Saarland Nach Assad-Sturz: Saarland bemüht sich syrische Ärzte zu halten
Nach dem Sturz Assads in Syrien überlegen Zugewanderte, ob sie in das Land zurückkehren sollen. Eine große Gruppe machen dabei syrische Ärzte aus. Das wäre verheerend. Um die Fachkräfte ins Saarland zu bringen und zu halten, gibt es deshalb starke Bemühungen.
Bettina Rau / Onlinefassung: Axel Wagner
Dr. Mohamed Issam Zabad, Urologe aus Neunkirchen, hat am Mittwoch bis spät in die Nacht mit seinen syrischen Ärztekollegen konferiert. Zabad ist im Vorstand des syrischen Ärzteverbundes und leitet außerdem das Deutsch-Französische Medizinische Versorgungszentrum in Saarbrücken-St. Arnual. Zugleich ist er geschäftsführender Oberarzt am Klinikum Idar-Oberstein.
Zabad: „Zerrissen zwischen beiden Ländern“
In einer Umfrage unter 1200 Ärzten bundesweit konnten sich 900 vorstellen, nach Syrien zurückzugehen, so Zabad. Man wolle beim Wiederaufbau in Syrien helfen, das Leben in Deutschland aber nicht aufgeben.
„Das Herz ist schon zerrissen zwischen beiden Ländern“, sagt Zabad, selbst Syrer und Deutscher. Er habe sich seit mindestens 15 Jahren nicht mehr berufspolitisch oder medizinisch in Syrien engagiert, obwohl er in Deutschland und international sehr aktiv sei. „Natürlich habe ich die Augen auf Syrien.“
HTW und Stadt bieten Betreuung an
Damit Fachkräfte wie der syrische Zahnarzt Hasan Sharaf ihre Augen auch weiterhin auf das Saarland richten, haben die Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes (htw saar) und die Stadt Saarbrücken ein Haus des Ankommens eingerichtet. Dort arbeitet unter anderem auch die Sozialarbeiterin Iryna Tykha, selbst aus der Ukraine.
Sie berät Sharaf auf dem Weg zur Approbation in Deutschland. Erst wenn seine Diplome übersetzt sind und sein syrischer Abschluss hier anerkannt wird, darf er praktizieren.
Bürokratie hemmt
Im Saarland, so hat er gehört, sei das bürokratische Verfahren kürzer als andernorts. „In Nordrhein-Westfalen dauert es vielleicht zwei bis zweieinhalb Jahre“, sagt er. „Das ist zu viel für mich.“ Er brauche die Approbation schneller, und da sei die Lage im Saarland besser.
Sozialarbeiterin Tykha ergänzt: „Für eine Approbation braucht man schon auch die Bestätigung von dem zukünftigen Arbeitgeber. Das ist das schwierigste für ihn, schon einen Arbeitgeber zu finden, der ihn aufnehmen möchte.“
Auch Handwerk will Zuwanderer halten
Die Handwerkskammer des Saarlandes hilft bei der Anerkennung von Abschlüssen. Inzwischen macht sie Mitarbeiter zu „Willkommenslotsen“, die junge Auszubildende anwerben – auch gerne mit Migrationshintergrund, denn Fachkräfte werden gesucht.
„Natürlich suchen wir dann auch Betriebe, die bereit sind, Menschen mit Migrationshintergrund auszubilden“, sagt die stellvertretende Hauptgeschäftsführerin Doris Clohs. „Es gibt da eine große Bereitschaft von Handwerksunternehmen, die gerne solche Leute nehmen und die auch bereit sind, in der Freizeit mit den Leuten was zu machen. Das nützt nichts, wenn ich nur Leute anwerbe und in Ausbildung bringe. Das ganze Drumherum, das soziale Umfeld muss auch bedient werden.“
Dr. Zabad und der Verband syrischer Ärzte wollen nun Druck machen, damit bürokratische Hürden schneller abgebaut werden. Ärzte werden im Saarland dringend gebraucht. Dass syrische Fachkräfte abwandern, kann man sich hier schlicht nicht leisten.
Über dieses Thema hat auch der aktuelle bericht vom 12.12.2024 berichtet.