Niedersachsen VW verkauft umstrittenes Werk in Xinjiang an Staatsbetrieb
Volkswagen hat sein umstrittenes Werk in der chinesischen Provinz Xinjiang an einen Staatsbetrieb aus Shanghai verkauft. Laut dem Konzern stehen wirtschaftliche Gründe hinter der Entscheidung.
Der Standort in Urumqi sei im Zuge einer strategischen Neuausrichtung veräußert worden, teilte VW am Mittwochmorgen mit. Gleiches gelte für die Teststrecken in Turpan und Anting. Der Standort werde von dem chinesischen Staatsunternehmen Shanghai Motor Vehicle Inspection Center (SMVIC) übernommen, das im Gebrauchtwagengeschäft tätig ist. Bei SMVIV handelt es sich um ein Tochterunternehmen der Shanghai Lingang Economic Development Group. Die etwa 170 Arbeitsplätze in dem Werk in Xinjiang blieben demnach erhalten. Zum Kaufpreis äußerte sich Volkswagen nicht.
Vorwürfe über Zwangsarbeit
VW hatte das Werk seit 2013 zusammen mit dem staatlichen chinesischen Autobauer SAIC als Joint Venture betrieben. VW hatte das Werk auch wegen des schwachen Fahrzeugmarktes in der Gegend und der Corona-Pandemie Probleme bereitet. Schon seit 2019 wurden dort keine Autos mehr produziert. Dem Verkauf waren monatelange Verhandlungen vorausgegangen. Zuvor war der Standort wegen Vorwürfen über Zwangsarbeit an Mitgliedern der uigurischen Minderheit international in die Kritik geraten. Menschenrechtler warfen VW vor, in Xinjiang von Zwangsarbeit zu profitieren. Mit einer Untersuchung war VW den Vorwürfen nachgegangen.
Das Land begrüßt den Verkauf
Das an VW beteiligte Land Niedersachsen zeigte sich zufrieden mit der Verkaufsentscheidung: "Die niedersächsische Landesregierung begrüßt die Veräußerung des Joint Venture Standorts in Urumqi und der Teststrecken in Turpan und Anting", sagte eine Sprecherin. Niedersachsen ist mit 20 Prozent der Stimmrechte an VW beteiligt. Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) und seine Stellvertreterin Julia Willie Hamburg (Grüne) sitzen im Aufsichtsrat.
Neue Produktoffensive ab 2026 geplant
VW hat derweil die Zusammenarbeit mit SAIC um zehn Jahre bis 2040 verlängert. Zwischen dem Rückzug aus Xinjiang, der vor wenigen Tagen besiegelt worden sei, und der Vertragsverlängerung bestehe allerdings kein Zusammenhang, hieß es bei Volkswagen. "Vor dem Hintergrund der dynamischen Marktentwicklung vor allem bei der Elektrifizierung beschleunigt das Joint Venture SAIC Volkswagen die Transformation des Gemeinschaftsunternehmens", so ein VW-Sprecher zur Zukunft des Joint-Venture-Standorts in Urumqi. Demnach plane der Konzern eine neue Produktoffensive, die ab 2026 starten soll.
VW will 15 Prozent Marktanteil in China
Bis Ende des Jahrzehnts sollen 18 neue Modelle der Marken Volkswagen und Audi auf den Markt kommen. Davon seien 15 exklusiv für den chinesischen Markt. Von den 18 neuen Modellen sollen acht als Elektroautos sowie Hybridfahrzeuge produziert werden. Bis 2030 strebt VW an, vier Millionen Fahrzeuge jährlich in China zu verkaufen und 15 Prozent Marktanteil zu erreichen. Im vergangenen Jahr lag der Anteil nach VW-Angaben bei 14,5 Prozent. Insgesamt betreibt der VW-Konzern nun ohne Urumqi 38 Fabriken in der Volksrepublik.
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NDR Fernsehen | Hallo Niedersachsen | 27.11.2024 | 19:30 Uhr