Überschwemmungen in Italien Unwetter verursacht Milliardenschäden
Einen Tag nach den schweren Regenfällen in Italien mit mindestens 13 Toten zeichnet sich das Ausmaß der Zerstörung ab. Die Schäden liegen laut Regionalpolitikern in Milliardenhöhe. Das Auswärtige Amt gab einen Reisehinweis heraus.
Nach den heftigen Regenfällen am Dienstag und Mittwoch in der norditalienischen Region Emilia-Romagna ist die Zahl der Toten auf mindestens 13 gestiegen. Das berichten der italienische TV-Sender RaiNews und die Nachrichtenagentur Ansa. Die schweren Unwetter haben nach Angaben der Behörden Schäden in Milliardenhöhe angerichtet.
Das Auswärtige Amt veröffentlichte "aufgrund anhaltender, zum Teil starker Regenfälle und heftiger Gewitter" einen Reisehinweis für Italien. Es komme zu Einschränkungen im regionalen Bahnverkehr. "Im Landesinnern besteht die Gefahr von Überschwemmungen und Erdrutschen; an der gesamten Küste auch Mittel- und Süditaliens können Sturmfluten einsetzen", teilte das AA mit. "Besondere Vorsicht gilt momentan in den Regionen Emilia-Romagna sowie in Sizilien (jeweils höchste Alarmstufe).
Erst Dürre, dann Flut
Innerhalb von 36 Stunden sei die Regenmenge von sechs Monaten heruntergekommen, sagte der Präsident der Region Emilia-Romagna, Stefano Bonaccini, im italienischen Fernsehen. Das Ausmaß der Verwüstung sei mit dem eines Erdbebens vergleichbar. Von der Regierung forderte der Politiker schnelle Hilfe.
21 Flüsse waren über die Ufer getreten, 36 Städte und Gemeinde wurden überflutet und 48 Lokalverwaltungen meldeten Erdrutsche. Noch immer sind etwa 27.000 Menschen in der Region ohne Strom, wie die Nachrichtenagentur Ansa unter Berufung auf den italienischen Energiekonzern Enel mitteilte. Etwa 170 Stromaggregate und vier Kraftwerke seien im Einsatz, um Notstrom zu liefern, meldete die Zeitung "La Stampa". Zudem sind in der Region wegen Erdrutschgefahr mehr als 250 Straßen gesperrt.
"Schlimmste Nacht in der jüngeren Geschichte"
Nach Angaben der stellvertretenden Regionalpräsidentin Irene Priolo mussten mehr als 13.000 Menschen evakuiert werden, weil sie in ihren Wohnungen von Wasser- und Schlammmassen bedroht waren. Neben Cesena, Forli, Faenza und der Regionalhauptstadt Bologna gehört Ravenna zu den am stärksten betroffenen Städten.
Der dortige Bürgermeister Michele De Pascale hatte in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch die ersten Häuser räumen lassen. "Es war die vielleicht schlimmste Nacht in der jüngeren Geschichte der Emilia-Romagna", sagte er. Es gebe verheerende Schäden in vielen Städten. "Meine Provinz Ravenna", sagte der Bürgermeister, "ist aufgrund der Wassermassen in weiten Teilen nicht wiederzuerkennen".
Felder und landwirtschaftliche Flächen verwüstet
Auch die weiten Felder im Raum zwischen Forli und Rimini sind stark von den Unwetterschäden betroffen. Die italienische Agrarvereinigung Coldiretti sprach von unkalkulierbaren Schäden für die Landwirtschaft. Die Überschwemmungen hätten nicht nur menschliches Leid verursacht, sondern auch "wertvolle landwirtschaftliche Flächen verwüstet". Das Überleben von Betrieben und den von ihnen abhängigen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern sei in Gefahr.
An einigen Orten haben bereits die Aufräumarbeiten begonnen. Medienberichten zufolge versammelten sich Tausende Freiwillige in den betroffenen Gebieten, um zu helfen.
Während in einigen Regionen noch Menschen vermisst werden, beginnen in anderen Städten wie hier in Castel Bolognese bereits die Aufräumarbeiten.
Sportveranstaltungen abgesagt
Italienische Spitzenpolitiker sprachen der Bevölkerung in der Region ihre Solidarität aus. Als Zeichen der Anteilnahme ordneten der italienische Fußballverband sowie der Tennisverband eine Schweigeminute bei allen Spielen an, die heute sowie am Wochenende stattfinden. In Rom läuft derzeit das Masters-1000-Tennisturnier.
Auch das für Sonntag geplante Formel-1-Rennen in Imola wurde abgesagt. Der Pegel des an die Piste grenzenden Flusses Santerno war gefährlich angestiegen, die Organisatoren könnten nicht die Sicherheit der Fans, Teams und Mitarbeitenden garantieren, erklärten sie.
Mit Informationen von Jörg Seisselberg, ARD-Studio Rom
Die Nachrichtenagentur AFP hatte ursprünglich von einer Reisewarnung des Auswärtigen Amts gesprochen und im Nachgang korrigiert, dass es sich lediglich um einen Reisehinweis gehandelt hat. Dies haben wir im Text angepasst.
Mehr zum Hintergrund dieser und anderer Korrekturen finden Sie hier: tagesschau.de/korrekturen