Bundestagswahl 2025
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Bundestagswahl Ein Neustart, der gelingen muss
Der Streit der vergangenen Jahre hat diesem Land nicht gut getan. Auch im Wahlkampf habe ein fairer Ton gefehlt. Auf die Politik warten nun große Aufgaben - auch mit Blick auf die in Teilen rechtsextreme AfD.
Wahlabende sind die Momente, in denen klar wird, was Demokratie bedeutet. Und welch ein Glück es ist, wählen zu dürfen. Toll, dass so viele Menschen das auch so sehen und abgestimmt haben! Und toll, in einem Land zu leben, in dem Ergebnisse akzeptiert werden. Olaf Scholz hat Friedrich Merz gratuliert. So gehört sich das. Das extra zu betonen, zeigt aber auch, dass es nicht mehr selbstverständlich ist.
Die vergangenen Jahre haben diesem Land nicht gut getan. Eine Ampel, die sich nur noch gezofft hat, sich in der Öffentlichkeit zerlegte. Und Scholz ein Kanzler, der immer wieder den Eindruck vermittelt hat: Er habe doch alles richtig gemacht. Der all die berechtigte Kritik nicht hören wollte. Diese Arroganz wird bestraft - und das ist auch gut so. Das ist Demokratie.
Mehr Demut angebracht
Merz wird wohl der neue Bundeskanzler. Auf ihn kommt es jetzt besonders an. Er selbst hat gesagt, dass nicht mehr viel Zeit bleibt. Dass die kommenden Jahre entscheidend sein werden. Dass Politik besser werden muss.
Aber: Da wäre spätestens jetzt ein bisschen mehr Demut angebracht. Wer wie Merz anderen Leuten bescheinigt, sie hätten nicht mehr alle Tassen im Schrank, macht nicht unbedingt ein Gesprächsangebot. Und es war auch ganz sicher nicht klug, Brücken zu den Grünen einzureißen. Mögliche Partner vor den Kopf zu stoßen, ist nicht die beste Strategie. Und es wirkt auch nicht glaubwürdig, den Ton am Wahlabend plötzlich zu ändern.
Der Wahlkampf hat Wunden hinterlassen - auf allen Seiten. Es fehlte ein fairer vernünftiger Ton, Augenhöhe und Respekt. Und das gilt auch für SPD und Grüne. Friedrich Merz in die Nähe der AfD zu rücken, war ein grobes Foul in diesem Wahlkampf.
Die Grautöne sehen
Diese AfD ist der große Gewinner des Abends. Eine in Teilen rechtsextreme Partei. Eine Partei, die das gar nicht mehr versteckt. Die den Euro abschaffen will und für die die Menschenwürde nicht mehr unantastbar ist. Eine Partei, die die Europäische Union in der jetzigen Form abschaffen will. Die sich bei Trump und Putin anbiedert. Jeder fünfte hat diese Partei gewählt und sie ist - wenig überraschend im Osten - besonders stark. Brandmauern bröckeln da schon lange. Und auch das ist eine riesige Aufgabe für einen zukünftigen Kanzler Merz, AfD-Wähler zurück in die Mitte zu holen.
Nun also ein Neustart. Wünschenswert wäre eine Bundesregierung, aber auch eine Opposition, die Grautöne sieht. Die es zumindest in Erwägung zieht, dass auch der Andere Recht haben könnte. Zuhören, debattieren, eine Lösung finden. Im besten Sinne Demokratie. Die gilt es zu schützen. Gerade jetzt - in einer Zeit in der die Welt unsicherer geworden ist - braucht es ein stabiles Deutschland.