Studie des Umweltbundesamtes Mythos Recycling-Weltmeister Deutschland
Seit Jahrzehnten wird in Deutschland der Müll getrennt, doch offenbar nicht so sorgfältig wie gedacht. Eine Analyse des Umweltbundesamtes zeigt: Gerade mal ein Drittel der Restmüllabfälle werden richtig entsorgt.
Zunächst die gute Nachricht: In Deutschland fällt mittlerweile nur noch rund halb so viel Restmüll wie vor 35 Jahren an. Viel mehr Wertstoffe wie Glas, Papier und Plastik werden getrennt in den entsprechenden Tonnen gesammelt und können dann besser recycelt werden. Das hat eine Analyse des Umweltbundesamtes ergeben. Dafür wurde der Inhalt von etwa 2800 Mülltonnen untersucht.
Die schlechte Nachricht ist allerdings: Im Restmüll landen nach wie vor viel zu viele Abfälle, die dort nicht hingehören. So bestehen knapp 40 Prozent des Restmülls aus Bioabfall, zum Beispiel Küchen-, Nahrungs- oder Gartenabfälle. Und das, obwohl das Kreislaufwirtschaftsgesetz schon seit 2015 vorsieht, dass organische Abfälle in Deutschland getrennt gesammelt werden sollen. Nur so können sie zu Kompost oder Biogas weiterverarbeitet werden.
In Restmülltonnen landen noch viele Wertstoffe und Biomüll.
Mehr Biotonnen nötig
Umweltstaatssekretär Jochen Flasbarth hält das System zur Müllsammlung und -trennung deshalb noch nicht für ausreichend. Man sei im Gespräch mit dem Verband kommunaler Unternehmen, um das zu verbessern, so Flasbarth. Vor allem müsse die Dichte an Biotonnen erhöht werden.
Flasbarth appelliert auch an die Bürgerinnen und Bürger, Müll richtig zu trennen. Denn neben Bioabfällen landen Altpapier, Altglas oder Kunststoffe in der Restmülltonne statt in den dafür vorgesehenen Tonnen. Nur ein Drittel dessen, was im Restmüll entsorgt wird, gehört wirklich dorthin. Dazu gehören zum Beispiel Hygieneprodukte, Staubsaugerbeutel oder Zigarettenkippen.
Mehr Restmüll im städtischen Raum
Die Analyse zeigt außerdem: Es gibt regionale Unterschiede. In städtischen Regionen enthalten die Tonnen insgesamt mehr Restmüll und mehr Wertstoffe als in ländlichen Gebieten und Vororten. Bettina Rechenberg vom Umweltbundesamt fordert deshalb mehr Abfallberatung in den Städten - denn ohne Mülltrennung kein Recycling, ohne Recycling kein wiederverwendbares Material und ohne das keine Schonung der Umwelt.
Insgesamt stellt Rechenberg fest: Man sei zwar besser geworden, was die getrennte Sammlung angeht, aber nicht, was die Reduzierung der Menge an Müll angeht. Deswegen sei nach wie vor das große Thema: Wie können wir Müll grundsätzlich vermeiden? Rechenberg findet wichtig, dass es mehr Mehrweg gibt, Produkte eine längere Lebensdauer haben und besser repariert werden können.
In einem Jahr soll die Novelle des Kreislaufwirtschaftsgesetzes umgesetzt werden, also auch ein Verbot von Einwegprodukten wie Plastikteller oder Strohhalme. Das eigentliche Ziel müsse aber eine komplette Kreislaufwirtschaft sein, so Flasbarth. Das heißt, dass alle Rohstoffe wiederverwendet werden können. Im Idealfall bleibt die Restmülltonne dann leer.