Waldzustandsbericht Nur jeder fünfte Baum ist gesund
Der deutsche Wald leidet stark unter den Folgen des Klimawandels. Betroffen sind laut Waldzustandsbericht Fichte, Kiefer, Buche und Eiche gleichermaßen. Landwirtschaftsminister Özdemir will gegensteuern.
Baumkronen, in denen viele Äste abgestorben sind und die deutlich weniger Laub aufweisen: Waldschäden werden vor allem an dieser so genannten "Kronenverlichtung" gemessen - und die hat sich auch im vergangenen Jahr deutlich verstärkt. Nur noch jeder fünfte Baum ist völlig gesund. Zugleich hat die Zahl ganz abgestorbener Bäume weiter zugenommen - vor allem bei Exemplaren, die 60 Jahre oder älter sind.
"Dürre schwächt die Bäume"
Die Gründe für das Waldsterben haben sich nicht verändert, so Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir, aber ihre Folgen haben sich verschärft: "Die Dürre schwächt die Bäume. Sie können dem Sturm, dem Winter nicht mehr trotzen und sind aufgrund dessen anfällig für Schädlingsbefall." Auch die regenreichen Monate im Herbst und Winter vergangenen Jahres hätten zu keiner Entspannung der Situation geführt. "Einen zusätzlichen negativen Einfluss auf die Hitzetoleranz der Bäume haben die weiterhin hohen Stickstoffeinträge und teilweise sauren Waldböden", so der Grünen-Politiker.
Es sei dringend Zeit gegenzusteuern, warnt Özdemir. Wo immer möglich, sollten Wälder sich selbst überlassen werden, um einen naturnäheren Zustand zu erreichen, auf Kahlschläge verzichtet und Dünger wie Pflanzenschutzmittel gemieden werden.
Klimaresiliente Bäume
Als Anreiz hat Özdemirs Ministerium ein Programm für "Klimaangepasstes Waldmanagement" aufgelegt, das 900 Millionen Euro umfasst, bis 2026 läuft und Waldbesitzern bei der Rettung ihrer Areale helfen soll. Wichtig sei dabei auch, so Özdemir, dass klimaresiliente, heimische Bäume gepflanzt würden, um dem Klimawandel effektiver begegnen zu können.
Welche Arten dazu besonders geeignet sind, sei allerdings unklar: "Wenn ich mit Förstern rede und sie frage, welche Bäume werden sich in dreißig, vierzig Jahren durchsetzen, dann sagen sie: Das Tempo der Klimaveränderung ist einfach so dramatisch, dass das schwer abzusehen ist. Monokulturen werden es ganz sicher nicht sein. Die sind am anfälligsten für Stürme, für Wassermangel, für die Klimaturbulenzen, wie wir sie haben. Insofern müssen wir jetzt eben dazu beitragen, dass aus dem Monokulturen Mischwälder werden."
Ein Langzeitvorhaben, dessen Erfolg wohl erst in Jahrzehnten messbar sein wird. Wenn das Waldsterben gestoppt und wenn möglich umgekehrt werden soll, müsse jetzt gehandelt werden, so das Fazit des Ministers. Das gelte auch für den Kampf gegen die weltweite Vernichtung der Wälder. Die Bundesregierung werde sich deshalb weiter gegen die Abholzung südamerikanischer Regenwälder engagieren und für ein internationales Wirtschaftssystem einsetzen, das Wälder schone.
Eine Verpflichtung, die auch mit Blick auf zukünftige Generationen einzuhalten ist, betont Özdemir: "Der Wald braucht uns - aber umgekehrt brauchen wir auch den Wald. Lassen Sie uns alle miteinander mit vereinten Kräften daran arbeiten, dass er uns, unseren Enkeln und auch deren Nachfahren noch erhalten bleibt."