Ziele nicht erreicht Woran hakt es bei den Wärmepumpen?
Eine Zeit lang herrschte im Wärmepumpengeschäft Goldgräberstimmung. Die Hersteller kurbelten ihre Produktion an. Doch nun beklagen sie einen massiven Nachfrageeinbruch. Woran liegt's?
500.000 neu installierte Wärmepumpen pro Jahr hat die Bundesregierung als Ziel ab 2024 ausgegeben. Die Realität hinkt dem aber hinterher. Im ersten Halbjahr 2024 haben die Hersteller insgesamt 90.000 Wärmepumpen abgesetzt, so der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH). Die Prognose liegt bis Ende des Jahres bei gerade mal 200.000, also nicht einmal der Hälfte des vorgegebenen Ziels.
Viele Hersteller haben ihre Produktion aber auf das Ziel von 500.000 ausgerichtet und beklagen jetzt die geringere Nachfrage. Beim Wärmepumpenhersteller Vaillant mussten nach Angaben des Unternehmens beispielsweise von 5.000 Mitarbeitenden 100 in die Kurzarbeit. Zu der schwachen Nachfrage habe eine europaweit stark rückläufige Baukonjunktur beigetragen, so ein Unternehmenssprecher, aber auch die öffentlich ausgetragene, kontroverse Debatte über Gesetze zur Nutzung umweltschonender Heiztechnik und entsprechender Förderung.
Verunsicherung ist groß
Für BDH-Hauptgeschäftsführer Markus Staudt spielt die kommunale Wärmeplanung für die Marktsituation eine Rolle, da bei den Bürgerinnen und Bürgern Unklarheit herrsche, was diese mit sich bringe. Sprich: Viele zögern privat loszulegen, da noch nicht klar ist, was die Kommune plant. Lohnt sich eine private Wärmepumpe, oder wird es ein kommunales Fernwärmenetz geben?
"Insbesondere ist es in der Beratung der Bürgerinnen und Bürger herausfordernd, die Zusammenhänge zwischen Gebäudeenergiegesetz, kommunaler Wärmeplanung und stellenweise der Förderung verständlich zu machen. In dieser unübersichtlichen Gemengelage schieben die Menschen die Heizungsmodernisierung eher auf", so Staudt.
Grundsätzlich sei der Rahmen für die Heizungsmodernisierung mit dem Gebäudeenergiegesetz und der attraktiven Förderung jetzt abgesteckt, so der Verband. Es ergebe also Sinn, sich jetzt mit dem Thema zu beschäftigen.
Interesse der Kunden ist da
Florian Schöpfer ist Energietechniker für Elektro und Heiztechnik in Stuttgart. Er schaut auf den Wärmepumpenmarkt insgesamt weniger pessimistisch. Das Interesse seiner Kunden sei durchaus da. Schöpfer habe pro Woche acht bis zehn Anfragen nach Wärmepumpensystemen.
Aber auch er sieht in der kommunalen Wärmeplanung einen Grund, warum die Menschen abwarten, ob sie wirklich eine Wärmepumpe einbauen. Er berät zusätzlich Kommunen mit 2.000 bis 30.000 Einwohnern in Baden-Württemberg, Bayern oder auch Hessen. Und die tun sich sehr schwer, erzählt er. "Viele denken, es gibt ein fertiges Baukastensystem, dass jede Kommune übernehmen kann. Aber so einfach ist das nicht. Knackpunkte sind vor allem Standortthemen, aber auch einen Investor und Betreiber für Fernwärmesysteme zu finden."
Schöpfer ist sich sicher, dass es noch lange dauern wird, bis großflächig kommunale Wärmeplanungen auf dem Tisch liegen und vor allem dann auch umgesetzt sind. Doch er sieht auch noch andere Gründe, warum das Ziel von 500.000 Wärmepumpen nicht erreicht wurde: Die Beratungen müssten besser werden - und damit auch die Ausbildung der Berater. An dieser Stelle würde sich gerade etwas tun. Die Handwerksschulen würden ihren Lehrplan anpassen, was Erneuerbare Energien anbelangt, so Schöpfer. Aber der Prozess sei langsam.
Wärme und Strom zusammen denken
Ein weiterer Punkt aus seiner Sicht: Es brauche einen ganzheitlichen Blick auf das Gebäude, und Wärme und Strom würden noch nicht ausreichend zusammen gedacht. "Es braucht ein Energiemanagement, dass Wärme und Strom miteinander verknüpft. Das gibt es technisch schon, aber wird viel zu wenig umgesetzt."
Dabei seien 80 Prozent der Anfragen, die Schöpfer bekommt, Anfragen nach ganzheitlichen Systemen. "Doch das bietet der Markt noch nicht zur Genüge" - weder bei der Beratung, noch bei der Umsetzung. Eine Wärmepumpe brauche enorm viel Strom und habe gegenüber einer Öl- oder Gasheizung zurzeit noch höhere Energiekosten. "Eine Wärmepumpe ist daher zusammen mit einer Photovoltaikanlage sinnvoll. Dann arbeitet eine Wärmepumpe wirtschaftlich", erklärt Schöpfer.
Probleme bei den Energieversorgern?
Aber genau da taucht das nächste Problem auf. Wenn jeder eine Photovoltaikanlage in dieser Größe braucht, dann bekommen die Energieversorger wiederum ein Problem. "Dann sind die Netze irgendwann überlastet, weil in manchen Zeiten zu viel Strom produziert wird und ins Stromnetz fließt. Also gibt es im schlimmsten Fall keine Genehmigung für die Photovoltaikanlage in einer entsprechenden Größe." Für Schöpfer ist und bleibt die Wärmepumpe aber ein wichtiger Bestandteil der Energiewende.
Hersteller Vaillant rechnet mittelfristig damit, dass das Geschäft mit Wärmepumpen wieder anziehen wird. "Diese Technologie, die etwa drei Viertel ihrer Energie kostenlos aus der Umwelt bezieht, ist unerlässlich für die Dekarbonisierung im Gebäudebereich", so ein Pressesprecher des Unternehmens. Die Förderbedingungen seien attraktiv und im Neubau bereits erste Wahl.