
Berichte von Kriegsbeobachtern Viele Tote bei Gefechten in Syrien
Im Westen Syriens ist es zu heftigen Kämpfen zwischen Anhängern des gestürzten Diktators Assad und Truppen der neuen Regierung gekommen. Mehr als 70 Menschen wurden nach Angaben der Beobachtungsstelle für Menschenrechte getötet.
Bei Zusammenstößen zwischen syrischen Sicherheitskräften und bewaffneten Anhängern des ehemaligen Präsidenten Baschar Al-Assad sind nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte mindestens 71 Menschen ums Leben gekommen. Die Regierung habe ein Gebiet entlang der Mittelmeerküste nicht mehr unter Kontrolle, teilten die Kriegsbeobachter mit.
Die Regierungstruppen schickten laut Berichten staatlicher Medien in der Nacht umfangreiche Verstärkungen in die Städte Latakia und Tartus sowie in nahegelegene Ortschaften. Die Region wird dominiert von der Minderheit der Alawiten, der auch Assad angehört.
Auch Zivilisten unter den Toten
Am Morgen seien zahlreiche Soldaten in Latakia im Einsatz gewesen, Zivilisten habe man nicht auf den Straßen gesehen, berichtete die Nachrichtenagentur AP. Ein in der Stadt und anderen Küstengebieten verhängtes Ausgehverbot sei weiterhin in Kraft. Aus Sicherheitskreisen hieß es, in einem Stadtviertel sei es zu Zusammenstößen gekommen, der größte Teil der Stadt sei aber unter Kontrolle der Regierungstruppen.
Die in Großbritannien ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte teilte mit, seit Beginn der Kämpfe am Donnerstagnachmittag seien 35 Mitglieder der Regierungstruppen, 32 Assad-treue Kämpfer und vier Zivilisten getötet worden. Zudem gibt es den Angaben zufolge Dutzende Verletzte und Gefangene auf beiden Seiten. Die Beobachtungsstelle bezieht ihre Informationen von einem Aktivisten-Netzwerk in Syrien.
Der Leiter der Beobachtungsstelle, Rami Abdurrahman, sagte, Vororte der Küstenstädte Banijas und Dschabla stünden immer noch unter der Kontrolle von Assad-Anhängern. Auch Assads Heimatstadt Kardaha und viele alawitische Dörfer in der Nähe habe die Regierung nicht unter ihrer Kontrolle.
Schwere Maschinengewehre in Wohngebieten
Abdurrahman sagte, die Zusammenstöße hätten begonnen, als ein Angehöriger der Sicherheitskräfte versucht habe, eine gesuchte Person in der Nähe von Dschabla festzunehmen. Er sei dabei in einen Hinterhalt von Assad-Anhängern geraten. Die Auseinandersetzungen sind die schwersten, seit Assad Anfang Dezember von aufständischen Gruppen unter Führung der islamistischen Gruppe Haiat Tahrir al-Scham (HTS) entmachtet wurde.
Seit dem Sturz Assads ist es mehrfach zu Angriffen auf Angehörige seiner alawitischen Minderheit gekommen, obwohl die neuen Herrscher mitgeteilt hatten, sie lehnten solche Vergeltungstaten ab.
Ein Einwohner von Kardaha sagte der Nachrichtenagentur AP, die Regierungstruppen hätten in Wohngebieten der Stadt schwere Maschinengewehre eingesetzt. Ein anderer Mann berichtete, die Einwohner hätten seit Donnerstagnachmittag wegen der Schüsse ihre Häuser nicht mehr verlassen können.