Drusen zwischen Israel und Syrien Notruf aus der Pufferzone
Den Drusen, die an der Grenze zur Pufferzone zwischen Israel und Syrien in den Golanhöhen leben, macht der Einmarsch der israelischen Truppen große Sorgen. Ein Besuch an der Grenze zeigt, warum das der Fall ist.
Qasem Safadi gießt Tee aus Kräutern ein, die er hier in den von Israel annektierten Golanhöhen gesammelt hat, unweit der Pufferzone zwischen Syrien und Israel. Seit Tagen wird sie von der israelischen Armee besetzt. Dem alten Mann aus Majd Al Shams gehört ein Feld in der Zone. Das hat seine Familie, die auf der anderen Seite in Syrien lebt, auf den Winter vorbereitet.
Qasem Safadi macht sich Sorgen um seinen Cousin aus Syrien, der in der Pufferzone festsitzt.
Es fehlt am Nötigsten
Als er die Nachricht vom Sturz des Assad-Regimes hörte, habe er sich erst gefreut, sagt Safadi. Doch dann erreichte ihn ein Notruf aus der Pufferzone: "Wir können hier nicht raus. Die Armee hat gesagt: Bleibt in den Häusern, geht nirgendwo hin. Wir hatten hier am Feld nur wenig zu essen dabei für fünf oder zehn Tage", sagt ihm Abu Jawdat, Safadis Cousin aus Syrien, der in der Pufferzone festsitzt, am Telefon. "Wir essen Pflanzen und Kräuter. Meist fällt der Strom aus. Auch Wasser gibt es nicht! Ich sammle Regenwasser. Es reicht vielleicht für eine Woche."
Fünf Familien seien in Hütten gefangen, ohne Schutz gegen den Winter. Wie lange sie ausharren müssen, wissen sie nicht, erzählt Abu Jawdat und dass sein Bruder, der auch dort ist, auf seine Herztabletten angewiesen ist, die zur Neige gehen: "Wir haben Angst um ihn. Er braucht ein Krankenhaus. Ich habe kein Auto. Selbst wenn ihm etwas passiert, könnte ich nicht aus dem Haus. Außerdem könnten sie kommen und das Land besetzen."
Er gehe hier nicht weg. Niemand solle versuchen ihn hier wegzubringen, besonders nicht Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu, sagt Abu Jawdat. Cousin Safadi auf der israelischen Seite atmet tief durch. In den israelischen Medien hat er gelesen, dass sich die Armee für den Winter im Golan einrichtet, das Gebiet auf der syrischen Seite besetzen will, bis es Gespräche mit den neuen Anführern in Syrien gibt. So hat es Netanyahu formuliert.
"Ich bin ein besetzter Mensch"
Doch mit Israel und der Regierung identifiziert sich Safadi nicht: "Ich bin ein arabisch-syrischer Bürger und ein Mensch, der unter Besatzung lebt. Ich bin ein besetzter Mensch. Der Golan ist arabisch-syrisch." Syrien sei sein Land, betont Safadi. "Ich habe in Damaskus studiert. Jeden Tag vor dem Schlafengehen denke ich daran. Ich hoffe, dass wir wieder Teil Syriens werden und ich meine Familie wieder treffe. Ich wünsche mir Frieden."
So wie Safadi denken viele Einwohner von Majd Al Shams auf der von Israel annektierten Seite der Golanhöhen. Viele Drusen hier lehnten die israelische Staatsbürgerschaft ab, sagt Yaser Khanjar, Selbsternannter Friedensaktivist aus Majdal Shams und Künstler. "Wenn ich hier aus meinem Fenster schaue und sehe, dass sie Straßen für ihre Panzer bauen, dann ist das nicht für Verteidigung.
Angst vor Bau jüdischer Siedlungen
Die Israelis, Polizeiminister Itamar Ben-Gvir Ben Gvir und Finanzminister Bezalel Smotrich, wollten damit sagen: Schaut her, hier könnt ihr eure neuen Siedlungen bauen, meint Khanjar. " Wir sind darüber sehr besorgt. Wir sind eine unbewaffnete Volksgruppe. Aber wir werden bis zum Ende sagen, dass wir Syrer sind."
Im Stadtzentrum von Majd Al Shams hängt die syrische Fahne.
In Majdal Shams hängt auf vielen Plätzen neben der drusischen jetzt auch die syrische, nicht aber die israelische Fahne. Qasem Safadi hofft, dass seine Familie bald aus der Pufferzone herauskommt. Was die Zukunft bringt, weiß er nicht. Er ist sich aber sicher, dass die israelische Armee noch lange hier sein wird.
Israelische Armee betont Nichteinmischung
Die beteuert auf ARD-Anfrage, dass alle Zivilisten in der Pufferzone sich frei bewegen dürften. Auch Essen und Medizin würden die Soldaten hineinbringen. Man mische sich aber nicht in interne syrische Angelegenheiten, heißt es in dem Statement weiter. Und auch dass sich das Rote Kreuz noch nicht an das Militär gewendet habe. Zur Zusammenarbeit sei die Armee aber bereit.