock rügt die Organisation in Ägypten
Deprimierend - so die Sicht der Umweltschutzorganisationen. Der Klimaschutz sei durch Länder wie Saudi-Arabien torpediert worden, so Greenpeace-Deutschland-Chef Martin Kaiser - mithilfe der ägyptischen Konferenzpräsidentschaft. Bundesaußenministerin Annalena Baerbock spricht mit Blick auf das Gastgeberland von einer schwachen Organisation.
Und das Abschlusspapier? Es wurde nicht das Maximum herausgeholt. "Das es so schwierig wird, das war dann doch überraschend, weil sich ja eigentlich die G20-Staaten gerade zum 1,5-Grad-Pfad positioniert hatten", so Baerbock. "Das ist ein Ergebnis mit Hoffnung aber auch mit Frustration, weil wir Dinge, die wir bereits erreicht hatten, von einigen Ländern wieder infrage gestellt wurden. Wir alle wissen, dass wir unsere Anstrengungen mehr als verdoppeln müssen."
EU-Kommissionschef Timmermans zeigt sich enttäuscht
Nicht genug, findet auch der Vize-Präsident der Europäischen Kommission, Frans Timmermans, wenn er über das Dokument spricht: "Es bringt nicht mehr Zuversicht, dass wir die Zusagen aus dem Paris-Abkommen und von Glasgow im vergangenen Jahr erreichen. Es spricht nicht die riesige Lücke zwischen der Klimaforschung und der Klimapolitik an. Die EU ist hier angetreten, damit wir uns auf starke Aussagen einigen und wir sind enttäuscht, das wir das nicht geschafft haben."
So ist das Abschlusspapier von der Klimakonferenz in Sharm El-Sheik kein Rückschritt, aber auch kein großer Sprung nach vorn. Es bleibt bei einem Trippelschritt in einem Prozess, der über die Zukunft unseres Planeten bestimmt.