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Krieg in Nahost ++ Netanyahu und Biden beraten über Lage in Nahost ++

Stand: 09.10.2024 23:31 Uhr

US-Präsident Biden und Israels Premierminister Netanyahu besprechen sich zur Lage im Nahen Osten. Bei einem Messerangriff im israelischen Hadera sind nach Behördenangaben mindestens sechs Menschen verletzt worden. Die Entwicklungen vom Mittwoch zum Nachlesen.

09.10.2024 • 23:31 Uhr

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Bei einem israelischen Angriff im Südlibanon sind nach Behördenangaben fünf Mitglieder des Zivilschutzes getötet worden. Sie hätten sich zum Zeitpunkt des Angriffs in einem Zentrum des Zivilschutzes in dem Ort Derdghaija aufgehalten, teilte das libanesische Gesundheitsministerium mit.

Das Ministerium verurteilte den Angriff auf Helfer und Retter im Libanon. Israel missachte erneut internationale Gesetze und humanitäre Konventionen. Der Zivilschutz bestätigte den Angriff auf seine Mitarbeiter und teilte mit, dass sie sich zu dem Angriffszeitpunkt in Bereitschaft befanden. Die Angaben können nicht unabhängig überprüft werden.

09.10.2024 • 22:05 Uhr

Hisbollah feuert Raketen auf Israel

Das Israelische Militär hat libanesischen Berichten zufolge wieder Ziele in den Vororten südlich von Beirut angegriffen. Die Armee bestätigte die Berichte auf Anfrage zunächst nicht. Sie berichtete aber von 220 Geschossen, die seit dem Morgen aus dem Libanon auf Israel abgefeuert worden seien.

Libanons staatliche Nachrichtenagentur NNA meldete mindestens sechs Angriffe in den Vororten südlich der Hauptstadt. Diese gelten als Hochburg der Hisbollah.

Die US-Regierung warnt mit Blick auf das militärische Vorgehen Israels im Libanon vor ähnlichen Kriegszuständen wie im Gazastreifen. "Ich sage ganz klar, dass es im Libanon keine Militäraktion geben darf, die dem Gazastreifen ähnelt und ein ähnliches Ergebnis wie im Gazastreifen hinterlässt", sagte der Sprecher des US-Außenministeriums, Matthew Miller, auf Nachfrage.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu hatte zuvor dem libanesischen Volk gedroht, das Land stehe am Rande "eines langen Krieges", der zu "Zerstörung und Leid wie im Gazastreifen" führen könne.

Der israelische Verteidigungsminister Yoav Gallant hat dem Iran mit einem "tödlichen" Gegenschlag gedroht. "Wer versucht, dem Staat Israel zu schaden, wird einen Preis zahlen", teilte Gallant auf der Plattform X mit. "Unser Angriff im Iran wird tödlich, präzise und überraschend sein." Gallant sagte dies eigenen Angaben nach im Gespräch mit Soldaten beim Besuch ihrer Einheit.

Israel hat Generalstabschef Herzi Halevi zufolge der Hisbollah im Libanon schweren Schaden zugefügt. "Die Hisbollah erlebt Führungs- und Kontrollschwierigkeiten, was zu Verwirrung auf der Entscheidungsebene und zu Herausforderungen bei ihren operativen Fähigkeiten führt", sagte Halevi bei einer Lagebeurteilung Armeeangaben zufolge. "Die Hisbollah bemüht sich, den erheblichen Schaden zu vertuschen, den wir der Terrororganisation in den vergangenen Wochen zugefügt haben."

Auch im Iran müsse man erst noch begreifen, wie schwerwiegend der Schaden für Teherans Stellvertreter an Israels Nordgrenze sei, sagte Halevi demnach weiter. Er kündigte weitere intensive Angriffe auf die Miliz an.

Paul Ronzheimer, Vizechefredakteur und Kriegsreporter der "Bild", ist in Libanons Hauptstadt Beirut nach Angaben der Bild verschleppt und verhört worden. Einige Stunden später sei er demnach wieder freigelassen worden.

Das Geschehen habe sich bereits am 28. September zugetragen, dem Tag nach der Tötung von Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah durch Israel, berichtete die "Bild". Aus Sicherheitsgründen habe man den Vorfall erst nach der sicheren Ausreise des Kriegsreporters öffentlich gemacht. 

Unbekannte Männer brachten Ronzheimer und sein Team demnach aus dem Hotelzimmer an einen unbekannten Ort und unterzogen die Journalisten einem Verhör. Dabei seien ihnen Handschellen angelegt und die Augen verbunden worden. Bei den Männern soll es sich laut "Bild" um Mitarbeiter des libanesischen Militär-Geheimdienstes gehandelt haben.

Am späten Abend kam Ronzheimer demnach wieder frei. Die deutsche Botschaft in Beirut habe interveniert, dank der Kooperation libanesischer Behörden sei eine rasche Freilassung gelungen. In dem "Bild"-Bericht hieß es auch: "Am Vorabend der Festnahme, kurz nach dem Luftangriff auf Nasrallah, hatte Ronzheimer sich als Korrespondent in mehrere Länder schalten lassen, darunter Israel." Im Libanon ist es offiziell nicht erlaubt, für israelische Medien zu berichten.

Paul Ronzheimer

Paul Ronzheimer

Frankreich organisiert für den vom Nahost-Konflikt erschütterten Libanon eine internationale Hilfskonferenz. Bei dem Treffen am 24. Oktober in Paris soll es um Unterstützung für die notleidende Bevölkerung sowie den Aufbau eines funktionierenden Staatswesens gehen, teilte das französische Außenministerium mit.

An der Konferenz auf Ministerebene sollen Partnerstaaten des Libanons, die Vereinten Nationen, die Europäische Union sowie internationale, regionale und zivilgesellschaftliche Organisationen teilnehmen. Angesichts der politischen und humanitären Krise im Libanon sei Ziel der Konferenz, Nothilfe für die libanesische Bevölkerung zu mobilisieren und die libanesischen Institutionen zu stärken.

US-Präsident Joe Biden und Israels Premierminister Benjamin Netanyahu telefonieren miteinander. Das berichten die Nachrichtenagenturen AP und Reuters. Zuvor hatte das Nachrichtenportal Axios bereits vermutet, dass es heute zu einem Gespräch zwischen Biden und Netanyahu kommen könnte.

Es wird erwartet, dass bei den Gesprächen auch die israelischen Pläne für einen Vergeltungsschlag gegen den Iran erörtert werden.

Erstmals seit seinem Amtsantritt ist Irans Außenminister Abbas Araghchi nach Saudi-Arabien gereist. Dort sprach er mit seinem Kollegen Faisal bin Farhan über die angespannte Lage im Nahen Osten, wie Irans staatliche Nachrichtenagentur Irna berichtete. "Wir hoffen, dass diese Konsultationen zu besseren Bedingungen für Palästina, den Libanon und den Frieden in der Region führen können", wurde Araghchi zitiert.

Aus Kreisen der iranischen Botschaft in Riad erfuhr die Nachrichtenagentur dpa, bei dem Treffen solle es auch um ein mögliches Gipfeltreffen islamischer Länder zur Eskalation in Nahost gehen.

Faisal bin Farhan Bin Abdullah und Abbas Araghchi

Irans Außenminister Abbas Araghchi ist nach Saudi-Arabien gereist, um dort mit seinem Kollegen Faisal bin Farhan zu sprechen.

Der Angriff aus dem Iran, der eine Reaktion auf die gezielten Tötungen von Hamas-Chef Ismail Hanija in Teheran und Hassan Nasrallah, dem Generalsekretär der Hisbollah, in Beirut sein sollte, liegt nun schon über eine Woche zurück, und der israelische Gegenschlag lässt auf sich warten. Dabei mangelt es nicht an Ideen für mögliche Ziele im Iran, berichtet ARD-Korrespondent Jan-Christoph Kitzler aus dem Studio in Tel Aviv.

In der nordisraelischen Stadt Kiryat Schmona sind nach Angaben des israelischen Rettungsdienstes zwei Menschen getötet worden, nachdem es in der Region Raketenalarm gegeben hatte. Bei den Toten handelt es sich demnach um einen Mann und eine Frau um die 40 Jahre.

Aus dem Libanon sind nach israelischen Militärangaben rund 60 Raketen auf den Norden Israels abgefeuert worden. In der Hafenstadt Haifa verletzten Geschosssplitter fünf Menschen, gab der Rettungsdienst weiter bekannt.

Das Militär erklärte, die Raketenabwehr habe etliche Geschosse aus dem Libanon abgefangen. Manche seien am Boden eingeschlagen. 

Bei einem israelischen Luftangriff auf ein als Notunterkunft genutztes Hotel im Südlibanon sind nach libanesischen Angaben mindestens vier Menschen getötet worden. Zehn weitere seien verletzt worden, teilte das Gesundheitsministerium in Beirut mit. Der Angriff habe ein Gebäude in Wardanije in der Provinz Chuf getroffen.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
09.10.2024 • 13:38 Uhr

EU stockt Hilfe für Libanon auf

Die EU hat die humanitäre Hilfe für die Menschen im Libanon um 30 Millionen Euro auf insgesamt über 100 Millionen Euro für das Jahr 2024 erhöht. Außerdem werden über eine Luftbrücke Hilfsgüter ins Land gebracht, wie EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen auf der Plattform X mitteilte. Zunächst sollen drei Flüge Nahrungsmittel, Decken und Medikamente bringen. "Es werden noch mehr kommen", kündigte von der Leyen an.

Bei einem Messerangriff in der israelischen Stadt Hadera sind nach Polizeiangaben mindestens sechs Menschen verletzt worden. Fünf der Verletzten waren nach Krankenhausangaben in kritischem oder ernstem Zustand.

Wie die Sicherheitskräfte mitteilten, stach der Täter zur Mittagszeit in der zwischen Tel Aviv und Haifa gelegenen Küstenstadt an vier verschiedenen Orten auf Menschen ein. Die Sicherheitskräfte teilten nach Angaben der Nachrichtenagentur AFP mit, dass der Angreifer getötet worden sei. Die Nachrichtenagenturen dpa und Reuters zitierten die Polizei mit der Aussage den Täter "neutralisiert" beziehungsweise "kampfunfähig" gemacht zu haben. Weitere Details zum Zustand des Angreifers machte die Polizei demnach nicht.

Die Polizei sprach von einem extremistisch motivierten Messerangriff. Sie identifizierte den Angreifer nach eigenen Angaben als israelischen Palästinenser aus der arabischen Stadt Umm el Fahm im Norden des Landes, berichtete die Nachrichtenagentur dpa.

Die humanitäre Krise im Libanon verschlimmert sich durch Israels Angriffe nach Einschätzung der Vereinten Nationen auf dramatische Weise. Dies passiere "mit alarmierendem Tempo", teilte das UN-Nothilfebüro Ocha mit. "Die erbarmungslosen Bombardierungen verstärken das Leid verwundbarer Bevölkerungsgruppen", hieß es.

Der Sprecher der Israelischen Armee, Arye Sharuz Shalicar, hat ein "stilles Waffenembargo" Deutschlands gegenüber Israel kritisiert. "Der jüdische Staat in seiner schwersten Stunde wird ausgerechnet von Deutschland in Sachen Rüstung im Stich gelassen", sagte Shalicar der katholischen Wochenzeitung Die Tagespost.

"Ich bin auch als ehemaliger Wehrdienstleistender in der Bundeswehr sehr enttäuscht, dass Deutschland, dass die deutsche Regierung hier kein Rückgrat zeigt und nicht zu den eigenen Ansprüchen steht", fügte er hinzu. Shalicar wurde als Sohn iranischer Juden in Göttingen geboren und wanderte 2001 nach Israel aus.

Der nordrhein-westfälische Landtag hat seine Solidarität mit Israel bekräftigt. In einem fraktionsübergreifend beschlossenen Antrag betont das Parlament, die Sicherheit und Existenz Israels seien "unverbrüchlicher Teil deutscher Staatsräson". Doch werde "in einer verhandelten Zwei-Staaten-Lösung", in dem die Palästinenser einen eigenen Staat bekommen, weiterhin "die beste Chance für eine tragfähige Friedenslösung gesehen."

Der Antrag wurde vom Parlament vor dem Hintergrund des ersten Jahrestages des Terrorangriffs der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 verabschiedet.

Angesichts der Eskalation der Gewalt im Nahen Osten reist der iranische Außenminister Abbas Araghtschi zu Gesprächen nach Saudi-Arabien. Bei dem Besuch solle es um die diplomatischen Bemühungen zusammen mit anderen Ländern der Region gehen, um die israelischen Angriffe im Gazastreifen und im Libanon zu beenden, teilte ein Sprecher des iranischen Außenministeriums im Online-Dienst X mit.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan bezeichnete Israel wegen seiner Angriffe auf den Gazastreifen und den Libanon als "zionistische Terrororganisation" und wiederholte seine Kritik an den westlichen Mächten, insbesondere an den Vereinigten Staaten, wegen der Unterstützung Israels.

In einer Rede vor Abgeordneten seiner regierenden AK-Partei im Parlament sagte Erdogan heute auch, dass der grenzüberschreitende Beschuss zwischen Israel und dem Iran in den letzten Tagen das Risiko eines regionalen Konflikts erhöht habe.

Die Zahl der im Gazastreifen getöteten Menschen ist laut dem von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministerium auf 42.100 gestiegen. 97.720 weitere seien seit Kriegsbeginn verletzt worden, hieß es in der Mitteilung. Das Ministerium unterscheidet bei der Zählung nicht zwischen Hamas-Kämpfern und Zivilisten. Es hat erklärt, dass es sich bei mehr als der Hälfte der Toten um Frauen und Kinder handele.

Bei einem israelischen Angriff östlich der syrischen Stadt Quneitra wurde ein syrischer Sicherheitsbeamter getötet und ein weiterer verwundet, berichtete die staatliche syrische Nachrichtenagentur unter Berufung auf eine Polizeiquelle in Quneitra.

Bei israelischen Angriffen im Norden und im Zentrum des Gazastreifens sind nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Zivilschutzes mindestens 18 Menschen getötet worden. Im Norden des palästinensischen Gebiets sei im Flüchtlingslager Jabalia ein Haus einer Familie getroffen worden. Mindestens neun Menschen seien dabei ums Leben gekommen. Die Leichen wurden in das Al-Ahli-Krankenhaus gebracht, demzufolge zwei Frauen und zwei Kinder unter den Toten waren.

Bei zwei israelischen Angriffen seien Zelte für Vertriebene in den Flüchtlingslagern Nuseirat und Bureidsch im Zentrum des Gazastreifens getroffen worden. Die Leichen von neun Menschen, darunter drei Kinder, wurden den Angaben zufolge ins Al-Aksa-Märtyrer-Krankenhaus in der nahegelegenen Stadt Deir al-Balah gebracht.

Das israelische Militär hat zu Wochenbeginn einen von Luftangriffen begleiteten Bodeneinsatz in Dschabalia gestartet, einem dicht bevölkerten Flüchtlingslager.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Angesichts der Unterstützung des Irans für die Gegner Israels im Nahost-Konflikt hat Hessens Ministerpräsident Boris Rhein Außenministerin Annalena Baerbock zu einer Schließung der generalkonsularischen Vertretungen des Irans in Deutschland aufgefordert. "Iran gehört seit langem zweifellos zu den stärksten Unterstützern einer terroristischen und die regionale Sicherheit bedrohlichen Politik, insbesondere mit Blick auf Israel", schreibt der CDU-Politiker in einem Brief. Zuerst hatte die Hessenschau darüber berichtet.

Seit einigen Wochen sind die Auseinandersetzungen zwischen Israel und der vom Iran unterstützten Hisbollah-Terrormiliz im Libanon eskaliert. Deutschland bleibe dem Schutz der Sicherheit und Freiheit Israels verpflichtet, schreibt Rhein. "In diesem Lichte und auch vor dem Hintergrund der jüngsten massiven Raketenangriffe Irans auf israelisches Gebiet möchte ich Sie bitten zu prüfen, alle generalkonsularischen Vertretungen Irans in der Bundesrepublik, beginnend mit der Vertretung in Frankfurt am Main, zu prüfen."

Er finde es unerträglich, dass sich Vertreterinnen und Vertreter des Irans in Deutschland beruflich und auch als Gäste aufhielten und beauftragt seien, die beschriebene verbrecherische Politik zu legitimieren.

Das katholische Hilfswerk missio Aachen warnt vor einer immer dramatischeren Lage für die Menschen im Libanon und fordert eine sofortige Waffenruhe. "Die Lage im Libanon war für die Menschen ohnehin schon schwierig, jetzt aber übersteigt sie das Erträgliche", betonte der Präsident des Hilfswerks, Dirk Bingener. Durch die anhaltenden Kriegshandlungen zwischen Israel und der Hisbollah sei im Südlibanon neben der Infrastruktur auch die Olivenernte zerstört worden, so missio.

Als Akuthilfe hat das Hilfswerk nach eigenen Angaben seiner Partnerorganisation CNEWA in Beirut 90.000 Euro zur Verfügung gestellt. Damit würden 2.325 besonders gefährdete christliche Familien im Südlibanon versorgt. "Das Hilfswerk bereitet weitere Hilfen für seine Partner im Libanon vor." Neben dem Süden des Libanons und Beirut ist den Angaben zufolge auch die Bekaa-Ebene stark betroffen. "Die maronitische Diözese Deir el-Ahmar, mit der missio Aachen zusammenarbeitet, nahm bisher knapp 5.000 geflüchtete Menschen aus dem Süden des Landes auf. Die Pfarreien und Ordenshäuser, die seit Jahren auch schon geflüchtete Syrer versorgen, geraten an ihre Kapazitätsgrenzen", so Bingener.

Neben einer Unterkunft und Lebensmitteln bräuchten insbesondere die Kinder psychologische Betreuung. Nach Einschätzung von CNEWA sind mittlerweile über eine Million Menschen geflohen, etwa 100.000 davon sogar ins kriegszerstörte Syrien.

Die Hisbollah hat nach eigenen Angaben im Süden des Libanon zwei Angriffe der israelischen Armee abgewehrt. Israelische Truppen hätten nahe Blida im Südosten und Labbuneh im Südwesten versucht, die Grenze zum Libanon zu überqueren, erklärte die proiranische Miliz. Die Soldaten seien aber zurückgedrängt worden. Bei Blida hätten die Hisbollah-Kämpfer erst einen Sprengsatz gezündet und dann das Gefecht gegen die israelischen Soldaten aufgenommen, erklärte die Miliz in der Nacht.

Bei Labbuneh seien israelische Soldaten dann am frühen Morgen mit Artilleriegeschossen ins Visier genommen worden, hieß es in einer weiteren Mitteilung.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Der BSW-Politiker und Islamwissenschaftler Michael Lüders hat die deutsche Unterstützung Israels scharf kritisiert. Er fordert, den Begriff der Staatsräson in diesem Zusammenhang zu überdenken. "Deutschland tut sich schwer damit, die Staatsräson in Einklang zu bringen mit dem Völkerrecht", sagte Lüders im Interview mit der Neuen Osnabrücker Zeitung. Die deutschen Entscheider meinten, die richtigen Lehren aus der deutschen Geschichte gezogen zu haben, indem sie sich ohne Wenn und Aber hinter Israel stellten.

Lüders, der bei der Europawahl im Sommer für das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) kandidiert hat, forderte die EU und Deutschland auf, mehr Druck auf Israel auszuüben. So könne Deutschland wie andere europäische Länder den Staat Palästina anerkennen.

Bei einem mutmaßlich israelischen Luftangriff auf die syrische Hauptstadt Damaskus kamen nach Angaben von Menschenrechtsaktivisten und syrischen Staatsmedien mehrere Menschen ums Leben. Ziel des Angriffs sei ein Gebäude gewesen, das häufig von Anführern der iranischen Revolutionsgarden und der Hisbollah aufgesucht worden sei, berichtete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in Großbritannien.

Unter den Opfern seien keine iranischen Staatsbürger, berichtete die Nachrichtenagentur Isna unter Berufung auf Irans Botschaft in Damaskus. Im April waren bei einem mutmaßlich israelischen Angriff in der syrischen Hauptstadt zwei Generäle der Revolutionsgarden getötet worden.

Der Grund für die Absage der US-Reise von Israels Verteidigungsminister Yoav Gallant ist offenbar, dass der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu zunächst über eine Reaktion auf den iranischen Raketenangriff entscheiden will. Das berichtet die US-Nachrichtenseite Axios. Zudem wolle Netanyahu vorher auch mit US-Präsident Joe Biden sprechen

Gestern hatte Gallant seine Reise in die USA kurzfristig abgesagt. "Wir wurden darüber informiert, dass Minister Galant seine Reise nach Washington verschiebt", sagte die stellvertretende Pentagon-Sprecherin Sabrina Singh dazu lediglich.

Nach knapp zweimonatiger Funkstille und angesichts eines möglichen Vergeltungsschlags Israels gegen den Iran will US-Präsident Joe Biden einem Bericht zufolge heute voraussichtlich mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu telefonieren. Das berichtete das Nachrichtenportal Axios unter Berufung auf drei US-Beamte.

Beide würden auch über die Konflikte im Libanon und im Gazastreifen sprechen. Aufgrund der amerikanischen Kritik an der israelischen Kriegsführung waren die Beziehungen zwischen Washington und Tel Aviv zuletzt angespannt.

Laut einem Bericht des israelischen Fernsehsenders Channel 12 haben die USA und mehrere arabische Staaten geheime Gespräche mit dem Iran über einen Waffenstillstand an allen Fronten aufgenommen. Israel sei gegenwärtig nicht an den Gesprächen beteiligt, aber darüber informiert worden.

Der Iran hatte in der vergangenen Woche Israel mit rund 180 Raketen direkt angegriffen. Außerdem unterstützt die Regierung in Teheran die Schiiten-Miliz Hisbollah im Libanon und die Huthi-Miliz im Jemen, die ihrerseits immer wieder Israel angreifen. 

Für Israel ist ein Angriff auf iranische Atomanlagen von strategischem Interesse, sagt ARD-Korrespondentin Katharina Willinger in Teheran. Denn das Land fühle sich von dem iranischen Atomprogramm bedroht.

Ein solcher Angriff wäre jedoch sehr aufwendig, da die Anlagen unterirdisch seien. Sie befänden sich im Zentraliran und seien wohl sehr gut geschützt. Eine Gefahr bestünde auch darin, dass der Iran im Falle eines erfolglosen Angriffs sein Atomprogramm wohl noch schneller voran treiben werde.

Katharina Willinger, ARD Istanbul, zzt. Teheran, zu möglichen Angriffszielen Israels im Iran

tagesthemen, 08.10.2024 22:15 Uhr

Der Iran versuche zurzeit, durch Drohungen mit einem Gegenschlag Druck auf Vermittler aufzubauen, damit diese Israel von einem solchen Angriff abhalten, erklärt Willinger. Dabei müsse man sich fragen, wie viel Einfluss die US-Regierung unter Präsident Joe Biden auf die israelische Regierung habe - Biden habe schließlich schon betont, dass er einen solchen Angriff nicht unterstützen würde. Zugleich mache der Iran Druck auf arabische Staaten der Region, den Luftraum für einen israelischen Angriff nicht freizugeben.

Die Hisbollah hat Israel mit verstärkten Attacken gedroht, sollte Israel weiterhin den Libanon angreifen. "Die zunehmenden Angriffe des israelischen Feindes" bedeuteten, dass die israelische Stadt "Haifa und andere Orte genauso häufig von unseren Raketen angegriffen werden wie Kirjat Schmona, Metula" und andere Orte, erklärte die Miliz. Kirjat Schmona und Metula liegen im Norden Israels an der Grenze zum Libanon.

Zuvor hatte die israelische Armee erklärt, dass 85 Geschosse aus dem Libanon auf Nordisrael, einschließlich Haifa, abgefeuert worden seien.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Bei israelischen Angriffen im Libanon sind am Dienstag nach Behördenangaben mindestens 36 Menschen getötet worden. 150 weitere Personen seien verletzt worden, teilte das libanesische Gesundheitsministerium mit. Damit seien seit Ausbruch der Gefechte zwischen der Hisbollah und dem israelischen Militär vor einem Jahr mindestens 2.119 Menschen getötet und 10.019 weitere verletzt worden, teilten Behörden mit. Das Ministerium unterscheidet nicht zwischen Zivilisten und Hisbollah-Kämpfern.

Allein am Dienstag registrierte der Notfallausschuss der geschäftsführenden Regierung insgesamt 137 israelische Luftangriffe im Libanon. 

Davor hatte die israelische Armee mitgeteilt, insgesamt seien am Dienstag 180 Geschosse aus dem Libanon registriert worden, die auf Ziele im Norden Israels und vor allem in Haifa gerichtet gewesen seien. Die meisten der Geschosse seien abgefangen worden, einige aber auch in Vororten der wichtigsten Hafenstadt Israels eingeschlagen. Eine Frau in Haifa wurde leicht verletzt.

09.10.2024 • 00:01 Uhr

Der Liveblog vom Dienstag

Israel hat nach Angaben syrischer Medien ein Gebäude in Damaskus angegriffen. Es soll Tote und Verletzte geben. Norwegen erhöhte wegen der Lage im Nahen Osten seine Terrorwarnstufe auf das zweithöchste Niveau. Die Entwicklungen vom Dienstag zum Nachlesen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichteten die tagesthemen am 08. Oktober 2024 um 22:15 Uhr.