Coronavirus-Pandemie Labor in Wuhan wehrt sich gegen Vorwürfe
In den USA hält sich hartnäckig die These, dass SARS-CoV-2 aus einem Forschungslabor in Wuhan stammen könnte. Auch der US-Präsident schließt dies nicht aus. Der Chef des Instituts hat die Vorwürfe erneut zurückgewiesen.
Der Chef des Instituts für Virologie im chinesischen Wuhan hat Vorwürfe zurückgewiesen, wonach das neue Coronavirus aus seinem Labor stammen könnte. "Das Virus ist auf keinen Fall von uns gekommen", sagte Yuan Zhiming in einem Interview des Staatsfernsehens, das in chinesischen Medien verbreitet wurde. Er wisse, dass dies unmöglich sei.
"Wir wissen genau, welche Virus-Forschung in dem Institut vorgeht und wie mit Viren und Proben umgegangen wird", sagte er. Auch habe sich niemand in seinem Labor mit dem Sars-CoV-2-Virus infiziert. Es sei verständlich, dass der Standort des Labors bei den Leuten Assoziationen wecke. In Wuhan war das Virus erstmals bei Menschen diagnostiziert worden. "Aber es ist schlimm, wenn einige versuchen, die Menschen in die Irre zu führen." Die Berichte von US-Medien beruhten "ausschließlich auf Spekulation".
Propagandaschlacht zwischen China und den USA
Zwischen den USA und China hat sich ein Schlagabtausch um die Herkunft des neuartigen Coronavirus entwickelt. Laut Berichten der "Washington Post" und des Senders Fox News befürchten US-Sicherheitskreise, dass das neuartige Coronavirus aus dem Forschungslabor stammen und von dort versehentlich in die Außenwelt getragen worden sein könnte.
Die US-Regierung schließt nach eigenen Angaben nicht aus, dass das Virus nicht auf einem Wildtiermarkt in Wuhan auf den Menschen überging, sondern aus dem Bio-Labor stammt. Auch US-Präsident Trump hatte diese Theorie aufgegriffen. Auf den Verdacht gegen das Forschungslabor angesprochen, sagte er, diese "Geschichte" sei "immer häufiger" zu hören. Er kündigte eine "sehr gründliche Untersuchung" der USA an. Chinas Außenministerium weist die Vorwürfe als "wissenschaftlich unbegründet" zurück.
Yuan wandte sich auch gegen die These, dass das Virus im Labor erzeugt worden sein könne. "Es gibt keine Beweise, die zeigen, dass das Virus künstliche oder synthetische Spuren hat." Experten gehen davon aus, dass das neuartige Virus von Fledermäusen stammt und auch über ein anderes Tier als Wirt verbreitet worden sein könnte.
Deutschland und Frankreich sehen keine Beweise
Die Bundesregierung hatte am Freitag mitgeteilt, dass sie keine eigenen Erkenntnisse über die Entstehung des Virus habe. "Das Coranavirus ist in China zuerst aufgetaucht", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert lediglich. "China hat unter dem Coranavirus viel gelitten und hat viel gegen die Ausbreitung dieses Virus getan."
Auch Frankreich sieht keine Beweise dafür, dass das Coronavirus aus einem Labor in der chinesischen Stadt Wuhan stammen soll. "Wir unterstreichen, dass es bis zu diesem Tag keine Belege für diese Berichte gibt, die in US-amerikanischen Medien zirkulieren", sagte ein Offizieller im französischen Präsidentschaftspalast am Freitag.
Das 3000 Quadratmeter große Labor liegt außerhalb der Millionenmetropole Wuhan.
Die größte Virusbank Asiens
Das Institut hatte bereits im Februar die damals kursierenden Gerüchte zurückgewiesen. Demnach erhielten die Laboranten in Wuhan am 30. Dezember erstmals Proben des noch unbekannten Virus und entschlüsselten sein Genom am 2. Januar. Die Informationen über den Krankheitserreger seien dann am 11. Januar der Weltgesundheitsorganisation (WHO) übergeben worden.
Die stellvertretende Direktorin des Wuhaner Virus-Forschungslabors, Shi Zhengli, gehört zu den Autorinnen einer chinesischen Studie, wonach SARS-Cov-2 aus Fledermäusen stammt. In einem Interview mit dem US-Wissenschaftsmagazin "Scientific American" sagte sie, das von ihren Forschern entschlüsselte Genom sei nicht identisch mit einem anderen Krankheitserreger in dem Labor. Die Biosicherheitswissenschaftlerin Filippa Lentzos vom Londoner King's College sagte der Nachrichtenagentur AFP, der Ursprungsort der Coronavirus-Pandemie sei nach wie vor unbekannt. Es gebe Hinweise, die "auf einen möglichen Laborunfall" hindeuten könnten. Bewiesen sei dies jedoch nicht.
Das Wuhan Institut für Virologie unterhält die größte Virusbank Asiens, das chinesische Zentrum für die Sammlung von Viruskulturen. Mehr als 1500 verschiedene Erregerstämme sind laut der Website des Instituts dort vorhanden. Das 2018 eröffnete Zentrum ist das erste Bioforschungslabor der höchsten Sicherheitsstufe in ganz Asien. In solchen Laboren dürfen hochansteckende Krankheitserreger der Klasse vier aufbewahrt werden, zum Beispiel Ebola-Viren.