Saarland Gemeinsame Erlebnisse schaffen: Die Adventszeit mit Demenzerkrankten gestalten
Plätzchen backen, Weihnachtslieder singen, dekorieren: In der Adventszeit und an den Weihnachtstagen gibt es in vielen Familien lieb gewonnene Traditionen und Rituale. Wer einen Angehörigen hat, der an Demenz erkrankt ist, kann diese nutzen, um schöne gemeinsame Erlebnisse zu schaffen.
Anne Staut
Fast 23.000 ältere Menschen sind im Saarland an Demenz erkrankt – Tendenz steigend. Für sie und ihre Angehörigen hat jetzt eine ganz wertvolle Zeit begonnen. Denn die Adventszeit und die Weihnachtsfeiertage bieten eine gute Chance, schöne gemeinsame Erlebnisse zu schaffen.
Möglich machen das die oft schon seit Jahrzehnten in Familien bestehenden Rituale wie gemeinsames Plätzchen backen, aber auch die vier Kerzen auf dem Adventskranz, die nach und nach angezündet werden.
Teilhabe steht im Vordergrund
Wichtig sei es Aufgaben zu verteilen, sagt Andreas Sauder, Leiter der Landesfachstelle Demenz im Saarland. Beim Plätzchen backen könne man etwa die Demenzerkrankten auffordern, die Plätzchen aus dem Teig auszustechen. Wichtig dabei: Es geht nicht darum, am Ende das perfekte Plätzchen zu haben.
Im Vordergrund steht hier stattdessen, dass die Betroffenen eingebunden werden. "Teilhabe ist ganz wichtig für Menschen mit Demenz. Das wirkt stimmungsaufhellend", so Sauder. Und davon profitieren letztendlich auch die pflegenden Angehörigen.
"Wenn der Mensch mit Demenz sich wohlfühlt, wird er weniger unliebsame Verhaltensweisen aufzeigen. Dann fühlt sich auch der pflegende Angehörige wohler", erläutert der Leiter der Landesfachstelle Demenz. Die Rituale geben den Erkrankten außerdem Sicherheit und stärken so erneut ihr Wohlbefinden.
Gemeinsames Singen
Durch die Traditionen können bei den Erkrankten auch verborgene Erinnerungen wieder hochkommen, so Sauder. Er empfiehlt, sofern das noch möglich ist, konkret nachzufragen und so Anknüpfungspunkte zu schaffen.
Ein besonderes Erlebnis kann das gemeinsame Singen von Weihnachtsliedern sein. Selbst Betroffene, die sich sonst nicht mehr sprachlich äußern könnten, könnten das manchmal dann, wenn sie die altbekannten Lieder singen. Wenn das nicht geht, sei es für die Betroffenen aber auch schön "einfach nur dabei zu sein."
Betroffene können Geschenke verteilen
Zu Weihnachten gehören für die meisten auch Geschenke dazu. Eine konkrete Geschenkempfehlung will Sauder nicht abgeben, es komme darauf an, was der Demenzerkrankte gerne mag. Da seien der Fantasie keine Grenzen gesetzt. "Die Angehörigen kennen ihren Betroffenen am besten."
Doch auch dieses Ritual bietet nochmal die Möglichkeit, den Erkrankten einzubinden. Sofern das noch möglich ist, könnte er etwa das Verteilen der Geschenke übernehmen.
Ruhepausen einplanen
Die Vorweihnachtszeit und die Festtage sind oft aber nicht nur durch schöne Rituale geprägt, sondern für viele auch mit Stress verbunden. Dem sollte man die Demenzerkrankten möglichst nicht aussetzen.
"Man sollte darauf achten, dass keine Hektik entsteht. Denn das überträgt sich auf den Betroffenen." Es sei deshalb sinnvoll Ruhepausen für die Erkrankten einzuplanen und dafür zu sorgen, dass sie etwa nicht zu lange an einem Tisch sitzen müssten. Auch angenehme Gerüche könnten zum Wohlbefinden beitragen.