Trittins Abschied vom Bundestag Die Grünen feiern ein Urgestein - mit Merkel
Im Bundestag sitzt Grünen-Urgestein Trittin schon seit Januar nicht mehr. Seine offizielle Abschiedsfeier fand allerdings erst jetzt statt - mit der Altkanzlerin Merkel als gut gelauntem Ehrengast.
Im Beisein von Ex-Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und anderer prominenter Weggefährten haben die Grünen im Bundestag den früheren Partei- und Fraktionschef sowie Umweltminister Jürgen Trittin verabschiedet. Vizekanzler Robert Habeck würdigte den 69-Jährigen am Montag in Berlin als mutigen, streitbaren und immer überzeugten Kämpfer für Nachhaltigkeit, Klimaschutz und Gerechtigkeit.
Es sei gut, dass Trittin auch parteiübergreifend Respekt bezeugt werde. Trotz harter Auseinandersetzungen in der Sache wüssten Politiker, dass am Ende alle aus Überzeugung heraus fürs Gemeinwohl stritten. "Und deswegen freue ich mich besonders, dass Angela Merkel ihm die Ehre gibt. Und ich weiß, dass er sich darüber auch freut. Das ist doch ein schönes Zeichen."
Die Veranstaltung am Abend im Marie-Elisabeth-Lüders-Haus war nicht öffentlich, die Teilnahme Merkels hatten die Grünen-Fraktionsvorsitzenden Britta Haßelmann und Katharina Dröge bereits Mitte April bestätigt.
Merkel hätte Trittin wohl gerne im Kabinett gehabt
Merkel bedauerte in ihrer Rede nach Angaben von Teilnehmern, dass es 2013 nicht zu einer schwarz-grünen Koalition gekommen ist. Sie betonte auch, der Versuch zur Bildung eines Jamaika-Bündnisses aus CDU/CSU, Grünen und FDP 2017 sei weder am Zwei-Prozent-Ziel bei den Verteidigungsausgaben noch an den Grünen und schon gar nicht an Trittin gescheitert. Nach dem Ziel der NATO-Staaten sollen die Verteidigungsausgaben auf zwei Prozent der Wirtschaftsleistung steigen. Merkel wirkte gut gelaunt, ihre Rede wurde immer wieder mit Applaus und auch Lachern honoriert.
"Schöne Geste": Altkanzlerin Merkel (CDU) kam zum Abschied des grünen Bundestagsabgeordneten Jürgen Trittin.
Agrarminister Cem Özdemir (Grüne) sagte auf die Frage, was er von Trittin gelernt habe: "Mit allen Wassern gewaschen sein." Auch er lobte die "schöne Geste", dass man parteiübergreifend Respekt füreinander habe. Die Unterschiede zwischen den demokratischen Parteien seien jeweils viel kleiner als zu den "Deutschlandhassern, Putin-Fans und Erdogan-Fans", die das Land verrieten und verkauften. Umweltministerin Steffi Lemke sagte, Trittin habe für den Umwelt-, Natur- und Klimaschutz viel geleistet. Ausgezeichnet hätten ihn "große Stringenz, große Eloquenz und auch Härte".
Im Januar Bundestagsmandat niedergelegt
Trittin hatte im Dezember angekündigt, sein Bundestagsmandat niederzulegen. Anfang Januar schied er nach rund 25 Jahren aus dem Parlament aus. Von 1998 bis 2005 war er Umweltminister. Merkel war Trittins Vorgängerin in diesem Amt von 1994 bis 1998. In den vergangenen Jahren trat Trittin vor allem als Außenpolitiker in Erscheinung. Im Juli feiert er seinen 70. Geburtstag.