Mehr als 120 Opfer Weitere Tote nach Massenpanik in Indien
Die Massenpanik bei einer religiösen Veranstaltung in Indien hat weitere Todesopfer gefordert - mehrere Menschen starben an ihren Verletzungen. Ermittlungen zur Ursache des Unglücks laufen, die Polizei sucht einen Guru.
Nach der Massenpanik während eines Hindu-Festes in Indien ist die Zahl der Todesopfer auf mindestens 121 gestiegen. Fünf weitere Menschen seien am Morgen ihren Verletzungen erlegen, erklärten die Behörden. 28 Menschen würden noch in den Krankenhäusern behandelt.
Zu der Massenpanik kam es am Dienstagnachmittag im Bundesstaat Uttar Pradesh, als eine große Menschenmenge in einem Dorf aus einem behelfsmäßigen Zelt drängte. Augenzeugen und örtlichen Medien zufolge wurden die Opfer zu Tode getreten oder erdrückt. Die meisten von ihnen seien Frauen.
Zu viele Besucher, zu wenige Notausgänge
Als mögliche Ursache für das Unglück nannten die Behörden eine Überfüllung des Geländes und fehlende Notausgänge. Einem Polizeibericht zufolge hatten mehr als 250.000 Menschen an der Veranstaltung teilgenommen - mehr als das Dreifache der 80.000 Teilnehmer, für die eine Genehmigung bestand.
Experten erklärten, die Veranstaltung habe gegen Sicherheitsstandards verstoßen. "Die Veranstaltung wurde in einem behelfsmäßigen Zelt abgehalten, ohne dass mehrere Ausgänge vorhanden waren. Normalerweise sollte es acht bis zehn gut markierte Ausgänge geben, die in offene Bereiche führen", sagte Sanjay Srivastava, ein Experte für Katastrophenmanagement. Stattdessen gab es nach Angaben von Behördenvertretern nur einen kleinen Ausgang aus dem Zelt.
Fahndungen laufen
Was genau die Panik auslöste, ist bislang nicht abschließend geklärt. Die Behörden untersuchen den Vorfall und fahndeten nach einem Hindu-Guru, der in der Region als "Bhole Baba" bekannt ist, und nach anderen Organisatoren der Veranstaltung.
Der Verwaltungschef von Utter Pradesh, Yogi Adityanath, sagte, eine Menschenmenge sei auf den Guru zugestürmt, um ihn zu berühren, als er von der Bühne herunterkam. Freiwillige hätten versucht einzugreifen, und ein Chaos sei entstanden.
Einem ersten Bericht der Polizei zufolge drängten zu diesem Zeitpunkt Tausende Menschen zum Ausgang, wo viele auf dem schlammigen Boden ausrutschten, stürzten und von der Menschenmenge erdrückt wurden.
Immer wieder Unglücke bei religiösen Veranstaltungen
Der indische Premierminister Narendra Modi kündigte eine Entschädigungszahlung von umgerechnet rund 2.240 Euro für die Angehörigen von Todesopfern und rund 560 Euro für die Verletzten des "tragischen Vorfalls" an.
In Indien kommt es immer wieder zu tödlichen Unglücken am Rande religiöser Veranstaltungen. So starben 2016 mindestens 112 Menschen durch ein verbotenes Feuerwerk in einem Tempelkomplex im Bundesstaat Kerala. 2013 wurden 115 Gläubige bei einer Massenpanik an einer Brücke nahe einem Tempel im Bundesstaat Madhya Pradesh getötet. Ebenfalls bei einer Massenpanik starben im Jahr 2008 mehr als 220 Pilger an einem Tempel in der nördlichen Stadt Jodhpur.