Hessen Darmstadt 98 bei Greuther Fürth: Das "Gefühl von Sicherheit" weiter befeuern
Darmstadt 98 verspürt nach dem Pokalerfolg von Dresden "mentalen Auftrieb". Im Ligaspiel in Fürth soll sich die positive Entwicklung fortsetzen. Dafür besucht Trainer Kohfeldt sogar manch Journalisten in dessen Wohnzimmer.
Gerade eben noch lugte der Kopf von Florian Kohfeldt ins Bild, als der Trainer des SV Darmstadt 98 am Freitag per Videocall die wissbegierige Medienmeute freundlich grüßte. "Flashback! Zurück in den Wohnzimmern der Journalisten, hervorragend." Zurück im digitalen Corona-Zeitalter also, als Pressekonferenzen im Vorfeld von professionellen Fußballspielen ausschließlich über derlei unpersönliche Wege stattfanden - und mitunter unfreiwillig Persönliches preisgaben (Stichwort Wohnzimmer).
Wie dem auch sei: Diesmal hatte all das einen guten Grund. Denn die Darmstädter Fußballer sind in diesen Tagen nicht in Darmstadt anzutreffen. Im Anschluss an den Pokalkrimi von Dresden (3:2 nach Verlängerung) kehrte das Team nicht heim ins Hessische, sondern steuerte direkt das Fränkische an. Die Lilien sind am Samstag (13 Uhr) bei Greuther Fürth zu Gast, nächtigen und trainieren daher in Nürnberg, um möglichst wenige kräftezehrende Reisekilometer gegen möglichst viel kräfteschonende Regenerations-Maßnahmen einzutauschen. Kohfeldt ist überzeugt: "Die Jungs werden topfit sein."
Dresden-Erfolg ein "emotionaler Meilenstein"
Fernab körperlicher Befindlichkeiten sollte der Pokalerfolg vor allem "mentalen Auftrieb" geben, wie der Darmstädter Trainer hofft. Oder anders: Er ist davon überzeugt. Denn in Dresden habe seine Mannschaft vieles von dem gezeigt, was in den von Niederlagen geprägten Monaten verlustig gegangen war. "Wiederstände überstehen, mit Rückschlägen umgehen", so Kohfeldt. Gepaart mit der aus des Trainers Sicht "positiven Entwicklung der vergangenen Wochen" entstehe gerade "ein Gefühl von Sicherheit". Den Dresden-Erfolg bezeichnete der Coach als "emotionalen Meilenstein".
Unter Kohfeldts Leitung haben die Lilien von sieben Spielen tatsächlich erst eines verloren, sich in der Tabelle – immerhin – auf den 13. Platz nach vorne gearbeitet und stehen im Pokal im Achtelfinale. Wohl noch wichtiger: Die Spielweise ist wieder deutlich mehr von Selbstvertrauen geprägt. Gerade offensiv sieht das sehr manierlich aus, wenngleich Kohfeldt anmerkt, dass die Mannschaft mit Blick auf die Vielzahl von Tormöglichkeiten noch zu wenige Tore schieße.
Maglica ersetzt gelbgesperrten Vukotic
Mehr Steigerungspotenzial haben die Lilien jedoch in der Defensive. Kohfeldt aber argumentiert auch hier antizyklisch wie nachvollziehbar: "Wir könnten sagen: Wir stellen uns tief in den eigenen Strafraum und vorne hilft uns der liebe Gott. Aber das ist nicht unsere Idee." Seine Mannschaft habe sicher noch Potenziale, vor allem beim Verhalten nach Ballverlusten, "aber wir lassen deutlich weniger Großchancen zu als vorher. Wir sind auf einem guten Weg."
In Fürth müssen die Darmstädter jedoch auf Aleksandar Vukotic verzichten. Er fehlt wegen einer Gelbsperre. Anstelle des kopfballstarken Innenverteidigers wird Matej Maglica spielen. Weitere Gedankenspiele zu möglichen Personalwechseln in einer Englischen Woche ließ Kohfeldt unkommentiert. Sicher ist nur, dass die zuletzt angeschlagenen Offensivkräfte Luca Marseiler und Oscar Vilhelmsson zum Kader zählen. Klaus Gjasula fehlt dagegen weiterhin krankheitsbedingt.
Vom Gegner fehlt das "ganz klare Bild"
Mit Blick auf den Gegner fischt der Darmstädter Fußballlehrer derweil im Trüben, wie er offen zugibt. Die Fürther hatten erst vor zehn Tagen ihren Trainer Alexander Zorniger und den langjährigen Sportchef Rachid Azzouzi vor die Tür gesetzt. Darauf folgte ein wilder 4:3-Erfolg in der Liga auf Schalke, sowie eine 0:1-Pleite in Regensburg im Pokal.
"Es ergibt sich kein ganz klares Bild", sagt Kohfeldt über den Kontrahenten, der drei Punkte vor den Darmstädtern liegt. "Wir sind positiv bestärkt, müssen aber in jedem Spiel hart kämpfen." Denn trotz all der positiven Entwicklungen gebe es die tabellarische Situation schlicht nicht her, "irgendwie entspannt zu sein".
Die mögliche Aufstellung von Darmstadt 98 in Fürth.