ARD-DeutschlandTrend Sorge über Flüchtlinge bleibt hoch
Die unvermindert andauernde Einwanderung von Flüchtlingen spaltet weiter die Bevölkerung. Die Hälfte der Bevölkerung sieht diese Entwicklung mit Angst, wie sich im ARD-DeutschlandTrend zeigt. Kanzlerin Merkel verliert weiter an Ansehen. Aber auch "Pegida" verliert an Rückhalt.
Die Bevölkerung in Deutschland betrachtet die Zuwanderung weiter eher skeptisch, so das Ergebnis der aktuellen Umfrage von Infratest Dimap für den ARD-Deutschlandtrend. 44 Prozent sind demnach der Auffassung, dass die Zuwanderung der Bundesregierung eher Nachteile bringt. 37 Prozent rechnen mit Vorteilen.
Diese Bewertung geht einher mit unverändert großen Sorgen wegen des Umfangs des Flüchtlingszuzugs. Ähnlich wie im Vormonat bekennt jeder Zweite, dass ihm die große Zahl der Flüchtlinge Angst macht. Die Frage, ob die Flüchtlinge eine Bereicherung für das Leben in Deutschland sind, spaltet die Bürger in zwei praktisch gleich große Lager.
Vor allem kulturelle Vorbehalte werden sichtbar: 78 Prozent begründen ihre Sorgen damit, dass der Einfluss des Islam durch die Flüchtlinge zu stark wird. 69 Prozent sagen, fremde Kulturen würden einen zu großen Einfluss bekommen.
Die ökonomischen Folgen werden wohlwollender bewertet: 56 Prozent sind der Meinung, dass Zuwanderer längerfristig gesehen auf dem deutschen Arbeitsmarkt gebraucht werden. Das wirtschaftlich begründete Sorgen von eher nachrangiger Bedeutung sind, spiegelt nicht zuletzt das gute konjunkturelle Umfeld in Deutschland wieder: 82 Prozent der Deutschen bewerten die ökonomische Situation als sehr gut bzw. gut. Das ist ein Rekordwert im ARD-DeutschlandTrend.
Popularität Merkels sinkt, "Pegida" verliert
Ungeachtet der wohlwollenden Bewertung der Wirtschaftslage sinkt die Zufriedenheit mit dem Bundeskabinett weiter: 42 Prozent der Deutschen sind mit der Großen Koalition eher zufrieden. Das ist der niedrigste Wert in der laufenden Legislaturperiode. Auch die Bundeskanzlerin kämpft mit deutlichen Einbußen ihrer Popularität. Merkels Rückhalt sinkt im Vergleich zum Oktober um 5 Punkte auf 49 Prozent. Das ist der niedrigste Stand seit Oktober 2011.
Die Flüchtlingspolitik gereicht der Union weiter am stärksten zum Nachteil: Wäre am Sonntag Bundestagwahl, würden CDU/CSU 37 Prozent erreichen, das sind 3 Prozentpunkte weniger als im Oktober. Die SPD käme erneut auf 24 Prozent. Während die Grünen um einen Punkt auf 11 Prozent zulegen, bleiben Linkspartei mit neun und die FDP mit fünf Prozent konstant. Die AfD baut ihren Anteil um zwei Punkte auf acht Prozent aus.
Trotz der Sorgen und der Kritik an der Bundesregierung findet die "Pegida"-Bewegung weniger Rückhalt in der Bevölkerung als noch zu Jahresbeginn: Sie sank um fünf Punkte auf 17 Prozent.
Zustimmung zu Transitzonen
Von den aktuell in der Koalition diskutierten Maßnahmen der Flüchtlingspolitik finden die vom bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer geforderten Transitzonen an den Grenzen mit 69 Prozent breite Unterstützung. 71 Prozent befürworten auch die Einführung einer Obergrenze für die Aufnahme von Flüchtlingen.
Etwa drei Viertel sprechen sich für die Einführung eines Gesetzes aus, das Zuwanderer auf deutsche Grundwerte verpflichtet. Zugleich plädiert eine klare Mehrheit der Deutschen von 63 Prozent für die Bereitstellung größerer finanzieller Mittel, um den Flüchtlingen hierzulande eine bessere Integration zu ermöglichen. Die Aussetzung des Familiennachzugs unter anderem für Bürgerkriegsflüchtlinge finden 56 Prozent nicht richtig, den Bau eines Zauns an der Grenze zu Österreich lehnen 78 Prozent ab.
Stichprobe: Repräsentative Zufallsauswahl/ Dual Frame
(Relation Festnetz-/Mobilfunknummern 70:30)
Erhebungsverfahren: Computergestützte Telefoninterviews (CATI)***
Fallzahl: 1003 Befragte
Fragen zur Wirtschaftslage: ca. 500 Befragte
Erhebungszeitraum: 02. bis 03. November 2015
Sonntagsfrage: 1.503 Befragte
Erhebungszeitraum: 02. bis 04. November 2015
Fehlertoleranz: 1,4* bis 3,1** Prozentpunkte
*bei einem Anteilswert von 5 Prozent **bei einem Anteilswert von 50 Prozent
*** Die Ergebnisse sind auf ganze Prozentwerte gerundet, um falsche Erwartungen an die Präzision zu vermeiden. Denn für alle repräsentativen Befragungen müssen Schwankungsbreiten berücksichtigt werden. Diese betragen im Falle eine Erhebung mit 1000 Befragten bei großen Parteien rund 3 Prozentpunkte, bei kleineren Parteien etwa 1 Punkt. Hinzu kommt, dass der Rundungsfehler für kleine Parteien erheblich ist. Aus diesen Gründen wird deshalb in der Regel keine Partei unter 3 Prozent in der Sonntagsfrage ausgewiesen.
In der publizierten "Sonntagsfrage" werden hingegen alle Parteien aufgeführt, die aktuell im Parlament vertreten sind, die in einer Umfrage auf einen Anteilswert von mindestens 3 Prozent kommen oder solche Parteien oder Gruppierungen, die auch bei niedrigen Anteilswerten eine Chance auf ein Mandat besitzen (so etwa der SSW in Schleswig-Holstein, für den die 5-Prozent-Hürde nicht gilt).