Angriff auf Flüchtlingslager Miliz tötet mehr als 45 Menschen im Kongo
Im Nordosten der Demokratischen Republik Kongo hat eine Miliz ein Massaker an Flüchtlingen verübt. Laut Behörden tötete die Gruppe mehr als 45 Menschen. Die Region Ituri wird seit Jahren von einem blutigen Konflikt erschüttert.
In der zentralafrikanischen Demokratischen Republik Kongo sind bei einem Angriff einer Miliz auf ein Flüchtlingslager mindestens 46 Menschen getötet worden. Unter den Opfern sollen 23 Kinder sein, teilten lokale Behörden mit. Das Massaker ereignete demnach in einem Dorf in der Provinz Ituri im Osten des Landes. Der Grund für den Angriff war zunächst nicht bekannt.
Die Menschen seien zumeist mit Messern und Schusswaffen getötet worden oder in ihren angezündeten Behausungen ums Leben gekommen, teilten die Behörden mit. Einige der Toten sollen enthauptet und verbrannt worden sein, sagte ein Sprecher des Roten Kreuzes. Bei den Getöteten handele es sich um Binnenvertriebene. Das Flüchtlingslager befindet sich fünf Kilometer entfernt von Bule, einem Standort der UN-Friedenstruppe.
1,7 Millionen Binnenflüchtlinge in Ituri
Die Behörden und Vertreter des Roten Kreuzes machten eine Miliz namens Kooperative für die Entwicklung Kongos (CODECO) verantwortlich. Sie gilt als gewalttätigste Gruppierung in der Provinz Ituri, die an der Grenze zu Uganda liegt, und wird für zahlreiche Angriffe verantwortlich gemacht.
Die Miliz wird als bewaffnete politisch-religiöse Sekte eingestuft. Nach eigenen Angaben verteidigt sie die Interessen der Volksgruppe der Lendu, deren Mitglieder vornehmlich als Ackerbauern leben, gegen die Viehhirten von der ethnischen Gruppe der Hema.
Der gewalttätige Konflikt zwischen den Volksgruppen der Hema und Lendu war im Jahr 2017 wieder entflammt. Dabei sind nach Angaben der Vereinten Nationen bereits Hunderte Zivilisten getötet und Tausende Menschen vertrieben worden. In der Provinz Ituri halten sich mittlerweile rund 1,7 Millionen Binnenflüchtlinge auf.
130 bewaffnete Gruppen sollen aktiv sein
Der Osten des Kongos gilt als eine der gefährlichsten Regionen der Welt. Im ganzen Land sollen etwa 130 unterschiedliche bewaffnete Gruppen aktiv sein. In der instabilen Nachbarregion Nord-Kivu erstarkte im vergangenen Jahr die Rebellengruppe M23 erneut. Die kongolesische Regierung hatte daher Truppen aus Ituri nach Nord-Kivu verlegt.
Bei einem Besuch in der vergangenen Woche sagte der stellvertretende Generalsekretär der Vereinten Nationen für Friedenssicherung, Jean-Pierre Lacroix, dass nach dem partiellen Abzug der Regierungstruppen der Einsatz der UN-Blauhelmsoldaten in der Region umso entscheidender sei.