20 Jahre Concorde-Absturz Das schreckliche Ende einer Ikone
Vor 20 Jahren stürzte eine Concorde von Air France kurz nach dem Start in Paris ab. Fast alle der 113 Opfer waren Deutsche auf dem Weg nach New York zu einer Kreuzfahrt. Wie kam es zu dem Unglück?
Sondersendungen im französischen Fernsehen, fast die gesamte Sendezeit der Abendnachrichten der beiden größten Fernsehsender France 2 und TF1 ist der Flugzeugkatastrophe gewidmet. Nur wenige Stunden zuvor, gegen 16:44 Uhr am 25. Juli 2000, war die Concorde kurz nach dem Start vom Pariser Flughafen Charles de Gaulle auf ein Hotel im Vorort Gonesse gestürzt und explodiert:
"Ich habe einen furchtbaren Knall gehört, dann habe ich hochgeschaut und habe die brennende Concorde abstürzen sehen. Das Flugzeug hatte eine extreme Schieflage und ich dachte, es kracht in das Hotel. Ich dachte, es sind die letzten Minuten meines Lebens.
So berichtet es damals ein Augenzeuge.
Das Überschallflugzeug stürzte auf ein Hotel im Pariser Vorort Gonesse.
Tower: "Sie haben Flammen hinter sich"
Noch auf der Startbahn fing das Überschallflugzeug Feuer. "Sie haben Flammen hinter sich", meldete der Tower. Der erfahrene Pilot konnte den Start nicht mehr abbrechen, versuchte noch eine Notlandung, aber es funktionierte nicht. Alle 100 Passagiere und die neun Crew-Mitglieder kommen bei dem Absturz ums Leben. Vier Hotelangestellte sterben am Boden. Kurze Zeit später ist Frankreichs damaliger Premierminister Lionel Jospin an der Unglücksstelle und spricht den Angehörigen der Opfer sein Beileid aus:
Ich denke an alle Opfer, an die Besatzung und an unsere deutschen Freunde, deren Angehörige unter den Opfern sind. Ich habe bereits mit dem deutschen Bundeskanzler Schröder gesprochen und ihm unser tiefes Mitgefühl ausgedrückt.
Charterflug einer deutschen Reederei
Der Air France Flug AF 4590 war ein Charterflug einer deutschen Reederei. 99 der 100 Passagiere an Bord waren auf dem Weg nach New York und wollten von dort aus auf eine zweiwöchige Kreuzfahrt in die Karibik starten. Fast alle Insassen waren Deutsche, viele aus Nordrhein-Westfalen.
Christof Wellens, Anwalt aus Mönchengladbach und Vorsitzender des Vereins Crash e.V., hat viele Hinterbliebene der Concorde-Opfer unterstützt. Federführend verhandelte er die Entschädigungen. Außerdem stand Wellens in Kontakt mit den deutschen und französischen Behörden: "Ich selbst war auch in Gonesse und habe mir die Akten dort angesehen. Das ist schon wichtig, dass die Aufklärung gemacht wird, die Angehörigen wollen das wissen."
Titanlamelle löste Unglück aus
Lange gab es Ungereimtheiten über den Unfallhergang. Erst zehn Jahre nach dem Absturz urteilte ein französisches Gericht über die Unfallursache. Ein Flugzeug der amerikanischen Airline Continental, das vor der Concorde gestartet war, hatte eine Titanlamelle verloren. Die Concorde rollte über das Metallstück, ein Reifen platze, Gummiteile durchschlugen einen Tank des Überschallflugzeugs und das austretende Kerosin fing Feuer. Es kam zur großen Katastrophe.
Noch am Abend des Unglücks strich Air France vorerst alle Concorde-Linienflüge. Auch British Airways, die zweite Airline, die die Concorde in Betrieb hatte, setzte die Flüge aus. Es war der Anfang vom Ende des luxuriösen Überschallfliegers, des einzigen Linienflugzeugs, das mit doppelter Schallgeschwindigkeit den Atlantik überqueren konnte.
Ikone der Luftfahrt
2003 wurde der Flugbetrieb dann ganz eingestellt - vor allem aus wirtschaftlichen Gründen. Denn gerechnet hatte sich das elegante, schneeweiße, superschnelle Flugzeug nie. Zu teuer, zu laut, zu umweltschädlich. Doch der Überschall-Jet faszinierte. Bis heute forschen Unternehmen an einem neuen Überschallflugzeug - noch ohne Erfolg. Und so bleibt die Concorde eine Ikone der Luftfahrt, auch 20 Jahre nachdem ihr Ende seinen Anfang nahm.