Saarland Nach Schleusenunfall: Anfang der Woche erste Notschleus-Versuche geplant
Rund 70 Schiffe stecken derzeit auf Saar und Mosel fest. Anfang nächster Woche sollen erste Versuche gestartet werden, Schiffe durch die kaputte Schleuse bei Müden zu bekommen. Transportunternehmen suchen derweil schon nach alternativen Routen.
Mit Informationen von Simin Sadeghi
Nach dem Unfall an der Schleuse Müden an der Mosel will das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt (WSA) Mosel-Saar-Lahn die festliegenden rund 70 Schiffe nach eigenen Angaben bis Jahresende vom Fluss bekommen.
"Wir arbeiten mit Hochdruck daran, weil uns bewusst ist, welches Schicksal die Leute haben", sagte WSA-Leiter Albert Schöpflin am Mittwoch. "Wir werden ab nächster Woche einen Versuch starten, die Schiffe in einer Art Notschleusung zu Tal zu bringen, so dass sie aus dieser Sackgasse herauskommen."
Erste Versuche der Not-Schleusung am Montag
Wie genau die Schiffe über die Schleuse Müden kommen sollen, um dann die Mosel in Richtung Rhein zu verlassen, wollte Schöpflin noch nicht sagen. "Wir halten uns da im Moment noch ein bisschen bedeckt."
Am Montag und Dienstag sollte es Versuche geben, die dann zeigen würden, ob es klappt. Dafür gebraucht werde auf jeden Fall eine Ersatzvorrichtung für das kaputte Schleusentor. "Das werden wir testen." Klar ist aber, dass die Notschleusung eines Schiffs deutlich länger dauern würde, als ein normaler Schleusungsvorgang. Etwa mit einer Stunde rechnen die Experten.
Ersatztor für die Schleuse
Es gebe ein Ersatztor für die Schleuse, das auf dem Bauhof Trier liege. Daran müssten unter anderem noch Hydraulikleitungen angebracht werden. Die komplette Wiederinbetriebnahme der Schleuse könnte aber bis Ende März 2025 dauern.
Alternative: Weite Umwege
Einige aber warten gar nicht auf die Schleusenreparatur. Sie nehmen stattdessen Alternativrouten, die weite Umwege bedeuten. Am Bürgerpark in Saarbrücken wurden am Mittwoch große Metallbehälter verladen, die nach Rotterdam sollen.
Statt komplett per Wasserweg müssen sie nun eine Route nehmen, die zunächst über die Mosel nach Nancy führt. Dort wird die Ware umgeladen und per Lkw bis nach Lauterbourg am Rhein gefahren. Von dort geht es dann mit dem Schiff nach Rotterdam. "Viel Arbeit wegen einer kleinen Schleuse", sagt der zuständige Logistiker.
Kollision mit Frachtschiff
Seit Sonntag ist die Schifffahrt auf der Mosel quasi lahmgelegt. Bei einer Kollision eines Frachtschiffs mit der Schleuse Müden wurde diese schwer beschädigt. Wegen der Sperrung sitzen viele Schiffe nun auf Mosel und Saar fest. Das hat große Auswirkungen auf die hiesige Wirtschaft.
IHK fordert schnellere Lösung
Die Industrie- und Handelskammern Saarland, Trier und Koblenz wandten sich in einem offenen Brief an Bundesverkehrsminister Volker Wissing (parteilos). Darin forderten sie eine schnelle Reparatur der Schleuse und den raschen Ausbau aller deutschen Moselschleusen mit einer zweiten Schleusenkammer.
Nach dem Unfall seien vor allem Unternehmen in Rheinland-Pfalz und im Saarland von der weiterführenden Wasserstraße Rhein abgeschnitten. Für kurzfristige Ausweichmöglichkeiten über Lkw oder Bahn stünden nur begrenzte Kapazitäten zur Verfügung, in einigen Fällen ist eine Verlagerung auf andere Transportwege gar nicht möglich, hieß es.
Eine Reparatur der Schleuse erst bis Ende März 2025 sei "mit Blick auf den drohenden wirtschaftlichen Schaden für die Unternehmen nicht akzeptabel", teilten die IHKs mit.
Betroffene Schiffer informierten sich zu Klagemöglichkeiten
Mehr als 50 der betroffenen Schiffer haben sich am Mittwoch in Saarlouis mit einem Anwalt getroffen, um sich über juristische Möglichkeiten zu informieren. Doch die Möglichkeiten seien begrenzt, unter anderem weil ein Präzedenzfall fehle.
Über dieses Thema berichtet die SR info Rundschau auf SR 3 Saarlandwelle am 11.12.2024.