Atomtest in Nordkorea EU will Sanktionen - Putin nicht
Die EU will ihre Sanktionen gegen Nordkorea verschärfen. Entsprechende Vorschläge sollen heute beraten werden, kündigte die EU-Außenbeauftragte Mogherini an. Russlands Präsident Putin wies dagegen darauf hin, dass Nordkorea provoziere und fragte: "Warum machen Sie da mit?"
Während die USA ein Ölembargo gegen Nordkorea verhängen wollen, will die EU bestehende Sanktionen ausbauen. Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini kündigte an, sie werde den EU-Außenministern einen entsprechenden Vorschlag unterbreiten. "Wir glauben, dass zusätzlicher wirtschaftlicher und diplomatischer Druck etwas bewirken kann", sagte die Italienerin.
Neue Sanktionen sollen "konstruktiven Dialog" erzwingen
Mit den Sanktionen will die EU weitere Wirtschaftsbereiche treffen, die dem Land noch Devisen aus dem Ausland zur Finanzierung seines Atomprogramms bringen. Ein Diplomat nannte Arbeiter, die Nordkorea ins Ausland schickt - offenbar auch noch in einige EU-Länder. Geprüft wird demnach auch ein Vorgehen gegen nordkoreanische Besatzungen von Schiffen, die unter anderer Flagge fahren. Damit solle der Druck auf die nordkoreanische Führung erhöht werden, in einen "konstruktiven Dialog" mit der internationalen Gemeinschaft einzutreten.
Bei dem heute stattfinden EU-Außenministertreffen erwartet Mogherini keine Entscheidung über neue Sanktionen. Die EU werde "in den kommenden Tagen" an der Verschärfung arbeiten.
Auf die Gefahr, die vom Regime in Pjöngjang ausgeht, wies auch NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg hin. Nordkoreas Verhalten sei "eine weltweite Bedrohung" und erfordere eine "gemeinsame weltweite Reaktion". Alle Staaten müssten Sanktionen gegen Nordkorea "vollständig umsetzen", sagte er.
Will sich nicht provozieren lassen: Wladimir Putin.
Putin: "Warum machen sie da mit?"
Der russische Präsident Wladimir Putin bekräftigte unterdessen sein Unverständnis über das Verhalten der westlichen Staaten. "Alles, was derzeit passiert, ist natürlich eine Provokation", sagte Putin. Die nordkoreanische Führung sei nicht dumm: Sie rechne auf eine bestimmte Reaktion und erziele sie auch. "Warum machen Sie da mit?", fragte der Kremlchef in Richtung Washington. Er hoffe, dass auch die USA an einer Entspannung der Lage im Nordosten Asiens interessiert seien. Mit gesundem Menschenverstand auf allen Seiten lasse sich das Problem lösen, sagte er Agenturberichten zufolge und forderte eine Verhandlungslösung für den Streit über Nordkoreas atomare Bewaffnung.
Auch der südkoreanische Präsident Moon Jae In sprach sich für eine friedliche Lösung aus, forderte aber strengere Sanktionen. Einen Krieg auf der koreanischen Halbinsel schloss er aus. Dazu werde es nicht kommen, sagte Moon.
Zehntausende Nordkoreaner feierten in Pjöngjang den jüngsten Atomtest.
Feier in Pjöngjang
Nordkorea hatte am Sonntag nach eigenen Angaben eine Wasserstoffbombe getestet, mit der eine Langstreckenraketen bestückt werden kann. Dies ist ein klarer Verstoß gegen Resolutionen des UN-Sicherheitsrates. Es war der sechste und bisher größte Atomtest Nordkoreas seit 2006. Die USA wollen im Weltsicherheitsrat jetzt noch härtere Sanktionen gegen Nordkorea durchsetzen und unter anderem die Vermögen von Staatschef Kim Jong Un einfrieren lassen.
In der nordkoreanischen Hauptstadt Pjöngjang feierten Zehntausende Menschen den jüngsten Atomtest. Einwohner säumten die Straßen und bejubelten einen Bus-Konvoi, der Wissenschaftler ins Stadtzentrum beförderte. Als die Spezialisten bei den Feierlichkeiten am Mittwochabend den zentralen Kim-Il-Sung-Platz betraten, wurden sie mit Konfetti beworfen. "Wir erweisen dem Genossen Kim Jong Un die größte Ehre, dem Obersten Führer, der uns die größte Errungenschaft in der Geschichte des Koreanischen Volkes gebracht hat", war auf einem Spruchband mit Blick auf den nordkoreanischen Machthaber zu lesen.