US-Wahlleute kommen zusammen Wer stimmt im "Electoral College" wie ab?
Das US-Wahlsystem ist kompliziert. Der Präsident wird nicht direkt gewählt, sondern durch das "Electoral College". Heute ist es wieder so weit: Die Wahlleute kommen in ihren Bundesstaaten zusammen.
Die Wahlnacht am 5. November war für Donald Trump ein Moment des Triumphs. Plötzlich war klar, dass er die Mehrheit des sogenannten Electoral College gewonnen hat und damit der nächste Präsident der USA wird.
Heute - genau sechs Wochen nach der Wahl - versammeln sich die insgesamt 538 Wahlfrauen und -männer in den Hauptstädten der 50 Bundesstaaten, um ihren Präsidentschafts- und Vizepräsidentschaftskandidaten zu wählen. Ihre Stimmen werden versiegelt und am 6. Januar bei einer Sitzung des Senats und Repräsentantenhauses ausgezählt und zertifiziert.
1787 in Verfassung festgehalten
Das "Electoral College" ist ein Überbleibsel aus den Anfängen der Vereinigten Staaten. Die Wahl des Präsidenten über ein Wahlkollegium wurde 1787 in der Verfassung festgehalten.
Damals glaubten die Gründerväter, dass das Land noch nicht reif sei für eine Direktwahl, erklärt John Sacher, Historiker an der University of Central Florida, bei Fox News. Im 18. Jahrhundert sei es nicht nur schwierig gewesen, die Stimmen zu zählen, auch Kommunikation sei ein Problem gewesen. Wähler in Georgia oder New York hätten gar nicht alle Kandidaten gekannt und hätten deswegen Wahlleute gewählt, so der Historiker. "Diese Wahlleute konnten selbst bestimmen, wen sie zum Präsidenten wählten. Davon sind wir heute natürlich weit entfernt."
Heutzutage werden die Wahlleute von den Parteien bestimmt. Meist sind es Menschen, die für ihre Treue zur Partei und ihre Verdienste belohnt werden. Wie viele Wahlleute ein Staat schickt, hängt von der Größe und der Bevölkerungszahl des Bundesstaates ab. Texas beispielsweise hat 40 Wahlfrauen und -männer, Maine vier.
Nur wenige Abtrünnige in der Geschichte
Seit 2020 gibt es in den meisten Bundesstaaten Geldstrafen für diejenigen, die nicht "linientreu" sind, sprich entsprechend des Wahlergebnisses abstimmen. Dass ein "Elector" vom Wahlergebnis abweicht, kommt allerdings selten vor. In der Geschichte der Vereinigten Staaten waren bislang nur 90 Wahlleute abtrünnig, davon 68 im Jahr 1872, als der Präsidentschaftskandidat zwischen Wahl und offizieller Auszählung gestorben war.
Die meisten Wahlmanipulationsversuche gab es im Jahr 2020, als Trump behauptet hatte, die Wahl sei "gestohlen" und er der rechtmäßige Wahlsieger. Mit allen Mitteln versuchte er, die Wahl juristisch anzufechten - ohne Erfolg. 84 Trump-Anhänger gaben sich damals als Wahlleute aus. Diese "fake electors" versuchten so das Wahlergebnis zu kippen.
Vermutlich reine Formsache
Als Joe Biden schließlich am 14. Dezember 2020 306, also mehr als die erforderlichen 270 Stimmen des "Electoral College" erhalten hatte, sagt er, die Rechtsstaatlichkeit und der Wille des Volkes hätten wieder einmal gesiegt. Keine drei Wochen später - am 6. Januar 2021 - stürmten Trump-Anhänger das Kapitol und versuchten die Auszählung und Zertifizierung der Stimmen im Kongress zu verhindern.
Zu Gewalt wird es diesmal hoffentlich nicht kommen. Die Stimmabgabe des "Electoral College" heute sowie die Zählung und Beglaubigung der abgegebenen Stimmen am 6. Januar 2025 dürften reine Formsache werden. 14 Tage später wird Donald Trump dann als 47. Präsident der Vereinigten Staaten vereidigt.