Das Frachtschiff „Allegria“ fährt als erstes Schiff nach der Notschleusung aus der Schleuse Müden

Saarland Erste Notschleusung auf der Mosel bei Müden erfolgreich

Stand: 16.12.2024 19:32 Uhr

Nach dem Schiffsunfall auf der Mosel vor gut einer Woche haben die ersten Notschleusungen begonnen. Am Montagvormittag wurde ein Güterschiff durch die Schleuse gebracht.

Mit viel Geduld, einem Kran und mithilfe von Tauchern ist am Montagmorgen das 80 Meter lange Güterschiff "Allegria" innerhalb von rund zwei Stunden durch die defekte Moselschleuse bei Müden gefahren. "Es ist gerade durch die Schleuse durch und ist jetzt auf dem Weg auf den Rhein", sagte Ulrich Zwinge vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt (WSA) Mosel-Saar-Lahn am Vormittag der Deutschen Presse-Agentur (dpa) zur ersten erfolgreichen Notschleusung.

Die erste Notschleusung verlief vergleichsweise schnell, weil die Schleuse "offen" war. Ein kompletter Vorgang mit Ein- und Ausbau des provisorischen Tors kann aber vier bis sechs Stunden dauern.

Drei-Schicht-Betrieb angekündigt

Nach Angaben des WSA wird künftig im Drei-Schicht-Betrieb geschleust, um die Güterschiffe bis Ende des Jahres auf die Rheinseite zu bringen. Rund 1200 Taucher kommen zum Einsatz. Bereits am Wochenende waren mehrere Testläufe - noch ohne Schiffe - erfolgreich verlaufen. Täglich können nun fünf bis sechs Schiffe durch eine Notschleusung in Richtung  Rhein gebracht werden.

So funktioniert die Notschleusung

Am Samstag waren die 74 Schiffe kontaktiert worden, um Daten wie Tiefgang, Ladung oder den aktuellen Standort abzufragen. Anhand dieser Daten wurde dann eine erste Reihenfolge festgelegt. 15 der derzeit wartenden Schiffe liegen auf der Saar, 45 oberhalb von Trier bis nach Frankreich hinein. Unter den Fahrzeugen sind nach WSA-Angaben sechs Fahrgastkabinenschiffe, drei Tanker und fünf Schubverbände. Viele Güterschiffe haben Stahlprodukte oder landwirtschaftliche Erzeugnisse geladen. 29 der Schiffe sind unbeladen.

Für die Notschleusung ist ein provisorisches Schleusentor installiert, das aus neun Dammbalken aus Stahl besteht. Die werden per Kran eingesetzt, um den Wasserstand zu überbrücken, erklärte WSA-Fachbereichsleiter Schifffahrt Tobias Schmidt.

Die ersten fünf dieser Dammbalken könnten über Wasser am Kran angehängt und herausgehoben werden, führte Zwinge weiter aus. Bei den restlichen müssten Taucher die Ketten unter Wasser in die Ösen einhängen.

Saarstahl und Dillinger bieten Hilfe an

Für die saarländische Wirtschaft, insbesondere für die Stahlindustrie, ist die havarierte Moselschleuse ein Desaster. Sie erwartet Folgekosten in Höhe von mehreren Hundert Millionen Euro.

Entsprechend interessiert ist man demnach bei Dillinger und Saarstahl auch daran, dass die Schleuse schnellstmöglich repariert wird. Als ausgewiesene Stahlexperten könne man schnell helfen. Das WSA hat dem SR auf Anfrage bestätigt, dass man dieses Anbot gerne annehme. Zuerst aber müsse die detaillierte Bestandsaufnahme der Schäden abgeschlossen sein.

Schleusenprobleme erfordern neue Logistik

Um weiterhin die Rohstoffversorgung zu gewährleisten, setzen saarländische Unternehmen nun auf neue Logistik. Der Schmiermittelhersteller Liqui Moly setzt anstatt eines Tankers pro Woche nun 1000 Tanklastwagen bis Ende März ein. Dies sei teurer und zeitintensiver, man sei jedoch auf die Lieferungen angewiesen.

Eine Firma aus Luxemburg will stattdessen am Ufer eine provisorische Pipeline verlegen - vom im Stau stehenden Schiff zu einem von der Rheinseite kommenden Tankschiff. So wird die Schleuse auf dem Landweg umgangen. Saarstahl und Dillinger hätten es mit ihren tonnenschweren Stahlteilen am schwierigsten. Sie erwägen, ab Januar einen Teil der Logistik auf die Schiene zu verlagern.

Über dieses Thema haben auch die SR info Nachrichten im Radio am 16.12.2024 berichtet.

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