Emmanuel Macron (links), Keir Starmer (Mitte), Wolodymyr Selenskyj (rechts) mit weiteren Staats- und Regierungschefs während des Ukraine-Gipfels in London

Ukraine-Gipfel in London Starmer sieht historische Herausforderung für Europa

Stand: 02.03.2025 17:22 Uhr

Nach dem Bruch zwischen Trump und Selenskyj treffen sich die europäischen Verbündeten der Ukraine in London. Der britische Premier Starmer sieht den Gipfel als wegweisend für Europas Sicherheit - und will einen neuen Waffenruhe-Plan vorlegen.

In London sind die europäischen Unterstützer der Ukraine zu einem Gipfel zusammengekommen. Wenige Tage nach dem Eklat im Weißen Haus zwischen US-Präsident Donald Trump, seinem Vize JD Vance und dem ukrainischen Staatschef Wolodymyr Selenskyj wollen die Staaten über die weitere Unterstützung der Ukraine und mögliche Wege zur Beendigung von Russlands Krieg gegen die Ukraine beraten.

Neben etwa 15 Staats- und Regierungschefs, unter ihnen auch Bundeskanzler Olaf Scholz, nimmt auf Einladung des britischen Premierministers Keir Starmer auch Selenskyj an dem Treffen teil. Auch EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen und NATO-Generalsekretär Mark Rutte sind zu den Gesprächen angereist. Starmer sagte zu Beginn der Beratungen, Europas Sicherheit stehe vor einer Herausforderung wie schon seit Jahren nicht mehr und alle müssten ihre Anstrengungen verstärken.

Zwischen Selenskyj und dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron sitzend betonte Starmer, es handele sich um einen Moment für die europäische Sicherheit, wie es ihn nur einmal in einer Generation gebe. "Auch wenn Russland von Frieden spricht, setzt es seine unerbittliche Aggression fort." Man müsse bei dem Treffen konkrete Schritte besprechen, "um Frieden durch Stärke zum Wohle aller zu schaffen", so der britische Premier. Das sei "für die Sicherheit aller Nationen hier und vieler anderer von entscheidender Bedeutung".

Starmer und Macron arbeiten an Waffenruhe-Plan

Bereits vor dem Start des Treffens hatte Starmer angekündigt, Großbritannien und Frankreich wollten einen gemeinsamen Plan für eine Waffenruhe in der Ukraine vorlegen. "Wir haben uns nun darauf geeinigt, dass das Vereinigte Königreich zusammen mit Frankreich und möglicherweise ein oder zwei weiteren Ländern und mit der Ukraine an einem Plan zur Beendigung der Kämpfe arbeiten wird", sagte Starmer in einem BBC-Interview.

Anschließend solle der Plan mit den Vereinigten Staaten besprochen werden. Starmer sagte, er wolle konkrete europäische Sicherheitsgarantien für die Ukraine auf den Weg zu bringen. "Das ist wahrscheinlich erst einmal eine Koalition der Willigen."

Der britische Premier ist nach eigenen Worten davon überzeugt, dass Trump trotz seines Streits mit dem ukrainischen Präsidenten einen dauerhaften Frieden in der Ukraine anstrebt. Großbritannien und Frankreich haben bereits die Bereitschaft signalisiert, zur Friedenssicherung Truppen in die Ukraine zu senden. Welche Rolle Deutschland spielen kann, ist bisher unklar.

Meloni warnt vor Spaltung des Westens

Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni, die enge Verbindungen zum Trump-Lager pflegt, war bereits vor dem Treffen zu einem bilateralen Gespräch mit Starmer zusammengetroffen. Sie warnte vor einer Spaltung des Westens und betonte die Rolle Italiens und Großbritanniens als Brückenbauer zu den USA unter Präsident Trump.

Auch Selenskyj hat nach eigenen Angaben mit Meloni über einen gemeinsamen Plan zur Beendigung des russischen Krieges gesprochen. Niemand außer Putin sei an einer Fortsetzung des Krieges interessiert, schrieb Selenskyj auf dem Nachrichtenkanal Telegram. Deshalb sei es wichtig, die Position der Ukraine in Zusammenarbeit mit verbündeten europäischen Ländern und den USA zu stärken. "Die Ukraine braucht Frieden, der durch verlässliche Sicherheitsgarantien abgesichert ist."

Beispielloser Eklat im Weißen Haus

Das Gipfeltreffen in London findet zwei Tage nach dem beispiellosen Eklat zwischen Trump und Selenskyj im Oval Office statt. Nach dem Bruch zwischen Washington und Kiew scheint eine schnelle Wiederaufnahme von Gesprächen über ein mögliches Rohstoffabkommen zwischen den beiden Ländern unwahrscheinlich.

Auch die weitere Beteiligung der Ukraine an Friedensbemühungen der Trump-Regierung ist zweifelhaft. Der Eklat wirft außerdem Fragen über die Bündnistreue des wichtigsten NATO-Mitglieds USA auf.

Gabi Biesinger, ARD London, tagesschau, 02.03.2025 17:49 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 02. März 2025 um 17:00 Uhr.