JFK-Dokumente Trump gibt nicht alle Kennedy-Akten frei
US-Präsident Trump hat die Veröffentlichung von 2800 neuen Dokumenten zur Ermordung von John F. Kennedy durch das Nationalarchiv erlaubt. Doch anders als von Trump geplant, bleiben "sensible Akten" auf Anraten von CIA und FBI vorerst unter Verschluss.
Von Jan Bösche, ARD-Studio Washington
Für Historiker hat die Arbeit begonnen: 2800 neue Dokumente über das Kennedy-Attentat, abrufbar auf der Website des amerikanischen National-Archivs. Allerdings: Es ist mühsame Arbeit. Die Dokumente sind teilweise schwer zu lesen, teilweise handschriftlich. Eine Schlagwort-Suche: Fehlanzeige.
Der Investigativ-Journalist Philip Shenon hat ein Buch über das Attentat auf Kennedy geschrieben. Er warnte bei C-SPAN: "Das sind Regierungsbeamte, die anderen Beamten schreiben. Viele CIA-Codenamen und Synonyme. Manches wird in Fremdsprachen sein, anderes unleserlich. Es wird hart sein, Wochen und Monate brauchen, daraus Schlüsse zu ziehen, selbst für Experten."
Im Nationalarchiv sind die Akten zu Kennedy einsehbar.
Präsident Donald Trump hatte es im Vorfeld spannend gemacht: Tagelang hatte er bei Twitter versprochen, die Dokumente über das Kennedy-Attentat zu veröffentlichen. Dann dauerte es bis zum späten Donnerstagabend, bis schließlich die Dokumente auf der Website des National-Archivs freigeschaltet wurden.
Geheimdienste haben 180 Tage Zeit
Allerdings: Es sind nicht alle Dokumente, auf die Historiker gewartet hatten. Im letzten Moment entschied Präsident Trump, einen Teil weiter zurückzuhalten. In einer Mitteilung des Präsidenten heißt es, er habe keine Wahl, um unwiderruflichen Schaden für die nationale Sicherheit zu vermeiden. Laut Weißem Haus hatten in den meisten Fällen CIA und FBI darum gebeten, bestimmte Informationen weiter geheim zu halten. Trump gab den Behörden weitere 180 Tage, die fraglichen Dokumente zu schwärzen und dann zu veröffentlichen.
War es wirklich ein Einzeltäter?
Rund um das Attentat gibt es viele Verschwörungstheorien - und CIA und FBI spielen dabei eine zentrale Rolle. Die Frage, die immer wieder gestellt wird: War es wirklich ein Einzeltäter, war es Lee Oswald allein, der Kennedy ermordete? Oder gab es doch Hintermänner? Buchautor Shenon erhofft sich darauf neue Antworten: "Die Geschichte scheint zu sein, dass Oswald anderen erzählt haben könnte, was er vorhat, Hilfe bekommen haben könnte. Viele Dokumente werden zeigen, wie viel mehr CIA und FBI vor dem Attentat über Oswald wussten."
Fieberhafte Auswertung
Ein erster Blick in die neuen Dokumente zeigt, wie fieberhaft die Behörden nach dem Attentat Hinweisen folgen und Gerüchte auswerteten. Die Dokumente behandeln eine große Bandbreite von Themen, zum Beispiel auch Pläne der Kennedy-Regierung, gegen Kuba vorzugehen. Von Interesse ist zum Beispiel ein Aufenthalt Oswalds in Mexiko, wenige Wochen vor dem Attentat. Dort soll er sich um Visa für die Sowjetunion und Kuba bemüht haben - ohne Erfolg. Die CIA soll ihn in dieser Zeit schon im Blick gehabt haben.
Nicht nur Antworten, sondern neue Fragen
Für alle Theorien gibt es jetzt mögliche neue Belege. Der Journalist Hugh Aynesworth hat sich intensiv mit dem Attentat beschäftigt. Er befürchtet, die Dokumente werden nicht nur Fragen beantworten, sondern auch neue Verschwörungstheorien hervorrufen: "Unsere Gesellschaft neigt dazu - jeder möchte jemand besonderes sein. Lee Oswald wollte jemand besonderes sein. Wer jetzt mit einer neuen Theorie kommt, wird jemand besonderes sein."