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Apple, Alphabet und Co. Was "Big Tech" mit den Milliardengewinnen macht
Apple, Amazon und Co. verbuchen Gewinne, die höher sind als die Gesamteinnahmen von Staaten. Wie kommen solche schwindelerregenden Summen zustande? Und was fangen die Konzerne mit dem Geld an?
Es ist Berichtssaison, und zahlreiche Unternehmen legen ihre Daten für das Geschäftsjahr 2024 vor. Insbesondere die fünf großen US-Technologieunternehmen - Apple, der Facebook-Konzern Meta, Amazon, Microsoft und die Google-Mutter Alphabet - verbuchen Gewinne in mehrstelliger Milliardenhöhe. Wie kommen diese Summen zustande? Und was machen die Unternehmen damit?
Wie hoch sind die Gewinne?
Für das zurückliegende Geschäftsjahr erzielte die Google-Mutter Alphabet einen Rekordgewinn von mehr als 100 Milliarden Dollar. Auch der Instagram-, Facebook- und WhatsApp-Mutterkonzern Meta erzielte 2024 einen Gewinnrekord mit 62 Milliarden Dollar. Apple verbuchte zwar ein nahezu schwindelerregendes Ergebnis nach Abzug aller Abgaben und Steuern: 93,7 Milliarden Dollar - verlor aber sogar leicht im Vergleich zum Vorjahr.
Microsofts Gewinn nach Steuern lag bei mehr als 80 Milliarden Dollar; Amazon kam auf 59,2 Milliarden Dollar. Der Handelsriese Amazon verbesserte sein Betriebsergebnis im Vorjahresvergleich gar um stattliche 86 Prozent.
Wie groß sind die Einnahmen der Konzerne im Vergleich?
Insgesamt gehören alle fünf Konzerne zu der Top Ten der Unternehmen mit den größten Gewinnen weltweit. Das einzige Unternehmen, das alle Techunternehmen zuletzt noch kontinuierlich in den Schatten stellte, war der Ölkonzern Saudi Aramco. 2022 kam der staatliche saudische Konzern auf einen Rekordgewinn von mehr als 160 Milliarden Dollar. Vergangenes Jahr war der Gewinn deutlich gesunken auf "nur" noch rund 120 Milliarden Dollar.
Auch andere Megakonzerne können, was die Gewinne der großen Techriesen angeht, kaum Schritt halten. So erzielte Europas größter Industriekonzern Volkswagen im noch soliden Geschäftsjahr 2023 einen Gewinn von rund 22,6 Milliarden Euro. Die Deutsche Bank kam im selben Jahr auf fast wie Kleingeld wirkende 4,21 Milliarden Euro Nettogewinn.
Alphabet erwirtschaftet fast so viel wie Griechenland
Auch die Budgets vieler Staaten werden von den Gewinnen von Google und Co. in den Schatten gestellt. So lagen die Gesamtstaatseinnahmen des EU-Mitgliedslands Portugal laut Eurostat im Jahr 2023 bei rund 116 Milliarden Euro, Griechenland erzielte 108 Milliarden - damit nur wenig mehr als der Gewinn von Alphabet.
Insgesamt zwölf EU-Staaten haben sogar deutlich weniger als 100 Milliarden Euro Einnahmen jährlich zur Verfügung. Die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt, Deutschland, erzielte 1,9 Billionen Euro im Jahr 2023 an Einnahmen von Bund, Kommunen und Ländern.
Mit was machen die Konzerne ihr Geschäft?
Sowohl bei Meta, als auch bei Alphabet ist Werbung die bisher wichtigste Einnahmequelle. Apple macht den größten Umsatz mit seinen iPhones. Bei Microsoft sind die Businessprodukte wie Teams oder Office der wichtigste Gewinnbringer. Aber: Es zeichnen sich Verschiebungen ab, insbesondere was das Thema Cloud und KI angeht. Hier investieren alle Konzerne massiv und konnten ihre Umsätze zuletzt kräftig steigern.
Das zeigt sich dann auch in den Zahlen. So hat bei Microsoft das Cloud- und KI-Geschäft beim Umsatz bereits die Einnahmen mit Officeprodukten überholt - noch ist die Sparte aber nicht so rentabel. Auch Amazon ist inzwischen längst nicht nur ein E-Commerce-Gigant, sondern längst auch der führende Anbieter von Cloud-Infrastruktur.
Warum sind ausgerechnet Techkonzerne so erfolgreich?
Platt gefragt: Wann haben Sie das letzte Mal eine andere Suchmaschine als die aus dem Hause Google verwendet? Digitalexperte Roland Fiege sagt entsprechend gegenüber tagesschau.de: "Amazon, Facebook und Co. stehen alle für gewisse Produktsparten, in denen sie der einzige oder wichtigste Marktteilnehmer sind: Amazon steht für Digitalshopping, Meta für soziale Medien, Microsoft für PC-Anwendungen und so weiter."
Doch die Art und Weise, wie die Konzerne zu dieser dominierenden Position gekommen sind, ist immer wieder Ziel vehementer Kritik. So etwa von dem Medienwissenschaftler und Digitalunternehmer Martin Andree. Er ist Autor des Buchs "Big Tech muss weg", für das er unter anderem ausgewertet hat, wie der Verkehr im deutschen Internet von US-amerikanischen Plattformen dominiert wird.
Haben die Kartellwächter weggeschaut?
Andree sagt: "Der Erfolg der Konzerne ist durch Monopolbildung und eine Absicherung ihrer Privilegien durch Fehlregulierung und Aufsichtsbehörden zu erklären." Das meint: Die Kartellbehörden hätten geschlafen oder weggeschaut, während Megakonzerne entstanden seien. Diverse Privilegien und Regelungslücken bevorteilten die Monopolisten sogar.
Andree, der außerplanmäßiger Professor für Medienwissenschaft an der Uni Köln ist, nennt als Beispiel etwa, dass es in Deutschland verboten sei, im TV-Bereich dauerhaft auf einen Marktanteil von über 30 Prozent der Zuschauer zu kommen. Das diene dazu, eine demokratiegefährdende Bündelung von Meinungsmacht zu verhindern. Bei digitalen Medien seien monopolistische Marktanteile jedoch erlaubt; so habe Meta 83 Prozent Nutzungsanteil bei Social Media oder Google 88 Prozent bei Suchmaschinen, sagt Andree.
Die Aufsichtsbehörden hätten zudem viele Aufkäufe von Konkurrenzfirmen nicht unterbunden. "Etwa im Jahr 2014, als Facebook WhatsApp übernahm, obwohl Facebook damals mit seinem Messenger bereits ein vergleichbares Angebot hatte", sagt Andree.
Was machen die Unternehmen mit dem vielen Geld?
Generell füllen die Unternehmen mit ihren Gewinnen ihre "Kriegskassen", um für weitere teure Aufkäufe Rücklagen zu haben. Die Gewinne werden aber auch für Investitionen genutzt, um die Produkte besser zu machen oder neue Geschäftsfelder zu erschließen
Kritik gab es zuletzt vor allem an einem anderen Ausgabenfeld: Denn die Konzerne stecken viel Geld in politisches Lobbying. Die NGO LobbyControl schätzt in einer Studie aus dem Jahr 2023, dass die Digitalindustrie alleine im EU-Kontext mehr als 113 Millionen Euro für Lobbyarbeit ausgibt - jährlich. Die größte Einzelausgabe entfiel dabei auf Meta (acht Millionen Euro), dahinter folgte Apple mit sieben Millionen Euro. Auch Microsoft und Google investierten mehrere Millionen in politische Einflussnahme in Brüssel.
Zuletzt hatte es auch immer wieder Kritik an Spenden der Unternehmen oder deren CEOs für den neuen US-Präsidenten Donald Trump gegeben. Die Sorge dahinter: Dass sich die Unternehmen und deren Manager durch Spenden eine möglichst unternehmensfreundliche Politik zusichern wollen.
Kann das so weitergehen?
Digitalexperte Fiege sagt: "Daten sind das neue Öl und KI die neuen Ölquellen. Diese Maxime wurde schon vor einigen Jahren ausgegeben und wird sich so schnell nicht ändern." Apropos Ölkonzerne: Fiege kann sich vorstellen, dass eines der Tech-Unternehmen den Ölgiganten Saudi Aramco in den kommenden Jahren, was den Profit betrifft, noch überholen kann. In Europa gebe es kein Unternehmen, das mit den großen Techgiganten Schritt halten könnte.
Auch politisch stehen die Zeichen derzeit auf Grün für die Techriesen - vor allem wegen des neuen US-Präsidenten. Zwar gebe es in den USA im Gegensatz zur EU mit dem Sherman Act ein mächtiges Instrument, das die Zerschlagung von Monopolen ermögliche, betont Andree. Unter dem läuft derzeit darunter auch noch ein Verfahren gegen Google, in dem es um die Abspaltung des Chromebrowsers geht.
Doch der Medienwissenschaftler sagt: "Die aktuelle US-Regierung ist bereits jetzt eine Koalition mit den großen Tech-Unternehmen eingegangen. Ich glaube nicht, dass diese US-Regierung die digitalen Monopole zerschlagen wird."