Selenskyj warnt vor Niederlage "Wenn der US-Kongress nicht hilft, wird die Ukraine verlieren"
Während die russische Armee Geländegewinne vermeldet, fehlt es der Ukraine an Munition. Dass die Republikaner im US-Kongress wichtige Hilfen blockieren, besorgt Präsident Selenskyj. Ohne zusätzliche Mittel drohe seinem Land die Niederlage.
Angesichts der schwierigen Lage im Osten der Ukraine hat Präsident Wolodymyr Selenskyj vor einer Niederlage seines Landes gewarnt. Mit Blick auf die ausbleibende weitere Militärhilfe aus den USA sagte Selenskyj bei einer Videokonferenz von United24, einer Spendensammelinitiative der Regierung: "Wenn der Kongress der Ukraine nicht hilft, wird die Ukraine den Krieg verlieren."
Russland hatte in den vergangenen Tagen weitere Geländegewinne im Osten der Ukraine vermeldet, insbesondere bei einem wichtigen Frontabschnitt nahe der schwer umkämpften Stadt Tschassiw Jar. "Ohne die Unterstützung des Kongresses wird es für uns schwierig sein, als Land zu gewinnen oder sogar zu überleben", betonte Selenskyj in seiner Rede. Der ukrainische Präsident bekräftigte zudem seine Warnung, im Falle einer Niederlage seines Landes würden danach "andere Staaten angegriffen werden".
Ringen um Front bei Tschassiw Jar
Die Lage nahe der Stadt Tschassiw Jar sei "ziemlich schwierig und angespannt", sagte der Sprecher der 26. Artilleriebrigade, Oleh Kalaschnikow, am Sonntag im ukrainischen Fernsehen. Seiner Aussage nach gelang es der Armee rund um Tschassiw Jar bislang, alle russischen Angriffe zurückzudrängen, Moskaus Truppen seien "auf dem Rückzug".
Russische Regierungsvertreter hatten dagegen am Freitag nach einem Bericht der russischen Nachrichtenagentur RIA mitgeteilt, russische Soldaten seien bereits in die Randbezirke der zu einer Festung ausgebauten Stadt eingedrungen. Die Ukraine dementierte dies.
Das in der Region Donezk gelegene Tschassiw Jar scheint das nächste große Ziel von Moskaus Armee zu sein. Die strategisch wichtige Kleinstadt liegt einige Kilometer westlich von Bachmut, das Russland im vergangenen Mai nach monatelangen, heftigen Kämpfen eingenommen hatte. Sollte den russischen Streitkräften die Eroberung gelingen, könnten sie ihre Angriffe auf die 30 Kilometer weiter südöstlich gelegene, von Kiew kontrollierte Großstadt Kramatorsk im Donbass ausweiten.
Waffen und Munition für die Ukraine
Die USA sind seit der russischen Invasion im Februar 2022 der wichtigste militärische Unterstützer der Ukraine. Doch seit dem vergangenem Jahr blockieren die Republikaner im Kongress unter dem Druck des früheren US-Präsidenten Donald Trump, der im November erneut zur Wahl antreten will, ein neues Ukraine-Hilfspaket im Wert von 60 Milliarden Dollar (rund 55 Milliarden Euro). Der US-Kongress trifft sich heute zu seiner ersten Sitzung nach der Frühjahrspause.
Die von Russland angegriffene Ukraine leidet unter Munitionsmangel an der Front und ist maßgeblich auf militärische Hilfe aus dem Ausland angewiesen. Die Verzögerungen in den USA erschweren die Verteidigungsbemühungen des angegriffenen Landes weiter.
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.