Scholz über Energiewende "Jedes Jahr 500.000 neue Wärmepumpen"
Bundeskanzler Scholz hat einen massiven Ausbau von erneuerbaren Energien angekündigt. Wärmepumpen sollen dabei das Heizsystem der Zukunft sein - die Branche erlebt schon jetzt große Zuwächse.
Bundeskanzler Olaf Scholz will den Ausbau erneuerbarer Energien deutlich ankurbeln: "Ab 2024 werden wir jedes Jahr 500.000 neue Wärmepumpen installieren", sagte er bei der Tagung des Verbands kommunaler Unternehmen. Wärmepumpen sollen eine klimafreundliche Wärmeversorgung für deutsche Haushalte sein - anders als Öl und Gas. Auch die Gaskraftwerke sollen deutlich ausgebaut werden. Künftig sollen sie mit Wasserstoff betrieben werden können.
Energie müsse bezahlbar bleiben
"Wasserstoff kann und wird Erdgas, Öl und Kohle ersetzen - insbesondere in der Industrie, im Energiesektor aber auch im Luft-, See- und Schwerlastverkehr", sagte er. Der Strombedarf werde von heute 600 auf 750 Terawattstunden bis zum Jahr 2030 steigen. Davon würden dann 80 Prozent durch erneuerbare Energien erzeugt.
"Bis 2030 wollen wir in Deutschland zehn Gigawatt Elektrolyseleistung aufbauen - das sind doppelt so viel wie in der Nationalen Wasserstoffstrategie ursprünglich vorgesehen", fügte er mit Blick auf die Wasserstoffproduktion hinzu. Energie in Deutschland müsse bezahlbar bleiben.
Habeck und Scholz auf gleichem Kurs
Scholz stellte sich dabei hinter die Ankündigung von Wirtschaftsminister Robert Habeck, einen Industriestrompreis zu ermöglichen - indem Firmen direkt vom Energieerzeuger Ökostrom einkaufen können. Der Bund werde sogenannte Power Purchase Agreements zwischen Abnehmern und Erzeugern erneuerbarer Energien fördern, sagte Scholz.
Habeck hatte am Montag angekündigt, schnell ein Konzept für einen Industriestrompreis in Deutschland umzusetzen. Die Entstehungskosten für erneuerbare Energien liegen laut Habeck bei fünf bis neun Cent. Dieses Geld soll ohne Umwege bei den Unternehmen ankommen, etwa durch Direktverträge. "Das wäre ein Bestandteil eines Industriestrompreises aus dem Markt heraus", sagte Habeck.
Wärmepumpen boomen
In den ersten drei Quartalen 2022 stieg die Produktion von Wärmepumpen um fast 50 Prozent, teilte das Statistische Bundesamt mit. 2021 war in der Hälfte der neuen, fertiggestellten Wohngebäude ein solches Gerät verbaut. Dem Bundesverband Wärmepumpen zufolge war der Absatz an Heizungs-Wärmepumpen von 120.000 im Jahr 2020 über 154.000 im Jahr 2021 auf 236.000 im vergangenen Jahr gestiegen.
Wärmepumpen gewinnen Wärme aus der Umgebungsluft, dem Grundwasser oder dem Erdreich. Sie brauchen aber viel Strom - je mehr davon aus erneuerbaren Energien stammt, desto klimafreundlicher ist diese Heizungsmöglichkeit.
Kältemittel enthält giftige Gase
Der Einsatz von Wärmepumpen ist allerdings nicht unbedenklich: Das Kältemittel, das entscheidend für die Wirksamkeit der Pumpe ist, enthält oft künstliche Gase der Stoffgruppe der Per- und Polyfluorierten Alkylsubstanzen (PFAS). Das zeigt eine Recherche von NDR, WDR und "Süddeutscher Zeitung” (SZ). Diese F-Gase werden für so giftig erachtet, dass sie in Europa bereits in wenigen Jahren ganz überwiegend verboten sein sollen.
Auch wenn sich das Kältemittel in Wärmepumpen eigentlich in einem geschlossenen Kreislauf befindet, besteht ein Risiko. Es kann vor allem bei der Entsorgung zum Austritt der Gase kommen. Deshalb haben fast alle großen Hersteller mittlerweile Pumpen mit Propan als alternativem und umweltfreundlichem Kältemittel im Angebot.
"Die Energiewende kann und wird uns auch gelingen"
Bundeskanzler Scholz zeigt sich trotzdem zuversichtlich: Die Zukunft gehöre den erneuerbaren Energien, aus Kostengründen, aus Umweltgründen und aus Sicherheitsgründen, sagt er. Scholz verwies auf Fortschritte beim Ausbau des Ökostroms aus Wind und Sonne und auf den geplanten Bau neuer Gaskraftwerke, die dann auf Wasserstoff umgestellt werden können. "Die Energiewende kann und wird uns auch gelingen", so Bundeskanzler Scholz.
Deutschland sei es nach dem Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine gelungen, sich unabhängig von fossilen Energien aus Russland zu machen. Deutschland gehe gestärkt in den Frühling und die kommenden Jahre.