Spanien im Lottofieber Alle hoffen auf "El Gordo"
Kurz vor Heiligabend ist Spanien wieder im Lotto-Rausch: Es geht um Gewinne von insgesamt 2,4 Milliarden Euro. Alle hoffen auf den Hauptpreis: "El Gordo", der "Dicke“. Doch die Losverkäufer könnten die Stimmung etwas trüben.
Wer in Spanien Lose für die Weihnachtslotterie kaufen will, kann das im ganzen Land tun. Selbst in kleinen Orten gibt es Verkaufsstellen der staatlichen Lotteriegesellschaft. Die Chance, die Losnummer des Hauptgewinns zu erwischen, ist rein rechnerisch überall gleich: 1 zu 100.000. Trotzdem wollen viele Spanierinnen und Spanier dem Glück nachhelfen und kaufen die Lose zum Beispiel in einem Ort namens "Glück": Sort in Katalonien.
Viel Glück mitbringen
"Wir sind extra von Barcelona hierhin gekommen, drei Stunden Fahrt. Nur um hier die Lose zu kaufen", erzählt Jesus, der fest daran glaubt, aus Sort besonders viel Glück mitzubringen. Wie Hunderte andere: Die Schlange vor dem Losgeschäft in dem Pyrenäen-Ort ist in den Wochen vor der Auslosung lang. Manolo kommt nach einer halben Stunde mit einem Bündel aus 43 Zehntellosen in der Hand aus dem Laden.
"Die sind für Freunde, für den Schwager, für den Cousin, für die ganze Familie. 860 Euro habe ich hier gelassen, einen Teil bar und einen Teil mit Karte bezahlt. Ich hoffe, mir geben alle das Geld zurück. Sonst behalte ich die Lose und werde steinreich", sagt Manolo.
Viele Spanier und Spanierinnen Reisen in den Ort Sort, um sich Lottoscheine zu kaufen.
70 Prozent der Spanierinnen und Spanier spielen mit
Die spanische Weihnachtslotterie ist immer wieder ein Megaereignis. In diesem Jahr spielen rund 70 Prozent der Spanierinnen und Spanier mit, im Schnitt hat jeder von ihnen 66 Euro für Lose ausgegeben. Die meisten kaufen Zehntel-Lose für 20 Euro. Wenn das Glück auf ihrer Seite ist, bekommen sie also ein Zehntel des Gewinns – beim Hauptpreis "El Gordo" sind das 400.000 Euro.
Und so fiebert das ganze Land heute wieder mit, wenn die Auslosung der Lotterie live im Fernsehen und im Internet übertragen wird. Dabei singen zwei Schüler traditionell die gezogenen Losnummern und die dazu gehörigen Gewinnsummen.
Lange Schlangen in Sort vor einem Lottogeschäft: Alle wollen ein Los ergattern.
Losnummer 19921 seit Tagen ausverkauft
172 Mal muss die staatliche Lotteriegesellschaft den Hauptpreis auszahlen, so oft wird jede Losnummer verkauft. Einige Spanierinnen und Spanier haben es auf ganz bestimmte Nummern absehen und klappern Verkaufsstellen ab, um exakt diese zu bekommen: In diesem Jahr zum Beispiel die 19921. Es ist das Datum, an dem der Vulkan auf der Kanareninsel La Palma ausbrach, der 19. September 21. Diese Losnummer ist seit Tagen spanienweit ausverkauft.
Lose der spanischen Weihnachtslotterie "El Gordo": Einige Spieler und Spielerinnen hatten<br/>es auf ganz bestimmte Lose abgesehen.
Gewinnauszahlung noch vor Weihnachten wackelt
Wer bei der heutigen Auslosung zu den Gewinnern gehört, könnte allerdings Probleme haben, an seinen Preis zu kommen. Denn die Losverkäufer wollen heute und an den nächsten beiden Tagen streiken, sagt ihr Sprecher Joaquin Monroy: "Die Verkaufsstellen werden keine Gewinne auszahlen. Es wird so sein wie bei einem Streik der Busfahrer: Dann fahren keine Busse, Fahrgäste müssen ein paar Tage warten. Das gilt auch für die Lotteriespieler. Sie haben ja drei Monate Zeit, ihre Gewinne abzuholen."
Konflikt um Provision für Losverkäufer
Bei dem Arbeitskampf geht es um die Provisionen der Losverkäufer. Die staatliche spanische Lotteriegesellschaft hat sie seit 17 Jahren nicht angehoben, das wollen die Verkäufer nicht mehr länger hinnehmen. Sie protestieren heute vor dem Teatro Real, dem Opernhaus von Madrid, in dem die Auslosung stattfindet. Und könnten damit dem ein oder anderen Lottospieler das Vorweihnachtsvergnügen verhageln - zumindest denjenigen, die ihren Gewinn schon an den Festtagen in den Händen halten wollen.