Italienische Küstenwache Hunderte Migranten aus Seenot gerettet
Die italienische Küstenwache hat etwa 600 Migranten gerettet. Hunderte weitere wurden in einem brüchigen Fischerboot an die Küste eskortiert. Doch noch immer treiben viele Menschen bei rauer See im Mittelmeer.
Nach mehreren Rettungsaktionen im Mittelmeer hat die italienische Küstenwache etwa 600 Migranten an Land gebracht. Die Menschen waren aus überfüllten Booten auf hoher See an Bord genommen worden.
Wegen der schwierigen Wetterbedingungen und der vielen Menschen sei der Einsatz "außergewöhnlich komplex", teilten die Behörden mit. Die Küstenwache brachte die Migranten im Hafen der süditalienischen Stadt Reggio Calabria an Land. Für das Wochenende sind starke Winde und eine zunehmend rauere See angekündigt.
Noch Hunderte Migranten in seeuntauglichen Booten
In der Nacht zu Samstag hatten 487 Migranten in einem kleinen Fischerboot Italien erreicht. Die Küstenwache eskortierte das Boot nach Crotone.
Weitere 200 Menschen wurden nach Angaben lokaler Behörden vor der Küste Siziliens aufgenommen. Sie sollten nach Catania gebracht werden. Immer noch trieben Hunderte Migranten auf Booten, die eigentlich seeuntauglich seien, im Meer, teilten die Behörden mit.
Ende Februar starben 74 Menschen
Italiens Küstenwache stand in den vergangenen Tagen heftig in der Kritik, weil sie Ende Februar einem Boot mit mehr als 150 Migranten zunächst nicht zu Hilfe gekommen war. Das Boot kenterte.
Heute - zwei Wochen nach dem Unglück - zogen Einsatzkräfte die Leiche eines Mädchens aus dem Wasser. Insgesamt starben mindestens 74 Menschen. Nach Informationen der EU-Grenzschutzagentur Frontex hatten diverse Behörden die Verantwortlichkeit für das Boot hin- und hergeschoben. Die Küstenwache hätte über hochseetaugliche Schiffe verfügt.
Italiens Innenministerium zählte in den vergangenen Tagen mehrere Tausend Bootsmigranten, die auf dem Festland oder auf der Insel Lampedusa ankamen. Bis Donnerstagabend wurden seit Beginn des Jahres mehr als 15.800 Migranten registriert. In den beiden Vorjahren waren es zu diesem Zeitpunkt etwa 6000.
Verschärfte Strafen für Schlepper
Die Rettungsaktionen kommen zwei Tage, nachdem die italienische Regierung verschärfte Strafen für Schlepper angekündigt hat. Die rechtsextreme Ministerpräsidentin Giorgia Meloni kündigte am Donnerstag nach einer Sitzung des Ministerrats an, dass Schleusern und Hintermännern Gefängnisstrafen von bis zu 30 Jahren drohen sollen, wenn es bei irregulären Überfahrten zu tödlichen Unfällen kommt.
"Wir wollten ein symbolisches und konkretes Signal senden", sagte Meloni zu dem Dekret. "Ich will diese Leute bekämpfen und besiegen." Der neue Strafenkatalog betreffe nicht nur Schlepper und Schleuser, die auf italienischem Gebiet oder in italienischen Gewässern gefasst würden, sondern weltweit, kündigte Meloni an.