ARD-DeutschlandTrend Mehrheit bleibt GroKo-skeptisch
Zwar findet eine Große Koalition mehr Anklang in der Bevölkerung - eine Mehrheit lehnt das Bündnis im ARD-DeutschlandTrend jedoch weiterhin ab. Die SPD legt derweil bei der Sonntagsfrage zu, hat aber ein Imageproblem.
Von Ellen Ehni, WDR
Die Deutschen stehen einer Fortsetzung der großen Koalition mehrheitlich immer noch skeptisch gegenüber: 52 Prozent sagen, dass sie das weniger gut oder schlecht fänden. 46 Prozent hingegen bewerten eine Koalition aus Union und SPD als sehr gut oder gut - das sind vier Punkte mehr als bei der letzten Umfrage von Infratest Dimap für den ARD-DeutschlandTrend vor zwei Wochen.
Vor allem bei den Anhängern der potenziellen Koalitionsparteien sind die Zustimmungswerte gestiegen: 70 Prozent der Unions-Anhänger finden die GroKo mittlerweile gut - das sind sechs Punkte mehr als vor zwei Wochen - und 66 Prozent der SPD-Anhänger - hier gibt es sogar ein Plus von 15 Punkten.
Sollte es nicht zu einer Neuauflage der Großen Koalition kommen, sprechen sich 45 Prozent der Befragten (+5 im Vergleich zum Vormonat) für eine Minderheitsregierung von CDU/CSU aus, 52 Prozent (-4) für Neuwahlen.
Image der SPD hat gelitten
Es wird schon lange über Inhalte und Personen debattiert in der SPD, das Ansehen der Partei hat dabei deutlichen Schaden genommen: 78 Prozent der Bürger halten die Partei für nicht geschlossen. Gerade mal 18 Prozent (-34 Prozentpunkte im Vergleich zu August 2014) hält die SPD für geschlossen. Und auch in puncto Glaubwürdigkeit bestehen Defizite: 35 Prozent erachten die SPD für glaubwürdig (-23 Punkte), 64 Prozent sind gegenteiliger Meinung. Für 43 Prozent (-13 Punkte) hat die SPD die richtigen Konzepte, um die wichtigen Probleme des Landes zu lösen. Eine Mehrheit (55 Prozent) ist nicht dieser Auffassung.
Am ehesten überzeugt die SPD durch Bürgernähe: 57 Prozent der Bürger vertreten die Ansicht, dass die SPD die Sorgen und Nöte der Menschen versteht, 41 Prozent sehen dies anders. Dass die SPD als Teil der Regierung gute Arbeit machen wird, bezweifelt allerdings die Mehrheit der Deutschen: 58 Prozent geben an, die Sozialdemokraten aktuell für nicht regierungsfähig zu halten; 40 Prozent halten die SPD hingegen für regierungsfähig.
Unions-Anhänger mit inhaltlicher Ausrichtung zufrieden
Im Zuge der Diskussion um eine konservative Wende der CDU sind 56 Prozent der Unions-Anhänger der Auffassung, dass die CDU mit ihren heutigen politischen Positionen genau richtig aufgestellt ist. 21 Prozent der Unions-Anhänger halten sie für zu konservativ, 19 Prozent für zu wenig konservativ.
Wenn man auf die Deutschen insgesamt schaut, so hält eine deutliche Mehrheit von 75 Prozent die CDU für regierungsfähig, 23 Prozent sind gegenteiliger Auffassung. 60 Prozent halten sie für geschlossen, 37 Prozent tun dies nicht. Für gut die Hälfte (53 Prozent) ist die CDU glaubwürdig, für 45 Prozent ist sie das nicht. 47 Prozent sind der Meinung, dass sie die richtigen Konzepte hat, um die Probleme des Landes zu lösen. 50 Prozent sind gegenteiliger Auffassung. 43 Prozent sind der Ansicht, die CDU verstehe die Sorgen und Nöte der Menschen, 55 Prozent sehen dies anders.
Befragte attestieren CSU Geschlossenheit
Die CSU überzeugt bundesweit insbesondere durch Geschlossenheit (57 Prozent). Die Hälfte der Bundesbürger hält die Christsozialen darüber hinaus auch für glaubwürdig (50 Prozent) und regierungsfähig (49 Prozent).
Ähnlich wie bei der CDU bestehen auch bei der CSU Vorbehalte in Sachen Bürgernähe: 44 Prozent finden, die CSU verstehe die Sorgen der Menschen, 50 Prozent sind gegenteiliger Auffassung. Und auf noch etwas größere Skepsis stößt die konzeptionelle Ausrichtung der CSU: Ein gutes Drittel (35 Prozent) ist der Ansicht, die CSU habe die richtigen Konzepte für die Lösung der wichtigsten Probleme des Landes, 59 Prozent sehen hier Defizite.
SPD legt bei der Sonntagsfrage leicht zu
Wenn am Sonntag Bundestagswahl wäre, dann käme die Union auf 34 Prozent, ein Punkt mehr als vor zwei Wochen. Die SPD verbessert sich um zwei Punkte und erreicht 18 Prozent. AfD und FDP bleiben unverändert bei 15 bzw. 9 Prozent. Die Linke und die Grünen verlieren jeweils zwei Punkte und kommen auf 9 bzw. 11 Prozent.
Im Vergleich zur Bundestagswahl 2005 haben sich die Ergebnisse der SPD fast halbiert. Warum geben so viele Menschen ihre Stimme nicht mehr der SPD? Es gibt deutliche Unterschiede zwischen früheren und aktuellen SPD-Anhängern, was das Image der Partei angeht: Von den aktuellen SPD-Wählern halten 81 Prozent die SPD für glaubwürdig. Bei den Befragten, die nicht mehr für die SPD stimmen würden, das bei einer früheren Bundestagswahl aber getan haben, sagen das gerade mal 27 Prozent der Befragten.
81 Prozent der SPD-Anhänger meinen, dass die SPD die richtigen Konzepte hat, um die wichtigen Probleme des Landes zu lösen. Von den früheren Wählern sagen dies 41 Prozent. 93 Prozent der aktuellen SPD-Anhänger sind der Auffassung, dass die Partei die Sorgen und Nöte der Menschen versteht. Von den früheren Anhängern sehen das 50 Prozent so. Regierungsfähigkeit attestieren der SPD 77 Prozent der aktuellen Wähler, von den früheren sind es 34 Prozent.
AfD-Anhänger: Enttäuschung statt Überzeugung
Interessant ist auch, auf die Wahlmotivation zu schauen. Ähnlich wie bei der Bundestagswahl 2017 gibt die Mehrheit der Bundesbürger (61 Prozent) an, ihre Entscheidung für die jeweilige Partei aus Überzeugung treffen zu wollen. Ein Drittel (33 Prozent) würde sich hingegen eher aus Enttäuschung über die anderen Parteien entscheiden.
Von den Anhängern der SPD würden sich 71 Prozent aus Überzeugung für ihre Partei entscheiden. Bei den Unions-Anhängern sind dies 69 Prozent, bei den FDP-Anhängern 64 Prozent, bei den Grünen-Anhängern 58 Prozent und bei den Linken-Anhängern 55 Prozent. Anders sieht es bei den Anhängern der AfD aus, hier überwiegen deutlich Protestmotive: 75 Prozent geben an, sich aus Enttäuschung über die anderen Parteien für die Partei zu entscheiden; 24 Prozent der AfD-Anhänger würden sich aus Überzeugung für die AfD entscheiden.
Stichprobe: Repräsentative Zufallsauswahl/ Dual Frame
(Relation Festnetz-/Mobilfunknummern 70:30)
Disproportionaler Ansatz (West/Ost 70:30)
Erhebungsverfahren: Telefoninterviews (CATI)***
Fallzahl: 1002 Befragte
Erhebungszeitraum: 26. bis 27. Februar 2018
Sonntagsfrage: 1502 Befragte
Erhebungszeitraum: 26. bis 28. Februar 2018
Gewichtung: nach soziodemographischen Merkmalen
Sonntagsfrage mit separater Gewichtung
Fehlertoleranz: 1,4* bis 3,1** Prozentpunkte
Durchführendes Institut: Infratest dimap
* bei einem Anteilswert von fünf Prozent ** bei einem Anteilswert von 50 Prozent
*** Die Ergebnisse sind auf ganze Prozentwerte gerundet, um falsche Erwartungen an die Präzision zu vermeiden. Denn für alle repräsentativen Befragungen müssen Schwankungsbreiten berücksichtigt werden. Diese betragen im Falle eine Erhebung mit 1000 Befragten bei großen Parteien rund drei Prozentpunkte, bei kleineren Parteien etwa einen Punkt. Hinzu kommt, dass der Rundungsfehler für kleine Parteien erheblich ist. Aus diesen Gründen wird deshalb keine Partei unter drei Prozent in der Sonntagsfrage ausgewiesen.