Viruserkrankung Vogelgrippe bedroht Wildvögel in Europa
Ein Ausbruch der Vogelgrippe bedroht tausende Wildvögel im Nordosten Englands. Auch hierzulande kämpfen die Behörden mit der Viruserkrankung: Im Wattenmeer sind Brutvögel von einem Ausbruch betroffen.
Auf den unbewohnten Farne-Inseln im Nordosten ist die Vogelgrippe ausgebrochen. Tausende Wildvögel sind bereits verendet und viele weitere Tiere bedroht, heißt es von der britischen Naturschutzorganisation National Trust. Seit 100 Jahren habe es keine vergleichbare Situation gegeben, die so "bedrohlich für unsere ohnehin schon gefährdeten Seevögelpopulationen gewesen ist", sagt der für die Inseln zuständige Umweltschützer Simon Lee.
Spezialisten haben bereits mehr als 3000 tote Vögel auf den Inseln eingesammelt. Sie sollen verbrannt werden, um eine weitere Ausbreitung des Virus zu vermeiden. Die Naturschutzorganisation befürchtet, dass dem Ausbruch dennoch Zehntausende Vögel zum Opfer fallen könnten.
Ausbruch im niedersächsischen Wattenmeer
Auch im niedersächsischen Wattenmeer sind Brutvögeln von einem Ausbruch der Vogelgrippe betroffen. Besonders unter den Brandseeschwalben, die im Moment auf den Inseln Baltrum, Langeoog und Minsener Oog brüten, grassiert die Erkrankung. Das teilte die Nationalparkverwaltung in Wilhelmshaven mit.
Das hochinfektiöse Vogelgrippevirus breite sich rasant aus und habe allein auf Minsener Oog bereits zu mehr als 900 Totfunden geführt, hieß es. Die Dunkelziffer schätzen Experten allerdings um ein Vielfaches höher. Und ein Ende des Seeschwalbensterbens sei derzeit nicht abzusehen. Sie erkrankten derzeit im gesamten südlichen Nord- und Ostseebereich, in Nordfrankreich und in den Niederlanden. Auch Flussseeschwalben, Lachmöwen und Basstölpel seien von der Vogelgrippe betroffen.
Die Naturschutzwarte suchen täglich nach verendeten Tieren, um den Verlauf des Infektionsgeschehens zu verfolgen. Es wird befürchtet, dass viele Küken nicht mehr durch ihre Eltern gefüttert werden können. "Dies bedeutet ihren sicheren Tod, da sie verhungern", erläuterte der Vogelschutzexperte Dietrich Frank.
Menschen könnten zu Virenträgern werden
Die Auswirkungen des Vogelsterbens auf das ökologische Gefüge lassen sich den Experten zufolge derzeit noch nicht abschätzen, sagte der Leiter der Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer, Peter Südbeck. Er warnte eindringlich davor, tote oder mutmaßlich kranke Vögel anzufassen.
Auch auf den englischen Farne-Inseln ist über den Ausbruch besorgt - sie sind derzeit sogar für Touristen gesperrt. Zwar sei das Risiko einer Ansteckung für Menschen gering, sie könnten allerdings zu Virenträgern werden und den Erreger in andere Regionen verschleppen. Der National Trust rief die britische Regierung auf, sich in die Krise einzuschalten. Es brauche eine koordinierte Überwachung und erweiterte Forschung dazu, welche Auswirkungen der Ausbruch auf die britische Tierwelt haben könne.