Eine Lehrerin schreibt in einer Grundschule Wörter mit "Sp" am Anfang an eine Tafel.

Täter sind Schüler und Eltern Schulleiter sehen zunehmende Gewalt gegen Lehrer

Stand: 24.01.2025 15:42 Uhr

Gewalt gegen Lehrkräfte ist nach Einschätzung von Schulleitungen ein zunehmendes Problem. Besonders Bedrohungen, Beleidigungen und Mobbing sind weit verbreitet, wie aus einer neuen Studie hervorgeht.

Gewalt gegen Lehrerinnen und Lehrer ist nach einer repräsentativen Forsa-Befragung im Auftrag des Verbands Bildung und Erziehung (VBE) weiter auf hohem Niveau. 60 Prozent der befragten Schulleitungen gaben an, dass körperliche und psychische Gewalt an ihrer Schule in den vergangenen fünf Jahren eher zugenommen habe. Einen Rückgang der Gewalt nahmen nur vier Prozent der Befragten wahr.

Viele Schulleitungen berichteten in der Umfrage von Fällen, bei denen Lehrkräfte beschimpft, bedroht, beleidigt, gemobbt oder belästigt wurden. Knapp zwei Drittel aller Befragten (65 Prozent) kann sich an einen entsprechenden Fall in den vergangenen fünf Jahren erinnern.

An mehr als jeder dritten Schule wurden Lehrkräfte über das Internet bedroht (36 Prozent) oder auch körperlich angegriffen (35 Prozent).

Seit mehreren Jahren auf hohem Niveau

Die Werte ähneln den Ergebnissen der Befragung im Jahr 2022, im Vergleich zu 2018 sind sie aber teils stark angestiegen. Psychische Gewalt von Angesicht zu Angesicht übten der Erhebung zufolge vor allem Eltern aus, im Internet waren demnach am häufigsten Schülerinnen und Schüler die Täter.

Körperliche Gewalt ging fast ausschließlich von Schülerinnen und Schülern aus. Die Täter seien zunehmen uneinsichtig und unkooperativ.

Besonders häufig äußerten Schulleitungen unter 40 Jahren und Schulleitungen von Haupt-, Real- und Gesamtschulen eine Zunahme der Gewalt. "Der Umgang mit Gewalt hat sich in den letzten Jahrzehnten glücklicherweise verändert. Was früher noch als Kavaliersdelikt verharmlost wurde, wird mittlerweile klar als Gewalt benannt", sagte der VBE-Bundesvorsitzende Gerhard Brand. Vor allem junge Schulleitungen seien mit diesem Bewusstsein aufgewachsen und gingen sensibler mit dem Thema Gewalt um, so Brand.

Verband: Zu wenig dagegen getan

 "Mit unseren Umfragen zu Gewalt gegen Lehrkräfte konnten wir die Behauptung, Gewalt gegen Lehrkräfte sei ein Randphänomen und trete nur in Einzelfällen auf, wissenschaftlich valide entkräften", sagte Brand. "Das soziale Klima in der Gesellschaft ist spürbar rauer geworden - und das spiegelt sich auch an den Schulen wider."

In den letzten Jahren habe sich nichts getan, um Lehrkräfte besser zu schützen. Brand forderte von der Politik, den Schutz von Lehrern ernst zu nehmen. Zudem forderte er Schulbehörden dazu auf, eine umfassende psychologische und juristische Unterstützung zu ermöglichen.

Mehr Personal mit unterschiedlichen Fähigkeiten gefordert

Jeweils rund drei Viertel der befragten Schulleitungen halten eine angemessene Personalausstattung (79 Prozent), Kooperationen der Schulen mit staatlichen Institutionen wie der Polizei (77 Prozent) sowie die Zusammenarbeit in multiprofessionellen Teams in den Klassenräumen (75 Prozent) für besonders wichtig. Für wenig sinnvoll erachtet werden demnach Präventionsmaßnahmen wie Demokratiebildung (23 Prozent) oder Zertifizierungsprozesse (22 Prozent).

Für die Erhebung hatte das Meinungsforschungsinstitut Forsa zwischen Mitte September und Mitte Oktober vergangenen Jahres gut 1.300 Schulleitungen bundesweit befragt. Die Ergebnisse sind laut Forsa mit einer Fehlertoleranz von drei Prozentpunkten repräsentativ. Die Studie wird seit 2018 alle zwei Jahre durchgeführt.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete BR24 am 24. Januar 2025 um 13:00 Uhr.