ARD-DeutschlandTrend Angst vor neuer Finanzkrise wächst
In Deutschland wächst die Angst vor einer neuen Finanzkrise. 69 Prozent der Befragten im ARD-DeutschlandTrend befürchten eine solche Entwicklung. Eine Mehrheit ist gegen eine Lockerung der Sparauflagen für Athen. Sorgen bereitet auch der Ukraine-Konflikt.
Von Ellen Ehni, WDR
Die neue griechische Regierung wirbt bei den europäischen Partnern dafür, dass die strikten Sparvorgaben für das Land gelockert werden. Doch genau das lehnt eine Mehrheit der Deutschen im von Infratest Dimap durchgeführten ARD-DeutschlandTrend ab: 58 Prozent der Befragten meinen, dass die EU als Reaktion auf die Signale aus Griechenland am ehesten darauf bestehen soll, dass die bisherigen Vereinbarungen eingehalten werden. Nur knapp ein Drittel der Befragten, nämlich 31 Prozent, halten einen weiteren Zahlungsaufschub für Kredite für die beste Lösung. Für einen teilweisen Schuldenerlass sprechen sich nur 9 Prozent aus.
Gleichzeitig wächst die Sorge der Deutschen vor einer erneuten Wirtschafts- und Finanzkrise in der EU: 69 Prozent der Befragten befürchten, dass eine solche Krise wieder eintreten könnte. Anfang Januar, vor den Wahlen und dem Amtsantritt der neuen griechischen Regierung, befürchteten das nur 61 Prozent, also 8 Punkte weniger.
Sorge vor Verschärfung des Konflikts zwischen dem Westen und Russland
Kanzlerin Merkel und Frankreichs Präsident Hollande treffen mit ihrer überraschenden Reise in die Ukraine und nach Moskau offenbar den Nerv der Deutschen: 70 Prozent der Befragten sind besorgt, dass sich der Konflikt zwischen Russland und dem Westen verschärften könnte. 29 Prozent sind deshalb nicht besorgt.
Gleichzeitig steigt die Unterstützung für die Sanktionen der EU gegenüber Russland: 65 Prozent der Deutschen finden diese richtig. Das sind 11 Punkte mehr als im vergangenen Dezember.
In der Frage, ob die NATO eine größere Verantwortung in diesem Konflikt übernehmen sollte, sind die Deutschen gespalten: 49 Prozent sind dafür, 46 Prozent dagegen. Eine dauerhafte NATO-Präsenz in den osteuropäischen Mitgliedstaaten lehnt eine deutliche Mehrheit ab: 69 Prozent sprechen sich dagegen aus.
HamburgTrend: SPD vorn, aber knapp unter absoluter Mehrheit
Eineinhalb Wochen vor der Bürgerschaftswahl in Hamburg kommt die SPD auf 46 Prozent, das sind zwei Punkte mehr als im HamburgTrend in der Vorwoche. Die CDU erreicht mit 18 Prozent zwei Punkte weniger, genauso wie die Grünen, die auf 11 Prozent kommen. Die Linke bleibt stabil bei 9 Prozent; die "Alternative für Deutschland" und die FDP landen beide bei 5,5 Prozent (-0,5 Prozent bzw. +0,5 Prozent). Eine Fortsetzung der Alleinregierung der SPD wäre mit diesen Zahlen nicht möglich. Allerdings handelt es sich bei dieser Umfrage nicht um eine Prognose, sondern um die politische Stimmung der laufenden Woche.
53 Prozent der Befragten fänden eine Koalition aus SPD und Grünen sehr gut beziehungsweise gut für Hamburg, das sind 7 Punkte weniger als in der Vorwoche. Eine SPD-Alleinregierung, also eine Fortsetzung der bisherigen Regierung, käme ebenfalls auf 53 Prozent Zustimmung (+1). Eine Koalition aus SPD und CDU fänden 33 Prozent sehr gut beziehungsweise gut für Hamburg (-6), eine Koalition aus SPD und Linken 23 Prozent (+1). Eine Koalition von CDU und Grünen käme ebenfalls auf 23 Prozent Zustimmung (-4), eine Koalition aus SPD und FDP auf 22 Prozent (+4).
Hohe Regierungszufriedenheit auf Bundesebene
57 Prozent der Befragten sind mit der Arbeit der Bundesregierung zufrieden oder sehr zufrieden - das sind 4 Punkte mehr als im DeutschlandTrend Anfang Januar. Damit erreicht das Ansehen von Merkels Kabinett den zweithöchsten Wert in dieser Amtsperiode.
Die Rangliste der beliebtesten Politiker führt Außenminister Frank-Walter Steinmeier an: 71 Prozent der Befragten sind mit seiner Arbeit zufrieden beziehungsweise sehr zufrieden, ein Punkt weniger als im Vormonat. Auch Angela Merkel verliert einen Punkt und kommt auf 70 Prozent Zustimmung. Finanzminister Wolfgang Schäuble bleibt stabil auf Platz 3 mit 65 Prozent.
Innenminister Thomas de Maizière macht mit 12 Punkten Zuwachs den größten Sprung und erntet 56 Prozent Zustimmung. Das ist sein bester Wert sei Mai 2013. Ihm folgt mit 54 Prozent Zustimmung Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (+8). Das ist der beste Wert, der für Gabriel bisher im ARD-DeutschlandTrend gemessen wurde.
Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen kommt auf 49 Prozent Zustimmung (+5), Familienministerin Manuela Schwesig auf 45 Prozent (+3 als einzige aus der Liste im Vergleich zu Dezember 2014). Der Fraktionsvorsitzende der Linken, Gregor Gysi, erreicht 39 Prozent Zustimmung (+1).
Kaum Bewegung bei der Sonntagsfrage zum Bundestag
Wenn am Sonntag Bundestagswahl wäre, bliebe die Union stabil bei 41 Prozent. Die SPD würde im Vergleich zum Vormonat einen Punkt verlieren und käme auf 25 Prozent. Die Grünen blieben bei 10 Prozent, die Linke legte um einen Punkt zu auf 9. Die "Alternative für Deutschland" bliebe bei 6 Prozent, die FDP bei 3.
Stichprobe: Repräsentative Zufallsauswahl/ Dual Frame
(Relation Festnetz-/Mobilfunknummern 70:30)
Erhebungsverfahren: Computergestützte Telefoninterviews (CATI)***
Fallzahl: 1003 Befragte
Erhebungszeitraum: 02. bis 03. Februar 2015
Sonntagsfrage: 1.503 Befragte
Erhebungszeitraum: 02. bis 04. Februar 2015
Fallzahl HamburgTrend: 1001 Befragte
Erhebungszeitraum: 03. bis 04. Februar 2015
Fehlertoleranz: 1,4* bis 3,1** Prozentpunkte
*bei einem Anteilswert von 5 Prozent **bei einem Anteilswert von 50 Prozent
*bei einem Anteilswert von 5 Prozent **bei einem Anteilswert von 50 Prozent
*** Die Ergebnisse sind auf ganze Prozentwerte gerundet, um falsche Erwartungen an die Präzision zu vermeiden. Denn für alle repräsentativen Befragungen müssen Schwankungsbreiten berücksichtigt werden. Diese betragen im Falle eine Erhebung mit 1000 Befragten bei großen Parteien rund 3 Prozentpunkte, bei kleineren Parteien etwa 1 Punkt. Hinzu kommt, dass der Rundungsfehler für kleine Parteien erheblich ist. Aus diesen Gründen wird deshalb in der Regel keine Partei unter 3 Prozent in der Sonntagsfrage ausgewiesen.
In der publizierten "Sonntagsfrage" werden hingegen alle Parteien aufgeführt, die aktuell im Parlament vertreten sind, die in einer Umfrage auf einen Anteilswert von mindestens 3 Prozent kommen oder solche Parteien oder Gruppierungen, die auch bei niedrigen Anteilswerten eine Chance auf ein Mandat besitzen (so etwa der SSW in Schleswig-Holstein, für den die 5-Prozent-Hürde nicht gilt).