Eine dieselbetriebene Lokomotive zieht Personenwaggons.

Fokus auf Sanierungen Nur 71 Kilometer neue Gleise und noch immer viel Diesel

Stand: 17.11.2024 11:44 Uhr

Die Bahn soll pünktlicher und klimafreundlicher werden - das ist der Plan. Neue Strecken werden aber kaum gebaut. Und noch immer fahren viele Züge mit Diesel und nicht mit Strom. 2025 wird sich daran wenig ändern.

Im Bahnverkehr gibt es im Moment viele Baustellen - das spüren Pendler und Reisende jeden Tag. Der Fokus der Arbeiten liegt vor allem auf der dringenden Sanierung des in die Jahre gekommenen Netzes. Es werden nur wenig neue Strecken gebaut.

Das belegen Zahlen des Bundesverkehrsministeriums, die die Linke über eine parlamentarische Anfrage bekommen hat. Sie liegen der Nachrichtenagentur dpa vor. Demnach soll das Gleisnetz im kommenden Jahr lediglich um 71 Kilometer wachsen. Zum Vergleich: Das gesamte deutsche Schienennetz ist nach Angaben des Interessenverbands Allianz pro Schiene rund 39.200 Kilometer lang.

Wenig Umrüstung auf Strom

Ähnlich schleppend läuft es bei der Elektrifizierung des Netzes. So werden im kommenden Jahr lediglich rund 66 Kilometer Gleise mit elektrischen Oberleitungen ausgestattet.

Die gesteckten Ziele werden damit wohl nicht erreicht. Bis 2030 will der Bund rund 75 Prozent des Schienennetzes mit Fahrstrom versorgen. Derzeit liegt der Anteil bei um die 60 Prozent. Gibt es auf einer Strecke keinen Strom, fahren die Züge dort in der Regel mit klimaschädlichem Dieselantrieb. Meist ist das auf weniger befahrenen Strecken der Fall - die Hauptstrecken haben Oberleitungen.

Um das Regierungsziel zu erreichen, müssten nach Berechnungen der Allianz pro Schiene sowie des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) pro Jahr rund 600 Gleiskilometer Elektroleitungen erhalten. In den vergangenen 13 Jahren kamen im Schnitt lediglich rund 80 Kilometer im Jahr hinzu.

Linke fordert mehr Geld für die Elektrifizierung

"Elektrifizierung macht die Bahn nicht nur umweltfreundlicher, sie steigert auch die Kapazität und nützt so unmittelbar den Bahnkunden", sagt der Linke-Abgeordnete Victor Perli. "Aber die Zahlen bestätigen einmal mehr, dass die Ampel bei der Elektrifizierung der Schiene über schöne Worte nicht hinausgekommen ist."

Die inzwischen zerbrochene Koalition aus SPD, Grünen und FDP verfehle ihr Ziel krachend. Nun müsse es darum gehen, die finanziellen Mittel für die geplante Elektrifizierung im kommenden Jahr schnell zu sichern.

Fokus liegt nicht auf Neu- und Ausbau

Allerdings betonen Bund und Bahn schon seit langem, dass sie den Fokus derzeit vor allem darauf legen, das Bestandsnetzes zu sanieren und modernisieren - anstatt es auszubauen. Und hierbei geht es vor allem um viel befahrene Strecken. Bis 2030 will die Bahn unter anderem mehr als 40 dieser Haupt-Schienenkorridore umfassend sanieren. Dadurch soll der Bahnverkehr wieder deutlich zuverlässiger laufen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete MDR aktuell am 17. November 2024 um 14:05 Uhr.