Großer Zapfenstreich für Wulff Abschied mit Pauken und Protesten
Knapp drei Wochen nach seinem Rücktritt ist Ex-Bundespräsident Wulff verabschiedet worden. Der Große Zapfenstreich im Park von Schloss Bellevue fiel jedoch kleiner aus als geplant. Viel politische Prominenz blieb der Zeremonie fern. Lautstarker Protest von rund 250 Demonstranten begleitete die Abschiedsfeier.
Knapp drei Wochen nach dem Rücktritt ist für den bisherigen Bundespräsidenten Christian Wulff die Zeit in Schloss Bellevue endgültig vorbei. Doch sein Abschied von der bundespolitischen Bühne fiel bescheidener aus als zunächst geplant, denn viele Gäste blieben der Zeremonie fern - nicht nur aus politischen Gründen. Von den knapp 370 Gästen auf der Einladungsliste sollen rund 160 abgesagt haben. Offizieller Gastgeber der Feierlichkeit war Bundesratspräsident Horst Seehofer als amtierendes Staatsoberhaupt.
Zum lange umstrittenen Großen Zapfenstreich im Garten des Amtssitzes Schloss Bellevue erschienen am Abend rund 200 Gäste, darunter auch Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundestagspräsident Norbert Lammert. Von Wulffs vier noch lebenden Vorgängern war kein einziger dabei.
Wulff äußerte zuvor in einer kurzen Abschiedsrede "Bedauern" darüber, dass er seine Amtszeit nicht zu Ende bringen konnte. Auf die näheren Umstände ging er jedoch nicht ein. Seine Frau Bettina lobte er, sie habe Deutschland "auf großartige Weise überzeugend repräsentiert". Der 52-Jährige fügte hinzu: "Ich gehe mit dem Gefühl der Neugier und der Vorfreude auf das, was kommt."
Bundesratspräsident Seehofer würdigte Wulffs Verdienste in seiner kurzen Amtszeit. Es sei Wulff um ein Deutschland gegangen, "das offen ist für die Vielfalt der Traditionen und Kulturen". An Wulff gewandt fuhr er fort. "Sie waren ein guter Vertreter des modernen Deutschland."
Lautstarker Protest
Rund 250 Demonstranten vor Schloss Bellevue protestierten lautstark gegen die militärische Zeremonie für Wulff. Das Schloss Bellevue war zwar weiträumig abgesperrt, die von den Demonstranten eingesetzten Vuvuzelas und Trillerpfeifen waren allerdings auf dem Festgelände noch gut zu hören.
Auf dem Zapfenstreich - wie er zu Ehren von scheidenden Staatsoberhäuptern üblich ist - hatte Wulff bestanden. Auf persönlichen Wunsch des Ex-Präsidenten hatte die Bundeswehr vier Musikstücke im Programm: eine Serenade aus dem "Alexandermarsch" von Andreas Leonhardt, "Over the Rainbow" von Harold Arlen, "Da berühren sich Himmel und Erde" von Christoph Lehmann sowie die "Ode An die Freude" von Ludwig van Beethoven.
Die Debatte dauert an
Der Große Zapfenstreich für Wulff war umstritten - genauso wie der Ehrensold sowie andere Leistungen für das ehemalige Staatsoberhaupt, wie Büro, Personal und Chauffeur. Grund für die heftigen Kontroversen sind die Umstände seines Rücktritts sowie die Vorwürfe gegen ihn. Vor zwei Wochen hatte die Staatsanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren gegen Wulff und den Filmproduzenten David Groenewold wegen möglicher Vorteilsannahme und Vorteilsgewährung eingeleitet. Groenewold soll Wulff in dessen Amtszeit als niedersächsischer CDU-Regierungschef Urlaube auf Sylt bezahlt haben. Die Landesregierung hatte einer Firma Groenewolds zuvor eine Bürgschaft gewährt, die aber nicht in Anspruch genommen wurde.