Wetterthema Platzregen
Am Mittwoch sorgten Gewitter mit Starkregen nicht nur rund um Berlin sowie im bayerischen Voralpenland für überflutete Straßen und vollgelaufene Keller.
So wurden am Mittwochnachmittag in Holzkirchen, südlich von München innerhalb von nur einer Stunde 36 Liter Regen auf den Quadratmeter registriert, in Oberammergau waren es 34 Liter, wie auch in Hohenreinkendorf in der Uckermark. In Dürrhennersdorf bei Zittau in Sachsen regnete es kurzeitig so intensiv, dass innerhalb einer Stunde sogar 160 Liter zusammen gekommen wären, hätte es so weiter geschüttet. Das mutet fast schon tropisch an, jedoch sind dort aufgrund der besonderen atmosphärischen Bedingungen noch viel stärkere Regengüsse möglich.
Durch die hochstehende Sonne gelangt in den Tropen sehr viel mehr Sonnenenergie in die Atmosphäre und auch zum Erdboden, als in höheren Breiten der Nord- und Südhalbkugel. Die Atmosphäre und die Ozeane mit ihrem globalen Strömungssystem sind ständig bestrebt dieses Ungleichgewicht auszugleichen. Idealerweise strömt warme Luft aus den Tropen zu den Polen und entsprechend kalte Luft wieder zurück.
Nun befinden wir uns auf einer rotierenden Kugel, was diesen Transport erschwert und verkompliziert. Denn die Ablenkungskraft der Erddrehung wird immer stärker, je weiter man sich vom Äquator entfernt. In den mittleren Breiten wird der Temperaturausgleich somit durch wandernde Tiefdruckgebiete bewerkstelligt, welche das Wetter bei uns so wechselhaft gestalten. Über den tropischen Ozeanen kann sich, dank schwacher Ablenkung durch die Erddrehung und die recht einheitlichen Eigenschaften der Wasseroberfläche, ein übersichtlicheres Strömungsmuster ausprägen.
Dort, wo die Sonne mittags im Zenit, also senkrecht steht, ist die Verdunstung über den Meeren am größten. Die feuchtwarmen Luftmassen steigen weit in die Atmosphäre auf und es bilden sich riesige Gewittertürme. Da in der Atmosphäre kein Vakuum entsteht, strömt aus Nordost bzw. Südost, abgelenkt durch die Erddrehung, Luft in den unteren Atmosphärenschichten in die inneren Tropen nach. Diese Passatwinde wehen sehr beständig und wurden von den Seefahrern früher zur Passage in die Neue Welt genutzt.
Das Zusammenströmen aus Nord- bzw. Südost, was auch als Konvergenz bezeichnet wird, unterstützt das Aufsteigen in der Innertropischen Konvergenzzone. In höheren Schichten der Troposphäre, die in den Tropen bis zu 18 km, in Europa nur etwa 12 mächtig ist, strömt die Luft wieder in außertropische Regionen zurück und sinkt im Bereich der subtropischen Hochdruckgürtel wieder großräumig ab. Aus diesem Grund befinden sich in etwa 20 bis 40 Grad nördlicher und südlicher Breite die trockensten Regionen dieser Erde, wie beispielsweise die Sahara.
Dieses gesamte Zirkulationssystem wird nach seinem Entdecker Hadley-Zelle genannt. Im Jahresverlauf folgt die ITK, wie die Innertropische Konvergenzzone abgekürzt wird, über den Ozeanen in etwa dem Sonnenhöchststand und befindet sich im Nordsommer etwas nördlich, im Südsommer etwas südlich des Äquators.
Aufgrund der enormen Energieumsätze in den Tropen und der quasi unbegrenzt verfügbaren Feuchtigkeit über den Weltmeeren, entwickeln sich dort auch die weltweit heftigsten Gewitter. Aufwinde von über 100 km/h und Tennisballgroße Hagelkörner sind in solchen Gewittern die Regel, ihre räumliche Ausdehnung ist um ein vielfaches größer. Zudem kann es viel ergiebigeren Platzregen geben. So wurden auf Guadeloupe in der Karibik innerhalb von nur einer Minute 38,1 Liter Regen pro Quadratmeter registriert. Unter der Dusche werden durchschnittlich etwa 15 Liter Wasser pro Minute verbraucht.