Ein autonom fahrender Bus von außen

Sachsen Bus "Flash" bringt Erkenntnisse für Autonomes Fahren

Stand: 13.11.2024 19:41 Uhr

Seit mehr als zwei Jahren pendelt ein Bus zwischen dem Rackwitzer Bahnhof und dem Schladitzer See. Das Besondere dabei ist, das der Brummi mit Namen Flash ganz ohne Fahrer auskommt. Der Name steht für fahrerloses automatisiertes Shuttle. Um künftig wirklich auf Fahrer verzichten zu können, geht das Projekt in die nächste Phase mit einer 5G-Leitstelle.

Von MDR SACHSEN

Plötzlich kommt es in einem Bus bei einem Fahrgast zu einem Notfall. In einem normalen Linienbus würde jetzt der Fahrer eingreifen und die Leitstelle und den Rettungswagen informieren. Doch beim automatisierten Fahren sitzt in Zukunft niemand hinter dem Lenkrad. Hier müssen die Fahrgäste ran und Hilfe bei der 5G-Leitstelle holen.

So funktioniert das im Rahmen eines Forschungsprojekts bereits bei dem fahrerlosen automatisierten Shuttle Flash, das seit zwei Jahren zwischen der Schladitzer Bucht und Rackwitz verkehrt, erklärt Christian Hoyas, Leiter des Straßenverkehrsamtes im Landkreis Nordsachsen. Fahrgäste können Knöpfe im Innenraum des Busses bei einem medizinischen Notfall drücken: "Die Leitstelle wird dann zugeschaltet."

Gemeinschaftsprojekt

Der Landkreis Nordsachsen entwickelt zusammen mit dem Fraunhofer Institut für Verkehrs- und Infrastruktursysteme Dresden und der IAV GmbH Chemnitz eine Leitstelle, die den selbstfahrenden Bus Flash (Fahrerloses automatisiertes Shuttle) mit Hilfe von 5G-Technologie fernüberwacht. Quelle: Landkreis Nordsachsen

Fahrzeug meldet sich bei Störungen selbst bei Leitstelle

Auch bei Störungen melde sich das selbst Fahrzeug bei der Leitstelle. Die Daten, ob die Straße frei ist, ob ein Fahrzeug in der Bushaltestelle steht oder ob die Strecke gesperrt ist, werde permanent vom Fahrzeug an die Leitstelle übermittelt, erklärt Hoyas.

Ein Mann schaut in die Kamera

Der Leiter des Straßenverkehrsamtes im Landkreis Nordsachsen, Christian Hoyas, begleitet das Flash-Forschungsprojekt in Rackwitz.

Das machen mehrere Sensoren am Fahrzeug und Kameras im und am Bus sowie am Rande der Strecke an Ampelanlagen oder Lichtmasten. Kommt es zur Störung werde der Disponent in der Leitstelle vom Fahrzeug selbst alarmiert und die Fahrgäste im Bus über Displays informiert. "Bei einer Störung würde sich das Fahrzeug bei der Leitstelle anmelden und verschiedene Vorschläge abgeben, wie es jetzt handeln soll", erklärt Hoyas.

Nächstes Level im autonomen Fahren soll erreicht werden

Doch Flash komme noch nicht komplett ohne Fahrer aus, erklärt Hoyas. Am Lenkrad sitze immer noch ein Busfahrer zur Kontrolle. Um künftig wirklich ohne Fahrer im ÖPNV unterwegs zu sein, brauche es mehrere Anforderungen erklärt Hoyas.

Eine Bildschirmanzeige in einem autonom fahrenden Bus

Fahrgästen im Flash-Bus werden Störungen über Displays angezeigt.

Beim komplett autonomen Fahren muss sich das Fahrzeug komplett selbst im Straßenraum orientieren können. Es muss jeden Winkel und jede Ecke kennen. Das ist noch ein weiter Weg. Christian Hoyas | Leiter des Straßenverkehrsamtes im Landkreis Nordsachsen

Dazu gehöre eine passende Software und ein Fahrzeug mit Level 4. Denn der Flash erfülle nur Level 3 - "bedingte Fahrautomatisierung" nach dem Kraftfahrt-Bundesamt. Mit Level 4 müssten weitere Anforderungen erfüllt sein. So müsse es etwa einen Ersatzmotor geben, der die Lenkung steuert. Zudem sei eine neue Software für autonomes Fahren notwendig.

Rettungskräfte helfen einem Mann bei einer Rettungsübung

Im Falle eines Notfalls melden sich Fahrgäste im Flash-Bus bei der Leitstelle. Bei dieser Übung wird dieses Szenario geprobt.

Dazu brauche es auch eine technische Aufsicht - besetzt mit Menschen - in einer 5G-Leitstelle für das automatisierte Fahren, erklärt Hoyas. Die sei zwingend notwendig, um bei Störungen sofort eingreifen zu können. Bis Fahrzeuge vollkommen autonom fahren können und Level 5 erreichen, sei es noch ein weiter Weg, so Hoyas: "Das Fahrzeug muss sich komplett selbst im Straßenraum orientieren können. Es muss jeden Winkel und jede Ecke kennen. Das ist noch ein weiter Weg."

Forschungserkenntnisse sollen in Projekt in Schkeuditz fließen

Im kommenden Jahr sollen die Ergebnisse des Flashprojektes in Schkeuditz genutzt werden, inklusive der bis dahin gesammelten Erfahrungen der 5G-Leitstelle, erklärt Hoyas. Dann sollen dort zwei automatisierte Busse getestet werden, die ab 2026 wirklich ganz ohne Fahrer auskommen sollen.

MDR (phb/bbr)