Ein Einsatzfahrzeug der Polizei fährt an Blumen und Kerzen in der Münchner Innenstadt vorbei,.

Anschlag in München Zweijähriges Kind und seine Mutter gestorben

Stand: 16.02.2025 07:59 Uhr

Zwei Tage nach dem Anschlag in München sind zwei Menschen ihren schweren Verletzungen erlegen. Ein zweijähriges Mädchen und seine 37-jährige Mutter starben. Die Nachricht löste Trauer und Entsetzen aus.

Nach dem Anschlag auf eine Demonstration in München sind ein Kleinkind und seine Mutter gestorben. Das zweijährige Mädchen und die 37-Jährige seien ihren schweren Verletzungen erlegen, teilte das bayerische Landeskriminalamt mit.

Die Nachrichtenagentur dpa hatte zunächst den Tod des Kindes gemeldet. Kurz darauf wurde bekannt, dass auch die Frau gestorben war. Bei beiden hatten die Ärzte zuletzt von einem kritischen Zustand gesprochen.

Scholz: Attentäter muss abgeschoben werden

Am Donnerstag war ein 24-jähriger Afghane mit seinem Auto in eine Demonstration der Gewerkschaft ver.di gefahren. Nach Angaben der Polizei wurden neben den beiden Todesopfern mindestens 37 Menschen verletzt. Die Ermittler gehen laut einer vorläufigen Einschätzung davon aus, dass die Tat einen islamistischen Hintergrund hat. Der Fahrer sitzt in Untersuchungshaft.

Bundeskanzler Olaf Scholz äußerte sich "tief erschüttert und traurig". Es sei "unvorstellbar, was die Angehörigen durchmachen", schrieb er auf X. "Ihnen gilt mein tief empfundenes Beileid. Das Land trauert mit ihnen."

Bei einer Wahlkampfveranstaltung in München kündigte er die Abschiebung des Attentäters an. "Er wird nach dem Verbüßen seiner Strafe auch in das Land zurückgeführt, wo er herkommt", sagte der SPD-Politiker. Wer eine derartige Tat begehe, könne sich "auf gar nichts mehr berufen". Der 24-Jährige müsse für seine "unverzeihliche Tat" verurteilt werden.

"Schmerz ist nicht in Worte zu fassen"

"Es zerreißt einem das Herz", schrieb Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) auf X. "Ganz Bayern trauert. Unsere Gedanken sind bei den Angehörigen - und wir hoffen und beten für alle weiteren Verletzten."

Auch ver.di-Chef Frank Werneke äußerte sich zutiefst erschüttert über den Tod von Mutter und Tochter. Seinen Angaben zufolge handelt es sich bei der 37-Jährigen um eine Kollegin, die mit ihrem Kind an dem Demonstrationszug teilgenommen hatte. "Die Trauer über das Leid der Opfer des Anschlags von München wird so schier unermesslich", so Werneke. 

Der Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) zeigte sich ebenfalls tief getroffen. "Die Mutter war eine städtische Mitarbeiterin" sagte er. "Sie und ihre Tochter wurden ermordet, als sie für ihre gewerkschaftlichen Rechte auf die Straße gegangen ist. Der Schmerz ist nicht in Worte zu fassen."

Ermittler: Fahrer gab Absicht zu

Als Anhaltspunkt für eine islamistische Motivation hatte die Leitende Oberstaatsanwältin der Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus (ZET) der Generalstaatsanwaltschaft München, Gabriele Tilmann, unter anderem die Aussage von Polizisten genannt, der Fahrer habe nach der Tat "Allahu Akbar" gerufen. Der 24-Jährige habe in einer Vernehmung auch eingeräumt, den Wagen absichtlich in die Versammlung gesteuert zu haben.

Die Aussagen deuteten auf eine religiöse Motivation hin, sagte Tilmann. Weitere Details zu den Äußerungen während der Vernehmung wollte sie nicht nennen. Die Ermittlungen stünden zwar noch am Anfang. Sie traue sich aber, nach derzeitigem Stand von der Annahme eines islamistischen Hintergrunds zu sprechen. Unter anderem seien Chats auf dem Smartphone des Fahrers ausgewertet worden.

Familie: Tod nicht instrumentalisieren

Die Familie der Getöteten hat sich in einem Statement gegenüber der Süddeutschen Zeitung (SZ) bei den Helfern, dem Pflegepersonal und den Ärzten bedankt. Die 37-jährige Frau wurde nach Angaben der Familie in Algerien geboren und kam mit vier Jahren nach Deutschland. Sie hat Umweltschutz studiert und war seit 2017 bei der Stadt München als Ingenieurin beschäftigt.

In ihrem Gespräch mit der SZ gab die Familie an, ihr sei es wichtig, dass der Tod von Mutter und Tochter nicht genutzt werde, "um Hass zu schüren". Er dürfe nicht politisch instrumentalisiert werden. In ihrem Statement heißt es, die getötete Frau war ein Mensch, "der sich für Gerechtigkeit eingesetzt hat". Sie sei aktiv für Solidarität, Gleichheit gewesen und habe sich gegen Fremdenfeindlichkeit und Ausgrenzung eingesetzt. "Ihr war es sehr wichtig, ihrer Tochter diese Werte mitzugeben."

Bundesanwaltschaft übernimmt Ermittlungen

Aufgrund der besonderen Bedeutung des Falls übernahm die Bundesanwaltschaft am Freitagabend die Ermittlungen. "Es besteht der Verdacht, dass die Tat religiös motiviert war und als Angriff auf die freiheitliche demokratische Grundordnung zu verstehen ist", teilte die oberste Anklagebehörde in Deutschland in Karlsruhe mit.

Am Nachmittag war Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) zum Anschlagsort gekommen und hatte eine weiße Rose an einem improvisierten Gedenkort niedergelegt.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 15. Februar 2025 um 18:00 Uhr.