Auf Weg zu Offshore-Gasfeld Israel fängt Drohnen der Hisbollah ab
Die israelischen Streitkräfte haben über dem Mittelmeer drei Drohnen aus dem Libanon abgeschossen. Die unbemannten Fluggeräte steuerten auf ein Gasfeld im Mittelmeer zu, das beide Seiten für sich beanspruchen.
Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben drei Drohnen der Hisbollah-Miliz abgefangen, die sich auf ein umstrittenes Gasfeld im Mittelmeer zubewegten. Die "feindlichen Drohnen" seien vom Libanon gestartet und in Richtung des Offshore-Gasfelds Karisch geflogen, teilte die Armee mit. Bevor sie in dessen Nähe gekommen seien, seien die Drohnen abgefangen worden.
Wie die Armee auf Twitter mitteilte, waren die Drohnen nicht bewaffnet und hätten keine Gefahr dargestellt. Eine Drohne wurde demnach von einem Kampfflugzeug abgefangen, die beiden anderen von einem Kriegsschiff.
Die Hisbollah bestätigte den Einsatz und erklärte: "Die Mission wurde erfüllt." Den Abschuss durch Israel erwähnte sie nicht.
Begehrlichkeiten um das Karisch-Gasfeld
Der Libanon hatte im vergangenen Monat dagegen protestiert, dass ein von Israel gechartertes Schiff das Gebiet des umstrittenen Gasfeldes befuhr. Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah erklärte damals in einer Fernsehansprache, erstes Ziel müsse es sein, "den Feind davon abzuhalten", auf dem Karisch-Gasfeld Öl und Gas zu fördern. Die Hisbollah werde "nicht dabei zuschauen und tatenlos bleiben", wenn Israel "Libanons natürlichen Reichtum plündert". Dieser sei "die einzige Hoffnung zur Rettung des libanesischen Volkes", sagte Nasrallah angesichts der schweren Wirtschaftskrise im Libanon.
Die Entdeckung großer Gasvorkommen im östlichen Mittelmeer in den vergangenen Jahren hat bei allen Anrainerstaaten Begehrlichkeiten geweckt und Grenzstreitigkeiten geschürt. Aus Sicht Israels liegt das Gasfeld in seinen Hoheitsgewässern und nicht innerhalb eines umstrittenen Gebiets, um das es in Verhandlungen mit dem Libanon über die Seegrenze zwischen beiden Ländern geht.
Formal im Kriegszustand
Der Libanon und Israel hatten im Oktober 2020 erstmals unter Vermittlung der USA über ihre umstrittene Seegrenze verhandelt. Im Mai 2021 wurden die Verhandlungen ausgesetzt. In dem Grenzstreit ging es zunächst um einen 860 Quadratkilometer langen Abschnitt vor der Küste beider Länder, schließlich forderte der Libanon zusätzliche 1430 Quadratkilometer, die auch das Karisch-Feld einschließen.
Formal befinden sich die Nachbarländer noch im Kriegszustand und pflegen keine diplomatischen Beziehungen. Die UN-Friedenstruppe Unifil, die seit 1978 im Libanon stationiert ist, patrouilliert seit dem israelisch-libanesischen Konflikt von 2006 an der Grenze.