Italienische Küstenwache Mehr als 1600 Migranten an Land gebracht
Bei rauer See, mit zum Teil nicht seetauglichen und völlig überfüllten Booten haben erneut viele Migranten versucht, das Mittelmeer zu überqueren. Die italienische Küstenwache brachte mehr als 1600 Menschen sicher an Land.
Nach mehreren Rettungsaktionen im Mittelmeer sind mehr als 1600 Menschen aus überfüllten Booten in italienische Häfen gebracht worden. Die geretteten Migranten seien in verschiedene italienische Häfen gebracht worden und dort an Land gegangen, teilten die italienische Küstenwache und die Marine mit.
Der groß angelegte Rettungseinsatz an diesem Wochenende hatte laut Küstenwache bereits am Freitag begonnen, nachdem drei Flüchtlingsboote vor der italienischen Küste entdeckt worden waren.
Wetterbedingungen erschwerten die Rettung
Videos der Küstenwache zeigen ein großes Fischerboot mit Dutzenden Menschen an Deck bei Nacht, das in rauer See hin- und hergeworfen wird. Auf anderen Aufnahmen sind Rettungsschlauchboote zu sehen, die sich einem weiteren Fischerboot voller Menschen nähern. Wegen der schwierigen Wetterbedingungen und der vielen Menschen sei der Einsatz "außergewöhnlich komplex", teilten die Behörden mit.
In der Nacht zu Samstag hatten 487 Migranten in einem kleinen Fischerboot Italien erreicht. Die Küstenwache eskortierte das Boot nach Crotone in Kalabrien. 584 weitere Migranten wurden laut Nachrichtenagentur Ansa in Reggio de Calabria gebracht. Ebenfalls in Kalabrien seien 379 Menschen aus einem dritten Boot gerettet worden. Weitere 200 Menschen wurden nach Angaben lokaler Behörden vor der Küste Siziliens aufgenommen. Sie sollten nach Catania gebracht werden.
74 Tote Ende Februar
Italiens Küstenwache steht bereits in der Kritik, weil sie Ende Februar mehr als 150 Migranten in einem Boot zunächst nicht zu Hilfe gekommen war.
Nun - zwei Wochen nach dem Unglück - zogen Einsatzkräfte die Leiche eines fünf- bis sechsjährigen Mädchens aus dem Wasser. Das Kind ist das 74. Todesopfer des Flüchtlingsboots, das nur wenige Meter vor der kalabrischen Küste zerschellt war. Etwa 30 Menschen werden noch vermisst, 79 Migranten überlebten das Unglück. Nach Informationen der EU-Grenzschutzagentur Frontex hatten diverse Behörden die Verantwortlichkeit für das Boot hin- und hergeschoben. Die Küstenwache hätte über hochseetaugliche Schiffe verfügt.
Italiens Innenministerium zählte in den vergangenen Tagen mehrere Tausend Bootsmigranten, die auf dem Festland oder auf der Insel Lampedusa ankamen. Bis Donnerstagabend wurden seit Beginn des Jahres mehr als 15.800 Migranten registriert. In den beiden Vorjahren waren es zu diesem Zeitpunkt etwa 6000.
Verschärfte Strafen für Schlepper
Die Rettungsaktionen kommen zwei Tage, nachdem die italienische Regierung verschärfte Strafen für Schlepper angekündigt hat. Die rechtsextreme Ministerpräsidentin Giorgia Meloni hatte am Donnerstag nach einer Sitzung des Ministerrats mitgeteilt, dass Schleusern und Hintermännern Gefängnisstrafen von bis zu 30 Jahren drohen sollen, wenn es bei irregulären Überfahrten zu tödlichen Unfällen kommt.
"Wir wollten ein symbolisches und konkretes Signal senden", sagte Meloni zu dem Dekret. "Ich will diese Leute bekämpfen und besiegen." Der neue Strafenkatalog betreffe nicht nur Schlepper und Schleuser, die auf italienischem Gebiet oder in italienischen Gewässern gefasst würden, sondern weltweit, kündigte Meloni an.