Odebrecht-Skandal Interpol sucht Perus Ex-Präsidenten
Der brasilianische Baukonzern Odebrecht hat jahrelang Politiker und Funktionäre geschmiert, um öffentliche Aufträge zu erhalten. In Lateinamerika geraten nun ehemalige und aktive Staatschefs ins Visier der Ermittler. Perus Ex-Staatschef Toledo wird nun per Interpol gesucht.
Die Schmiergeldaffäre um den brasilianischen Baukonzern Odebrecht zieht immer weitere Kreise: Wegen Korruptionsvorwürfen wurde internationaler Haftbefehl gegen den früheren peruanischen Staatschef Alejandro Toledo erlassen. Ein Richter ordnete zudem 18 Monate Untersuchungshaft gegen Toledo an. Ihm wird vorgeworfen, bis zu 20 Millionen US-Dollar Bestechungsgeld angenommen zu haben.
Der 70-Jährige lebt in den USA und hält sich derzeit in Frankreich auf. Peru hat Auslieferungsverträge mit beiden Ländern unterzeichnet. Der Haftbefehl soll über Interpol weltweit durchgesetzt werden. Im Falle einer Verurteilung drohen Toledo bis zu 28 Jahre Haft.
"Sagt mir, wie mir 20 Millionen gegeben wurden"
Toledo hatte die Vorwürfe gegen ihn stets zurückgewiesen. "Sagt mir, wann, wo und wie mir 20 Millionen Dollar gegeben wurden - und in welcher Bank sie sind", sagte er noch am Wochenende in einem Gespräch mit einem lokalen Radiosender. Am Samstag war sein Zuhause in der peruanischen Hauptstadt Lima durchsucht worden.
Bei dem Skandal geht es um den Bau einer Fernstraße zwischen Rio de Janeiro und Lima durch den Odebrecht-Konzern. Toledo soll in seiner Amtszeit von 2001 bis 2006 entscheidend bei der Auftragsvergabe geholfen haben. Der Streckenabschnitt in Peru kostete am Ende 2,1 Milliarden US-Dollar statt wie zunächst geplant 850 Millionen.
Auch Panamas Präsident wird belastet
Auch in anderen Ländern Lateinamerikas kommen immer mehr Details aus dem Korruptionssumpf ans Licht. Panamas Präsident Juan Carlos Varela wurde von einem früheren Vertrauten belastet. Der Rechtsanwalt Ramón Fonseca Mora, gegen dessen Kanzlei wegen der "PanamaPapers" ermittelt wird, sagte, Varela habe Wahlkampfspenden von Odebrecht erhalten.
Auch Kolumbiens Präsident und Friedensnobelpreisträger Juan Manuel Santos soll von Odebrecht Geld für seinen Wahlkampf bekommen haben. Beide Staatschefs wiesen die Vorwürfe zurück. Zudem soll in Venezuela, Mexiko und Argentinien Schmiergeld geflossen sein.
Eine eigene "Bestechungsabteilung"
Nach Ermittlungen der US-Justiz hat Odebrecht in zwölf Ländern bis zu 785 Millionen US-Dollar an Schmiergeldern gezahlt, um dafür Bauaufträge zu erhalten. In den Unternehmen habe es eine regelrechte "Bestechungsabteilung" gegeben, die sich um die Schmiergeldzahlungen gekümmert habe, sagten die Ermittler.
Das Unternehmen hat rund 128.000 Mitarbeiter und ist in 26 Ländern aktiv. Odebrecht akzeptierte Ende vergangenen Jahres eine Strafe von mindestens 3,5 Milliarden US-Dollar. Es sei die größte Strafsumme, auf die sich die Prozessbeteiligten jemals in einem internationalen Korruptionsfall geeinigt hätten, teilte das US-Justizministerium damals mit.
Auslöser für die Ermittlungen in mehreren Ländern sind die Erkenntnisse im Zuge des "Lava-Jato"-Skandals in Brasilien, der dort bereits mehrere führende Politiker zu Fall gebracht hat. Einige inhaftierte Manager von Odebrecht hatten im Zuge der Kronzeugenregelung gegenüber der Justiz umfangreich ausgepackt.