Landesweite Plage Bettwanzen-Alarm in Frankreich
Frankreich sieht sich mit einer Bettwanzen-Plage konfrontiert. Nicht nur auf den Straßen macht sich Unmut breit - im Parlament sorgen die kleinen Insekten sogar für Streit. Am Freitag soll es ein Krisentreffen geben.
Bettwanzen sind gerade mal so groß wie ein Apfelkern - aber in Frankreich aktuell ein Riesenthema: Die kleinen Insekten sollen unter anderem Kinos, Züge und die Pariser Métro befallen haben. Die Reaktionen der Menschen variieren zwischen Gelassenheit und Alarmbereitschaft.
"Wenn ich sie mir wirklich nach Hause holen sollte, dann muss ich reagieren. Aber ich treffe keine Extra-Vorsichtsmaßnahmen", sagt ein Passant. Andere passen hingegen mehr auf. "Ich lüfte jeden Morgen ordentlich durch, suche die Laken und die Bettdecke ab", sagt eine Frau. All das was man derzeit höre und lese, mache ihr etwas Angst.
Zwei Drittel mehr Einsätze von Schädlingsbekämpfern
Laut dem Berufsverband der Kammerjäger gab es in Frankreich zwischen Juni und August 65 Prozent mehr Einsätze gegen Bettwanzen als im gleichen Zeitraum des vergangenen Jahres. Insgesamt sei die Zahl der Einsätze seit 2020 kontinuierlich gestiegen, sagt der Verband. Das liege zum Teil auch daran, dass die Menschen inzwischen stärker sensibilisiert sind und Fälle häufiger melden.
Salim Dahou, Biozidtechniker der Firma Hygiene Premium, entfernt Kissenbezüge, um die Ausbreitung von Bettwanzen in einer Wohnung bei Paris zu verhindern.
Zumindest was öffentliche Verkehrsmittel angeht, gebe es Entwarnung, sagte Verkehrsminister Clément Beaune. Dort würden alle gemeldeten Verdachtsfälle auch geprüft und das Ergebnis veröffentlicht. "Keiner der Fälle, die dort in den vergangenen Tagen gemeldet wurden, hat sich als wirklicher Bettwanzen-Befall bestätigt", so Beaune.
Nach bisherigem Wissen übertragen Bettwanzen keine Krankheiten. Ihre Bisse können aber Hautausschlag und Juckreiz verursachen - ganz zu schweigen von der nervlichen Belastung, wenn die eigene Wohnung betroffen ist.
Bettwanzen auf der politischen Tagesordnung
Die Insekten sind in Frankreich zum Politikum geworden. Mathilde Panot, Fraktionschefin der Linkspartei La France Insoumise, hielt am Dienstag eine regelrechte Wutrede im Parlament - und dabei ein verschlossenes Glasfläschchen mit echten Bettwanzen in der Hand.
"Bettwanzen breiten sich in allen Bereichen des Alltags aus, sie sind ein regelrechtes Martyrium für die Betroffenen", sagte Panot. Sie brächten sie um den Schlaf und sorgten für ständige Angst und soziale Isolation. "Wir fordern, dass Insektenbekämpfung eine kostenlose, öffentliche Dienstleistung wird, mit der Gesundheit und Umwelt geschützt werden. Frau Premierministerin: Muss erst ihr Regierungssitz von Bettwanzen befallen sein, bevor Sie endlich handeln?"
Regierungschefin Elisabeth Borne reagierte in einem ähnlich scharfen Tonfall und bittet um "ein wenig Anstand". "Bei diesem Thema dürften politische Gräben keine Rolle spielen", sagte sie. "Also warum übertreiben Sie einmal mehr? Warum sagen Sie nicht, dass die Regierung Anfang 2022 einen Plan zur Bekämpfung von Bettwanzen auf den Weg gebracht hat? Damit haben wir erste Antworten auf das Problem geliefert."
Dieser Plan setzt unter anderem auf mehr Informationen, damit Fälle schneller gemeldet werden. Aus Sicht von Kritikern geht er aber nicht weit genug. Das Thema jedenfalls steht nun wieder weit oben auf der politischen Tagesordnung: Am Freitag soll es eine Krisensitzung der Regierung zum Thema "Bettwanzen" geben.