Ministerin Schulze auf UN-Gipfel "Brauchen Aufholjagd für Nachhaltigkeitsziele"
Beim UN-Nachhaltigkeitsgipfel geht es vor allem darum, wie die 17 Entwicklungsziele erreicht werden können. Doch die bisherige Bilanz sei bitter, sagt Entwicklungsministerin Schulze in den tagesthemen. Nötig sei eine "Aufholjagd".
Sauberes Trinkwasser für alle, Hunger und Armut beenden oder Maßnahmen zum Klimaschutz - dies sind einige der 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen. Doch die weltweite Umsetzung kommt nicht gut voran. Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze hat deshalb auf dem UN-Nachhaltigkeitsgipfel eine "Aufholjagd" gefordert, um diese Ziele zu erreichen.
Konkret gebe es dafür drei wichtige Hebel, sagte sie im Interview mit den tagesthemen. "Erstens brauchen wir mehr Geld für die Entwicklungsländer, das wollen wir über eine Reform der Weltbank erreichen. Zweitens mehr soziale Sicherungssysteme - die Hälfte der Welt hat das aber nicht. Und drittens müssen wir Frauen stärker fördern, denn die Welt wird sich nur weiterentwickeln, wenn wir alle Kompetenzen einbeziehen, und da können wir nicht auf die Hälfte der Menschheit verzichten."
"Bittere Bilanz"
Schulze räumte ein, dass die bisherige Bilanz "wirklich bitter" sei. Gründe dafür seien unter anderem die Corona-Pandemie und der Krieg Russlands gegen die Ukraine, die die Welt zurückgeworfen habe. Dennoch betonte die SPD-Politikerin in New York am Rande des Gipfels, dass es auch Fortschritte gebe. So sei die Kindersterblichkeit bereits halbiert worden und auch beim Thema Energieversorgung und Zugang zum Internet habe sich vieles getan. Dennoch müsse die internationale Kooperation verbessert und Akteure stärker zusammengebracht werden, etwa die UN und die Weltbank oder auch einzelne Staaten und UN-Organisationen.
Nur 15 Prozent der Ziele auf Kurs
Die Staaten der Welt hatten sich mit den 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung (SDG - Sustainable Development Goals) 2015 zentrale Vorsätze gegeben, mit denen etwa Hunger und extreme Armut bis 2030 beendet werden sollen. Doch die Pandemie, der Ukraine-Krieg und eine Schuldenkrise in armen Ländern haben die Ziele extrem zurückgeworfen: Wenn es so weitergeht wie bisher, werden im Jahr 2030 laut UN noch immer 575 Millionen Menschen in großer Armut und mehr als 600 Millionen in Hunger leben.
Nur 15 Prozent aller Vorsätze sind den UN zufolge auf Kurs. "In unserer Welt des Überflusses ist Hunger ein schockierender Schandfleck für die Menschheit und eine epische Menschenrechtsverletzung", sagte UN-Generalsekretär António Guterres, der ebenfalls einschneidende Änderungen im weltweiten Finanzsystem forderte. Es brauche dringend eine Neugestaltung der "veralteten, dysfunktionalen und unfairen" Struktur, damit Entwicklungsländer einen besseren Zugang zu günstigen Krediten bekämen.
Viele Staats- und Regierungschefs vor Ort
Einen ersten kleinen Erfolg gab es bereits in New York: Die 193 Mitgliedsländer der Vereinten Nationen haben eine Erklärung zur Bekräftigung der ins Stocken geratenen UN-Ziele zur nachhaltigen Entwicklung angenommen. Wie geplant wurde der Text einstimmig angenommen. Eine Staatengruppe um Russland hatte am Sonntag mit einer Blockade gedroht, ließ ihren Drohungen aber letztlich keine Taten folgen.
Von Dienstag an sollen bei der Generaldebatte nun rund eine Woche lang mehr als 140 Staats- und Regierungschefs Reden halten. Darunter sind etwa die Präsidenten der USA und der Ukraine, Joe Biden und Wolodymyr Selenskyj.