Gratis-Jahresticket gegen Tattoo Umstrittene Werbekampagne bleibt einmalig
Wer sich ein Werbe-Tattoo stechen ließ, durfte in Österreich gratis Bus und Bahn fahren. "Nachhaltig dämlich" nannten Kommentatoren diese Aktion. Gekostet hat sie 23.000 Euro, räumt die zuständige Ministerin ein und verspricht: Es gibt keine Wiederholung.
Die Idee war zu schräg, um keine Kontroversen auszulösen: Besuchern zweier Festivals in Österreich wurde im Sommer ein kostenloses Jahresticket für alle Busse und Bahnen angeboten, wenn sie sich Tattoos mit "Klimaticket"-Motiven stechen ließen.
Nach Angaben von Umweltministerin Leonore Gewessler bleibt die Aktion eine einmalige Angelegenheit. Eine Wiederholung sei nicht vorgesehen, teilte die Grünen-Politikerin der Nachrichtenagentur AFP mit. Nach Angaben der Ministerin ließen sich insgesamt 42 Besucher des "Frequency Festivals" sowie des "Electric Love Festivals" tätowieren, den ersten sechs von ihnen wurde der landesweite Jahrespass im Wert von 1.095 Euro geschenkt. Die Kosten für Tätowierer und Werbeagentur beliefen sich auf rund 23.000 Euro, wie die Regierung auf eine parlamentarische Anfrage der Opposition mitteilte.
Umstrittene Aktion: "Haut als Werbefläche"
Die Aktion sorgte für einige Kritik. Sie sei ein "nachhaltig dämlicher Werbegag", schrieb im Sommer der "Standard": Jungen Menschen in Feierlaune ein Geschenk im Wert von 1.095 Euro anzubieten, wenn sie im Gegenzug ihre "Haut als Werbefläche" hergäben, sei nicht witzig. Die Abgeordnete Henrike Brandstötter bezeichnete die PR-Aktion als "unwürdig".
Ministerin Gewessler verteidigte die Idee damals vehement. Mit dem Angebot sollten vor allem junge Erwachsene angesprochen werden, schließlich seien 40 Prozent der unter 35-Jährigen im Land tätowiert. Ziel der Kampagne "Die Aktion geht unter die Haut" sei es gewesen, für das Klimaticket und den öffentlichen Transport zu werben. Damit sei sie sehr erfolgreich gewesen.
Regierung plant Klimaticket zum 18. Geburtstag
Das landesweite Klimaticket war vor zwei Jahren eingeführt worden. Inzwischen besitzen 262.000 Menschen nach Angaben des österreichischen Verkehrsklubs VCÖ das Jahresabo.
Zuletzt gab die Regierung bekannt, dass ab 2024 Menschen zum 18. Geburtstag das österreichweit gültige Klimaticket kostenlos erhalten sollen. Damit sollen noch mehr für öffentliche Verkehrsmittel begeistert werden. Ab dem 18. Geburtstag haben die jungen Erwachsenen drei Jahre Zeit, das Klimaticket in Anspruch zu nehmen. 120 Millionen Euro pro Jahr sind dafür budgetiert.