
Saarland Kann man Radarfallen mit Produkten aus dem Netz austricksen?
Auf TikTok, Instagram und anderen Plattformen kursieren Videos von teuren Produkten, mit denen man angeblich Blitzer austricksen kann. Alles nur Fake oder steckt da doch etwas dahinter? Wir haben den Test gemacht.
Sven Berzellis / Onlinefassung: Kasia Hummel
Glaubt man Videos auf Social Media, lassen sich Radarfallen austricksen. Die Clips werden millionenfach geklickt und verlinken auf dubiose Webseiten. Wir bestellen für den Europäischen Markt Sticker, Spray und Folie und machen den Test. Zwei der drei Produkte müssen am Vortag aufs Kennzeichen angebracht werden.
Zusammen mit der Polizei geht es dann auf die ADAC-Teststrecke nach Dudweiler. Denn: Wir wollen uns blitzen lassen - natürlich legal. Dafür haben wir uns auch das schlechteste Wetter ausgesucht. Mit Schneefall - eine besondere Herausforderung für den Blitzer.
Vor dem Test zeigen wir unseren Experten die Produkte, für die wir am Ende insgesamt rund 250 Euro ausgegeben haben. Ob es funktionieren wird? Beide sind skeptisch.
Polizei spricht von Kennzeichenmissbrauch
Der Test beginnt mit der gewölbten Folie. Von der Seite ist das Kennzeichen schlecht zu erkennen - trotzdem alles sehr auffällig. Ob so etwas legal wäre, kann Ralf Stader, Hauptkommissar Verkehrspolizei, eindeutig beantworten: „Nein, das ist nicht erlaubt. Sie dürfen das Kennzeichen nicht verändern oder versuchen zu verdecken“, erklärt Stader.
In diesen Fällen bewege man sich direkt im Straftatenbereich. Der Hauptkommissar spricht vom Kennzeichenmissbrauch. Dann drohen 65 Euro Bußgeld und eine Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr. Natürlich nicht hier auf der Teststrecke.
Die 100-Dollar-Folie: Für den Blitzer kein Problem. Auch bei Schnee. Die Technik sei mittlerweile so gut, der Blitz auch sehr stark, so Stader. Die Anlage habe sogar noch einen sogenannten Polfilter, der die Reflektion aus dem Bild herausfiltert. „Die Folie ist einfach von dem Licht durchdrungen worden und hat die Zahlen und Buchstaben, also das Kennzeichen, deutlich abgebildet“, fasst der Hauptkommissar den ersten Test zusammen.
Reflektion durch Klebezahlen
Neuer Versuch: Die Klebezahlen versprechen, den Blitz der Radarfalle zu reflektieren und so die Kamera zu blenden. Wird das dem Blitzer zum Verhängnis? Doch das Ergebnis ist deutlich und ein Worst-Case für den Käufer.
Zum einen werde der Fahrer sofort ermittelt, weil die Kennzeichen trotzdem lesbar sind. Zum anderen habe er unnötiges Geld für die Anschaffung des Produktes ausgegeben und laufe noch Gefahr, vom Staat bestraft zu werden, erklärt Bernd Brutscher, ADAC-Vorstand für Verkehr und Technik, die Sachlage.
Sticker, Spray und Folie
Zum Abschluss testen wir das Spray. 100 Dollar haben wir für die Dose ausgegeben. Mindestens vier Schichten sollten auf das Kennzeichen drauf. Wir haben am Ende acht aufgetragen. Das Kennzeichen strahlt förmlich.
„Vor einigen Jahren sind solche Versuche vom Polizeitechnischen Institut durchgeführt worden. Das Ergebnis war genau wie heute“, so Brutscher. Es habe nicht eine einzige Folie gegeben, die in irgendeiner Form erfolgsversprechend war.
Am Schluss eindeutiges Ergebnis
Das Ergebnis ist eindeutig: Am Ende lohnt es sich nur für die Verkäufer. Nachdem Produkte von rund 250 Euro durchgefallen sind, stellen wir uns natürlich die Frage: Wie lässt sich denn ein Blitzer austricksen?
„Halten Sie sich an die Vorschriften und dann werden Sie auch nicht geblitzt“, so Hauptkommissar Stader. Eine naheliegende Lösung: Einfach nicht zu schnell fahren. Das macht dann am Ende die Straßen für alle auch sicherer.
Über dieses Thema hat auch "Wir im Saarland - Service" im SR Fernsehen am 01.04.2025 berichtet.
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