Heizungstechnik Wärmepumpen-Hersteller im Investitionsfieber
Das Aus von Gas- und Ölheizungen ist eingeläutet. Die Hersteller von Wärmepumpen investieren gerade Milliarden, die Produktion läuft auf Hochtouren. Wohin fließt das Geld? Ein Überblick.
Lange wurde darüber debattiert, nun ist es beschlossen: Ab 2024 müssen neu eingebaute Heizungen - mit einigen Ausnahmen - zu 65 Prozent mit Erneuerbaren Energien betrieben werden. Eine der wohl gefragtesten Alternativen für die Öl- und Gasheizungen ist die klimaschonendere Wärmepumpe. Das ehrgeizige Ziel des Bundeswirtschaftsministeriums sieht vor, bis 2030 sechs Millionen Wärmepumpen in Deutschland zu installieren. Damit rücken die Hersteller in den Fokus, die den Bedarf und die hohe Nachfrage bedienen müssen.
Der Boom hat schon begonnen
Und der Markt brummt: Allein im vergangenen Jahr stieg der Absatz von Wärmepumpen in Deutschland um ganze 53 Prozent - damit wurden 236.000 Anlagen mehr als noch 2021 verkauft. Das teilte der Bundesverband Wärmepumpe im Januar mit. Damit ist das Wachstum hierzulande auch größer als im europäischen Vergleich, wo im vergangenen Jahr 37 Prozent mehr Wärmepumpen verkauft wurden.
In Deutschland selbst gibt es eine Vielzahl von kleinen wie großen Wärmepumpenherstellern. Der Markt, der sich zunehmend konsolidiert, ist aktuell aber noch segmentiert. Zu den wohl bekanntesten und größten zählen wohl die Bosch Home Comfort Group (ehemals Bosch Thermotechnik), Vaillant und Viessmann sowie Stiebel Eltron. Neben vielen kleineren und mittelgroßen Anbietern produziert auch eine Vielzahl an ausländischen Herstellern die gefragten Wärmepumpen.
Bosch Home Comfort Group
Seit dem 1. April dieses Jahres firmiert die frühere Bosch Thermotechnik als Bosch Home Comfort Group. Die Tochtergesellschaft des schwäbischen Zuliefererriesen Bosch ist aus Übernahmen anderer Heizungshersteller wie Buderus und Junkers hervorgegangen. Alle Aktivitäten im Bereich der Heiztechnik und Warmwasserlösungen werden in der Bosch Home Comfort Group gebündelt.
Die Bosch-Tochter zählt zu den größten Heizungsherstellern Europas. Im vergangenen Jahr erwirtschaftete das Unternehmen mit rund 14.400 Mitarbeitern weltweit einen Umsatz von 4,5 Milliarden Euro - ein Rekordjahr. Dabei boomt vor allem der Markt für die Wärmepumpen, der international um 54 Prozent zugenommen hat. In Deutschland ist das Interesse ungleich höher, dort legte das Geschäft um 75 Prozent zu.
Um der wachsenden Nachfrage nachzukommen, nimmt die Bosch-Tochter einen Milliardenbetrag in die Hand. Erst gestern verkündete das Unternehmen, bis 2030 mehr als eine Milliarde Euro in die Entwicklung und Produktion von Wärmepumpen zu stecken. Rund ein Viertel des Betrages wird in den Aufbau einer Wärmepumpen-Fabrik im polnischen Dobromierz gesteckt, wo die Produktion zwischen Ende 2025 und Anfang 2026 starten soll.
Dabei hat erst Anfang dieses Jahres eine weitere neue Anlage im mittelhessischen Eibelshausen ihre Arbeit aufgenommen. In Israel wurde im Februar der Grundstein für eine weitere Wärmepumpenfabrik gelegt. Und auch am zweiten deutschen Standort in Wernau wie auch in Aveiro in Portugal werden die Kapazitäten weiter ausgebaut.
Viessmann
Der Heizungsbauer Viessmann aus Nordhessen wird in vierter Generation geführt. Das Familienunternehmen gibt es bereits seit mehr als 105 Jahren. Mit ähnlich vielen Mitarbeitern wie die Bosch Comfort Group erzielte auch Viessmann im vergangenen Jahr einen Rekordumsatz von vier Milliarden Euro - ein Anstieg von 19 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Ein großer Treiber des Wachstums war die Geschätftssparte rund um die Wärmepumpen.
Vor gut einem Jahr hatte das Unternehmen bekanntgegeben, eine Milliarde Euro in Wärmepumpen und grüne Klimalösungen zu investieren. Innerhalb von drei Jahren soll das Geld unter anderem in den Ausbau von Produktionskapazitäten und Forschung und Entwicklung gesteckt werden.
Derzeit werden an verschiedenen Standorten Wärmepumpen-Komponenten produziert. Im vergangenen Jahr wurde der Grundstein für eine Wärmepumpenfabrik im polnischen Legnica gelegt, an der auch der polnischer Premierminister Mateusz Morawiecki teilnahm. Insgesamt 200 Millionen Euro aus der angekündigten Milliardeninvestition fließen in den Standort.
Vaillant Group
Die Geschichte des Remscheider Heizungsherstellers Vaillant geht zurück bis ins 19. Jahrhundert. Damals startete das Unternehmen als Handwerksbetrieb, heute ist das Unternehmen in Familienbesitz in den Bereichen Heizungen, Lüftungs- und Klimatechnik und Photovoltaiksystemen unterwegs.
Im Jahr 2021 setzte das Unternehmen mit insgesamt 3,3 Milliarden Euro rund ein Fünftel mehr um als noch im vorangegangenen Jahr. Ungleich stärker fiel das Wachstum im Bereich der Wärmepumpen aus, der im gleichen Zeitraum um die Hälfte zulegte. Seit 2016 hat das Unternehmen eine Milliarde Euro in den Ausbau des Wärmepumpengeschäfts investiert und plant in der Größenordnung noch weitere Investitionen.
Im vergangenen Monat hat die Vaillant Group seine - nach eigenen Worten - "Megafabrik" für elektrische Wärmepumpen in Senica in der Slowakei in Betrieb genommen, die 100.000 Quadratmeter umfasst. Ab Mai sollen dort ausschließlich Wärmepumpen hergestellt werden mit einer jährlichen Kapazität von 300.000. Neben der Slowakei und Deutschland hält Vaillant auch in Frankreich und Großbritannien Produktionsstätten. Alle Standorte zusammen sind nach Unternehmensangaben in der Lage, jährlich mehr als 500.000 Wärmepumpen herzustellen.
Stiebel Eltron
Der Wärmepumpenhersteller Stiebel Eltron aus dem niedersächsischen Holzminden produzierte im vergangenen Jahr 80.000 Wärmepumpen - ein kräftiger Zuwachs von 60 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. 1924 gründete Theodor Stiebel das Unternehmen mit der Erfindung des Ringtauchsieders, heute baut das Unternehmen eine Vielzahl von Wärmepumpen. Dieses Jahr wolle man deutlich über 110.000 Wärmepumpen produzieren, heißt es von dem Unternehmen gegenüber tagesschau.de. Zwar sei Deutschland der größte Markt für das Unternehmen, doch werde mehr als die Hälfte der Produkte ins Ausland verkauft.
Der Großteil der Produktion von Stiebel Eltron ist rund um den Hauptstandort Holzminden angesiedelt, wo knapp 3000 Mitarbeiter arbeiten. Im letzten Jahr wurden 500 neue Beschäftigte eingestellt, aber noch immer gebe es bis zu 400 offene Stellen. Es platze aus allen Nähten, sagt Sprecher Henning Schulz tagesschau.de. Es brauche Produktionshallen, Logistik, Materialien und Personal.
Für den nötigen Ausbau nimmt das Unternehmen eine hohe Summe in die Hand: Bis 2027 will die Gruppe 670 Millionen Euro investieren, rund zwei Drittel davon allein in den Standort Holzminden. Derzeit könne die hohe Nachfrage nicht gedeckt werden, sagt Schulz. Aber irgendwann werde sicher eine kleine Beruhigung eintreten am Markt. Beim Systemwechsel von Gasheizung auf Wärmepumpe werde aber noch eine Menge passieren.
Ausländische Konkurrenz
Auch die ausländischen Hersteller von Wärmepumpen haben in den vergangenen Monaten viel in den Ausbau von Produktionskapazitäten investiert. Mit Daikin Industries kommt einer der größten Wärmepumpenproduzenten aus Japan. Das Unternehmen aus Osaka hat angekündigt, bis 2025 840 Millionen Euro in vorhandene europäische Produktionsstätten zu investieren. 300 Millionen Euro fließen in den Bau einer Fabrik im polnischen Lodz, die im kommenden Jahr den Betrieb aufnehmen soll.