Streit um Wasserstraße Was ist dran an Trumps Aussagen zum Panamakanal?
Präsident Trump reklamiert den Panamakanal für die USA: Die Wasserstraße, die vor mehr als 100 Jahren von den USA gebaut wurde, will er zurück. Dabei argumentiert er mit "unfairen Gebühren" und dem Einfluss Chinas. Was ist dran?
Aus seinen außenpolitischen Begehrlichkeiten machte der neue US-Präsident Donald Trump noch vor seiner Amtseinführung kein Geheimnis: Grönland hätte er gerne unter US-amerikanischer Kontrolle, Kanada ebenso - und den Panamakanal. Letzteres wiederholte er in seiner Antrittsrede mit Nachdruck: "Wir holen ihn zurück."
Warum will Trump die Kontrolle über den Panamakanal?
In den vergangenen Wochen hatte Trump wiederholt betont, die USA würden mit Blick auf die Wasserstraße "unfair behandelt". "Die von Panama verlangten Gebühren sind lächerlich, zumal die USA Panama außergewöhnliche Großzügigkeit entgegengebracht haben", hatte er auf seiner Social-Media-Plattform Truth Social geschrieben, wo er weiter von "Abzocke" sprach.
Zudem kritisierte Trump den Einfluss Chinas auf den Betrieb des Panamakanals: Er werde nicht zulassen, dass der Kanal in die falschen Hände falle, hatte er geschrieben.
Welche historische Verbindung haben die USA zur Wasserstraße?
Seit mehr als 100 Jahren verbindet der Panamakanal den Pazifischen Ozean mit dem Atlantik - er führt mitten durch die Landenge von Mittelamerika. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts hatte sich der französische Ingenieur und Unternehmer Ferdinand de Lesseps - der Erbauer der Suezkanals - erfolglos an der Konstruktion auf dem damaligen Staatsgebiet Kolumbiens versucht. Doch technische Schwierigkeiten sowie Krankheiten wie Gelbfieber und Malaria, die Tausende Bauarbeiter dahinrafften, schreckten neue Geldgeber ab.
Nach einem Bürgerkrieg und massiver Verschuldung Kolumbiens traten 1903 die USA auf den Plan. Mit der Rückendeckung von US-Truppen erklärte Panama seine Unabhängigkeit von Kolumbien. 1914 wurde der Panamakanal unter der Leitung eines US-Generals fertiggestellt.
Bis Ende 1999 kontrollierten die USA die Kanalzone. 1977 schlossen der damalige US-Präsident Jimmy Carter und der panamaische de-facto-Präsident Omar Torrijos einen Vertrag, der die Rückgabe der Kanalzone bis ins Jahr 2000 vorsah. Am 31. Dezember 1999 übergaben die USA die Kanalverwaltung schließlich an Panama.
Welche Bedeutung hat der Panamakanal heute?
Der Panamakanal ist eine der wichtigsten Wasserstraßen der Welt. Die Passage lässt Reedereien die lange und gefährliche Fahrt um die Südspitze von Südamerika vermeiden. Pro Jahr fahren etwa 14.000 Schiffe durch den Panamakanal - Schätzungen zufolge sind das zwischen drei und sechs Prozent des maritimen Welthandels. Der Kanal trägt 3,1 Prozent zu Panamas Bruttoinlandsprodukt bei.
Tatsächlich zählen Schiffe aus den USA und China zu den häufigsten Kunden des Panamakanals. Rund zwei Drittel aller Waren, die in US-Häfen be- oder entladen werden, passieren die Wasserstraße.
Was ist dran an Trumps Vorwurf, China kontrolliere den Kanal?
Die Wasserstraße wird von der panamaischen Kanalverwaltung betrieben, die auch die Passagegebühren festlegt. Die staatliche Behörde ist der Neutralität verpflichtet und muss Schiffen aller Länder zu den gleichen Bedingungen die Durchfahrt gewähren.
Die Gebühren werden anhand einer komplexen Tabelle nach Art, Größe und Ladung der Schiffe berechnet. Die Preise gelten als marktüblich, größere Frachtschiffe zahlen für die Durchfahrt mehrere 100.000 US-Dollar. Im Jahr 2023 nahm die Kanalgesellschaft rund 3,3 Milliarden Dollar (3,2 Milliarden Euro) an Passagegebühren ein. "China hat keinerlei Einfluss auf unseren Betrieb", sagte der Chef der Kanalverwaltung, Ricaurte Vásquez Morales, jüngst dem Wall Street Journal.
Panamas Präsident José Raúl Mulino hatte Trumps Vorwürfe bereits im Dezember zurückgewiesen. "Jeder Quadratmeter des Panamakanals und des umliegenden Gebiets gehört zu Panama und wird es auch weiter tun", hatte er auf der Plattform X erklärt. Nach Trumps Amtseinführung legte Mulino nach: "Der Kanal ist und bleibt Panamas Eigentum, und seine Verwaltung wird weiterhin unter panamaischer Kontrolle stehen, aus Respekt vor seiner ständigen Neutralität", teilte er mit. "Es gibt keine Nation in der Welt, die sich in unsere Verwaltung einmischt."
Gibt es chinesischen Einfluss im Umfeld des Kanals?
Während der Kanal selbst der Kontrolle Panamas unterliegt, betreibt das Konsortium "CK Hutchison Holdings" mit Sitz in Hongkong seit 1997 die Häfen Balboa und Cristóbal an den Enden der Wasserstrecke. Die Firma gehört einer reichen Hongkonger Familie und nicht dem chinesischen Staat. Es gibt allerdings Befürchtungen, dass die Regierung in Peking auch über private chinesische Unternehmen ihren Einfluss auf Häfen und Schifffahrtsrouten ausbauen könnte.
(Quelle: dpa, epd)