André Schubert

Hessen Regionalliga Südwest: Hessen Kassels "Luxussituation" im Tabellenkeller

Stand: 29.10.2024 07:24 Uhr

Seit einer Woche ist André Schubert Interimstrainer bei Hessen Kassel. Das Engagement des früheren Bundesliga-Coaches ist ein Freundschaftsdienst auf Zeit. Schon bald will der Verein eine dauerhafte Lösung auf der Trainerbank präsentieren.

Von Henning Middeldorf

Anspruch und Wirklichkeit, sie liegen in diesen Tagen weit auseinander beim KSV Hessen Kassel. Noch im November letzten Jahres sprach der damalige Trainer Alexander Kiene davon, die Nordhessen langfristig in den Profifußball führen zu wollen. Ein knappes Jahr später steht Kassel in der Regionalliga Südwest auf einem Abstiegsplatz, holte in 14 Spielen maue zehn Punkte. Kiene sitzt mittlerweile nicht mehr auf der Kasseler Trainerbank.

Dieser Platz wird seit einer Woche von André Schubert besetzt. Ein Coach, der mit Borussia Mönchengladbach in der Champions League auflief, massenweise Erfahrung in der zweiten Bundesliga sammelte, im Profifußball ein halbes Dutzend Vereine trainierte. Aber eben auch nur ein Trainer auf Zeit.

Andre Schubert und Sören Gonther kennen sich gut

Dass Schubert überhaupt für ein Engagement beim Regionalligisten zur Verfügung stand, hat zum einen mit seiner Verbundenheit zu Kassel zu tun. Dort ist der 53-Jährige geboren, 2014 war er bei Hessen Kassel sogar ein halbes Jahr lang Sportvorstand. Dazu unterhält der Ex-Bundesliga-Coach eine enge Beziehung zu Geschäftsführer Sören Gonther. Während seiner Zeit bei Paderborn und St. Pauli lief Gonther unter Schubert als Spieler auf, kein anderer Coach trainierte ihn länger. Nach der gemeinsamen Zeit sei der Kontakt nie abgerissen, erklärt Gonther.

"Er hat mir immer gesagt, dass er da ist, wenn ich ihn brauche", sagt der Geschäftsführer im Gespräch mit dem hr-sport. Dieser Moment kam schneller als gedacht. Nach dem schwachen Saisonstart sah Gonther einen Trainerwechsel als unausweichlich an.

"Die Verunsicherung in der Mannschaft ist so groß gewesen, dass ich den Glauben an den Turnaround verloren habe“, eklärt Gonther. Nun sitzt also erst einmal Schubert auf der Kasseler Trainerbank – allerdings nur als Interimslösung. Schubert soll dem Regionalligisten vor allem Zeit dabei verschaffen, sich nach einem dauerhaften Coach umzusehen. Dass er länger in Kassel bleibt, scheint ausgeschlossen.

Schubert "kein Trainer für die Regionalliga"

"Er macht das als Freundschaftsdienst, das ist für uns eine absolute Luxussituation", erklärt Gonther. Ein längerfristiges Engagement sei auf beiden Seiten nie ein Thema gewesen. "Andre ist kein Trainer für die Regionalliga. Er ist ganz andere Dinge gewohnt", sagt Gonther und spielt damit auf die jahrelange Vergangenheit von Schubert bei diversen Vereinen in der ersten und zweiten Bundesliga an.

Dass Schubert seit knapp drei Jahren keine Mannschaft mehr trainiert hat, macht sich laut Gonther nicht bemerkbar. "André weiß, was er der Mannschaft vermitteln muss und was sie braucht. Er ist Trainer mit Leib und Seele, seine Erfahrung geht nicht verloren", so der Kasseler Geschäftsführer.

Hessen Kassel will bald neuen Trainer präsentieren

Für Schuberts Engagement in Kassel war eine Zeit von etwa zwei Wochen vorgesehen. Gut möglich also, dass der Verein schon sehr bald eine Dauerlösung auf der Trainerbank präsentieren wird. "Ich führe mit verschiedenen Trainern Gespräche und hole Infos ein. Wir wollen das zeitnah finalisieren", erklärt Gonther.

Durchaus schwer könnte es für den Nachfolger werden, dem Team wieder Selbstvertrauen einzuverleiben. "Die Verunsicherung in der Mannschaft ist ein Prozess über Wochen gewesen. Nun wird es auch ein Prozess sein, sie wieder rauszukriegen", sagt Gonther.

Ligadebüt von Schubert missglückt

Dem ist der KSV Hessen Kassel in seinem ersten Ligaspiel unter Schubert allerdings nicht gerade näher gekommen. Nach einem Sieg im Hessenpokal unter der Woche verlor Kassel am Wochenende gegen das Tabellenschlusslicht aus Bahlingen mit 1:2. "Die Leistung hat absolut gestimmt, durch individuelle Fehler haben wir uns aber leider um den Lohn gebracht", resümiert Gonther.

Trotz des schwachen Saisonstarts und Platz 15 in der Tabelle will der Kasseler Geschäftsführer die Vision von der dritten Liga aber noch nicht ganz abschreiben. "Es kann nicht das Ziel von Hessen Kassel sein, Jahr für Jahr um den Klassenerhalt in der Regionalliga zu spielen. Wir wollen etwas aufbauen und mittelfristig wieder die dritte Liga anpeilen", sagt Gonther. Dafür gebe es ausdrücklich keinen Zeitstempel, betont er.