Das Schiff "Silver Dania" liegt im Hafen von Tromsø

Nach Schäden an Seekabel Norwegen stoppt verdächtiges Schiff

Stand: 31.01.2025 17:05 Uhr

Nach Schäden an einem Unterseekabel zwischen Lettland und Schweden haben Ermittler einen neuen Verdacht. War es ein norwegisches Schiff mit russischer Besatzung? Die "Silver Dania" wurde festgesetzt.

Nachdem erneut Schäden an einem Datenkabel in der Ostsee entdeckt wurden, ist ein verdächtiges Schiff mit russischer Besatzung in Norwegen festgesetzt worden.

Die "Silver Dania" stehe im Verdacht, an der Beschädigung eines Glasfaserkabels zwischen Lettland und Schweden beteiligt gewesen zu sein, teilte die Polizei im nordnorwegischen Tromsø mit. Daher sei sie auf Bitten der lettischen Behörden in den Hafen der Stadt gebracht worden. Die Polizei befindet sich nun an Bord des Schiffes, um Durchsuchungen und Vernehmungen vorzunehmen und Spuren zu sichern. 

Lettland stellt Rechtshilfeersuchen

Das Schiff ist nach Polizeiangaben in Norwegen registriert. Es hat demnach einen norwegischen Eigentümer, verkehrt aber zwischen den russischen Städten St. Petersburg und Murmansk. Die gesamte Crew ist den Angaben zufolge ebenfalls russisch. 

Die lettische Polizei bestätigte auf Anfrage, dass sie ein Rechtshilfeersuchen gestellt hat und eng mit den norwegischen Strafverfolgungsbehörden zusammenarbeite. Nähere Angaben wollte sie aufgrund der laufenden Ermittlungen nicht machen. 

Anderes Schiff bereits von Schweden festgesetzt

Nach einer Reihe ähnlicher Vorfälle in der Ostsee waren am vergangenen Sonntag Schäden an einem Datenkabel zwischen der schwedischen Insel Gotland und der Hafenstadt Ventspils in Lettland aufgetreten, das vom lettischen Rundfunk- und Fernsehzentrum (LVRTC) genutzt wird.

Die schwedischen Behörden setzten daraufhin ein anderes Schiff mit einem bulgarischen Eigentümer fest und nahmen Ermittlungen wegen möglicher schwerer Sabotage auf. Deren Reederei räumte ein, der Anker des Frachters sei bei sehr schlechtem Wetter am Meeresboden entlang geschleift. Das sei aber keine vorsätzliche Sabotage gewesen.

Die "Silver Dania" soll das Kabel etwa zum selben Zeitpunkt passiert haben. Ein Vertreter ihrer Reederei sagte der Zeitung "Fiskeribladet": "Wir haben nichts falsch gemacht." Auch einen Anker habe man zu dem Zeitpunkt nicht ausgeworfen.

NATO-Operation zum Schutz der Ostsee

Ob hinter den Kabelbrüchen Sabotage steckt, ist in allen Fällen bislang unklar. Es besteht jedoch der Verdacht, dass teils die sogenannte russische Schattenflotte dahinterstecken könnte. Damit sind Tanker und andere Frachtschiffe mit undurchsichtigen Eigentümerstrukturen gemeint, die Russland benutzt, um Sanktionen infolge seines Angriffskriegs gegen die Ukraine etwa beim Öltransport zu umgehen. 

Gegen Dutzende dieser Schiffe hat die EU Sanktionen erlassen, doch ihr tatsächlicher Umfang dürfte weitaus größer sein. Um Kabel und weitere kritische Infrastruktur in der Ostsee besser zu überwachen, hat die NATO zuletzt die Operation "Baltic Sentry" (Ostsee-Wachposten) ins Leben gerufen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete NDR Info am 31. Januar 2025 um 17:25 Uhr.